Ein Kaugummi geht auf Reisen

Kindergeschichte zum Thema Fantasie

von  tastifix

Flutschi wollte nicht in der Tüte abwarten, bis er irgendwann zerkaut wurde. 
„Nee, nicht mit mir!!“
„Es ist für uns Kaugummis die größte Ehre!“
„Ehre!!??“, empörte sich Flutschi. „Von wegen!!"

Da betrat ein kleines Mädchen die Küche:
„Mutti, darf ich ein Kaugummi?“
„Meinetwegen, Svenja!“
„Danke, Mutti!“
Svenja versuchte, die Tüte zu öffnen, aber die riss ein. Das Loch war gerade groß genug, dass ein Kaugummi durch passte. 
„Das ist die Chance!! - Nur, wie jetzt ...?`, überlegte Flutschi.
Die Anderen warnten ihn. Was er da vor hatte, machte ein gut erzogenes Kaugummi nämlich nicht. 
„Lasst mich in Ruhe! Ich werd mir die Welt angucken. Tschühüüs!!“

Da schüttelte Svenja die Tüte heftig. Flutschi rutschte an der glatten Tütenwand entlang bis zu dem Loch, im nächsten Moment dann in die Luft und platschte in der Ecke neben dem Küchenschrank auf den Boden. 
„Aua!“
Bodenfliesen sind nämlich hart. In eienr blitzenden fläche gegenüber sah er dann, wie ihm eine Beule wuchs. Ja, er ähnelte mit der einem Kaugummi-Einhorn.
„Sieht ja bekloppt aus!“ 
Zerknirscht überlegte er, wie er die wieder los werden könnte.
´Oder wenigstens buntfärben! - Aber, wo krieg ich die Farbe her?`
Svenjas Farbkasten lag hoch oben auf dem Küchentisch. Aber Flutschi konnte ja nicht fliegen.
„Das wird nix!“
Doch plötzlich fiel ihm die Fee Knisterbum ein, die in dem zweiten Schrank zwischen dem Mehl und dem Backpulver wohnte. Weil Feen unsichtbar sind, musste sie nicht befürchten, dass Svenjas Mutter oder Svenja selber sie dort entdecken würden.
„Und sie soll sehr lieb sein … “
Allerdings hatten die Anderen betont, Knisterbum würde vor allem beim Kuchenbacken helfen. 
´Hm, aber immerhin wohnen wir in der selben Küche. Vielleicht macht Knisterbum ja deshalb eine Ausnahme und hilft mir trotzdem!`

Svenja war zu faul, Flutschi vom Boden aufzuheben, angelte sich ein anderes Kaugummi aus der Tüte und schmatzte zufrieden.
´Macht man nicht!! Oder dürfen Menschenkinder das eben doch, wenn sie Kaugummis kauen!?` 
Auch egal, er hatte selber wichtigere Probleme. Wenigstens wurde es im Haus so allmählich still und dann herrschte Ruhe. . 
´Die schlafen! Ich ruf` jetzt die Fee!`- „Fee Knisterbum!“
Und nochmal:
„Liebe Fee Knisterbum!!“
Die Fee war eigentlich total groggy. Sie hatte am Tag 14x beim Backen geholfen und nun schlimmen Muskelkater vom pausenlosen Teig rühren. Unwillig buddelte sie sich aus ihrer Mehltütenhöhle.
„Muss das jetzt unbedingt sein? War schon fast eingeschlafen!`
Aber Feen waren verpflichtet, überall zu helfen, egal, wie spät es war. Sonst würde sie für drei Monate von den schönen Fee-Zusammenkünften im Cafe gegenüber  ausgeschlossen sein. 
´Keine Freundin zu sehen, nicht die neuesten Neuigkeiten aus Familie Knisterbum zu erfahren … Nee!!`
Doch noch schlimmer wäre es für sie, eine dermaßen lange Zeit nicht beim Teig rühren helfen zu dürfen. Wenn sie sich vorstellte, dass dann viele Kuchen misslingen würden … Aber bei dem Gedanken daran, dass sie gleich bestimmt jemanden froh machen würde, wurde sie wieder munter. 

„Wer ruft mich denn da?“, machte sie sich auf die Suche und schaute auch in die Ecke neben dem Kühlschrank. .
„W..Was machst Du denn dort?“
„Knisterbum, bist Du es?`
„Moment!“, murmelte die Fee etwas und schon konnte Flutschi sie sehen.
„Ich bin Flutschi!“, sagte er schüchtern. „Ich wollte nicht in der Tüte bleiben. War so langweilig!! - Aber jetzt komm ich hier nicht weg, bin festgeklebt. - Und sieh mal dieses doofe Ding da!“
„Oje!“, meinte die Fee. „Wie sieht das denn aus? Geht ja gar nicht!! - Beule verschwinde!!“
Und die Beule war weg.
„Danke, Knisterbum!“
„Hm, und wie helfe ich Dir jetzt aus der Ecke raus? - Wart mal: Ich hab ´ne Idee!“

Sie schwebte hoch zur Arbeitsplatte. Auf der lag ein Frühstücksbrettchen.
„Los, fix!“, befahl sie.
Sofort flog das Brett zu dem Kaugummi. Knisterbum griff sich noch fix einen Pfannenheber aus der Puppenküche und folgte ihm. Verblüfft beobachtete Flutschi sie.
„Wofür haste die denn geholt?“
Knisterbum lachte fröhlich:
„Das Brett wird Dein Skateboard!“
„Ja, aber ...“
„Nix aber!“
Skateboards kannte Flutschi. Auf einem solchen Ding war Svenja mal durch die Küche gesaust und hatte deswegen arge Schimpfe bekommen:
„Was fällt Dir denn ein? Nicht hier im Haus: Das ist für draußen!!“

Knisterbum flüsterte:
„Knister, knister, nun aber schnell! Räder dran!“
Aus einer Schublade rollten Lakritzschnecken heran und setzten sich genau an die Stellen, an denen Skateboards Räder haben.
„Woow!“
Zu mehr blieb Flutschi keine Zeit. Schon hob ihn der Pfannenheber hoch und einen Augenblick später saß er auf dem Brett.
„I..Ich hab H..Höhenangst!“
„Keine Sorge!“ 
Knisterbum wickelte ihm noch einen Paketbandsicherheitsgurt um. So war er gut gesichert. Danach kommandierte die Fee:
„Nun los: Auf zum Kaugummi-Land!“
Sie rollten nach draußen. So ganz fremd war alles für Flutschi ja nicht, denn als er gekauft worden war, hatte er durch die Tütenwand doch etwas sehen können. beobachtet, Aber nun ohne Wand entdeckte er noch viel mehr. Die hohen Häuser, die Autos, die Straßenbahnen und all die herum eilenden Menschen.

„Angekommen!“
Wenige Minuten später parkte das Skateboard vor dem Bahnhof. Weshalb es den gab, wusste Flutschi. Von dort fuhren Züge überall hin, sogar ganz weit fort.   
„Na los, komm!“, lachte Knisterbum.
„Aber, wie denn?“
„Na, ist ganz einfach!“
Knisterbum schob den Pfannenheber erneut Flutschi ganz vorsichtig unter. 
„Ääh!!“
Ihm wurde es ein wenig mulmig, denn, während Knisterbum die Stufen hoch trippelte, wackelte sein fliegender Teppich in ihrer Hand ziemlich stark hin und her. Oben angekommen zauberte die Fee noch einen Wanderstock herbei.
„Und nun?“,fragte Flutschi ängstlich.
„Du sitzt oben drauf! Wirst sehen: Reisen macht Spaß!“

Die Fee löste seinen Sicherheitsgurt und setzte Flutschi oben auf den Griff. Danach besorgte sie sich eine Fahrkarte. Kaugummis reisten umsonst. Kurz darauf saß sie auf ihrem Platz und schaute aus dem Fenster. Der Wanderstab stand aufrecht neben ihr und so konnte auch Flutschi nach draußen gucken. Neugierig ließ sich von Knisterbum alles erklären, was dort so an ihnen vorüber flog. Aber aufmerksam zuzuhören macht müde und bald schlief er ein. 

Mehrere Stunden später sah draußen alles anders aus. Menschenstädte waren keine mehr zu sehen.
Dagegen andere Städte, viel winziger und auch viel bunter. 
„Aufwachen, Flutschi! Wir sind da!“
Der gähnte kurz und schielte aufgeregt hinaus. Knisterbum klemmte sich den Wanderstab unter den Arm und sie stiegen aus. Alles wirkte fröhlich: Die Häuschen waren bunt bemalt und die Fahrzeuge leuchteten orange, rot, gelb und grün. Und dann traute Flutschi den Augen nicht: Hier war er nicht mehr das einzige Kaugummji, das unterwegs war. Sondern überall wurden Verwandte von ihm von Kaugummi-Taxifahrern herumkutschiert.
„Huhuuh Flutschi! Schön, dass du auch da bist!“, winkten sie ihm zu und Flutschi winkte zurück. Sogar Kaugummi-Busse gab es. Die ähnelten der Tüte daheim und knisterten beim Fahren lustig.
„Sind wir denn schon …?“
„Ja, wir sind im Kaugummiland!!“

Sie bummelten kreuz und quer durch die Stadt. Flutschi guckte begeistert umher. Nach einer Weile fragte die Fee:
„Was möchtest Du denn gerne sehen, Flutschi?“
„Gibts hier einen Zoo?“
Die Fee nickte.
„Au ja, bitte!“
Kurz darauf bewunderten sie also Kaugummi-Zebras, -Tiger, - Affen und selbstverständlich süße Gummibärchen. Die Zebras spielten Fangen, die Tiger knabberten an Kaustangen und die Affen warfen sich Bälle zu. Nur die Gummibärchen spielten nicht, sondern schleckten leckeren Honig aus einem Eimer. Flutschi hatte nach einer Weile genug gesehen und wollte weiter. So verließen sie den Zoo wieder.

„Und jetzt? Wo möchtest Du nun noch hin?“
Das Kaugummi hatte noch einen Wunsch, aber  ...
„Na los, sag schon!“, lachte Knisterbum.
„Knisterbum, daheim dreht sich manchmal ein großes Rad in der Luft und von dem aus kann man ganz weit gucken, hat Svenja gesagt!“
„Ach, die Kirmes meinst Du! Aber, ich denke, Du hast doch Höhenangst?!“
„N..Nich mehr g..ganz so!“, stotterte Flutschi zögernd.
Die Fee stellte den Wanderstab in ein Schließfach am Kirmeseingang, setzte sich Flutschi auf die Schulter, löste ein Ticket und schon saßen sie in einem der Riesenrad-Abteile. Ganz langsam stieg es hoch und höher. Flutschi wurde es denn doch ein wenig schwindelig. Aber er war zu neugierig auf alles und, als das Rad ganz oben anhielt, riskierte er sogar einen Blick.
„Ooh!“
Die winzigen Häuser sahen noch winziger aus und die kleinen Kaugummis waren kaum noch zu erkennen.  Rings um die Stadt lagen weite Felder, kunterbunte Blumenwiesen und etwas weiter weg ein schöner Wald.

Und dann:
„Sieh mal, Knisterbum, dort ganz hinten!!“
So etwas hatte Flutschi noch nie gesehen.
„Das Meer!“, erklärte Knisterbum. „Schau mal! Dort, ein Schiff!“
Unter dem strahlend blauen Himmel schwamm auf dem grünblau wirkenden Wasser ein blendend weißes Schiff. Hinter ihm spritzte viel Gischt hoch, auch weiß. Es war ein wunderschöner Anblick.   
„Wie toll das aussieht! Wo fährt es denn hin?“
„Ganz weit weg in ein anderes Land!“, erwiderte die Fee.
„Ach, wäre das schön, wenn ...“, seufzte Flutschi.
„Es ist eine sehr weite Reise. Viel länger als unsere ins Kaugummi-Land. - Aber, leider müssen wir uns jetzt sputen und zurück. Die Nacht ist gleich schon um!“
Auf einmal guckte Flutschi ganz traurig.

Sie stiegen aus, holten den Wanderstab und marschierten zum Bahnhof. Ihr Zug traf bald ein. Doch diesmal schlief Flutschi nicht. Dafür war er noch viel zu aufgeregt. Wie schön alles gewesen war! Nur das mit dem Schiff, das mit dem Schiff ging ihm nicht aus dem Kopf ... 
Feen können Gedanken lesen und so wusste Knisterbum, was ihn so sehr beschäftigte.
´Warte nur ab bis morgen Abend ... Dann wirst Du Dich ganz doll freuen!!`
Wenn sie nur daran dachte, freute sie sich schon jetzt riesig. Sie schloss die Augen und sah ein wunderschönes Schiff vor sich, das unter strahlend blauem Himmel übers blaugrüne Meer fuhr ...

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Stelzie (55)
(16.08.21)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 tastifix meinte dazu am 16.08.21:
Hallo Kerstin!

Nicht allein mir gebühren Deine netten Worte. Die Idee zu dieser Geschichte kam von meiner 8-jährigen Enkelin, die in meine Fußstapfen tritt und sich gleichfalls schon Geschichten ausdenkt.

Die neueste "Endlich ohne Sprachfehler" habe ich bis auf wenige Verbesserungen wortwörtlich übernommen, g. Ich werd sie morgen einstellen.

Liebe Grüße zurück
Gaby
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram