Strömungsmessung

Gedicht zum Thema Zeit

von  Bellis

Am Fluss das Fließen ist gar keins:
die Wasseroberfläche glatt
und unbewegt, verweilend, scheint’s.
Ich sehe mich an Ruhe satt.

Im trüben Wasser neigt sich Tang
zum Schlamm hinab, braun, monochrom.
Und ein paar Fische stehen lang
fast regungslos und still im Strom.

An mir vorbei in buntem Lauf
treibt Laub, lotslosen Booten gleich.
Führ’s nicht hinab, zu zweit, zuhauf,
säh’ ich nicht, dass die Zeit verstreicht.

Das leuchtend gelbe Ahornblatt,
links überholt von welkem Gras,
ein Birkenblättchen schaukelt matt,
zwei Weidenblätter, schlaff und nass,

ein Eichenblatt, rotbraun getupft,
ein purpurrotes Blatt von Wein,
drei weiße Federchen, gerupft
vielleicht von einem Entenbein?

Ein kleines Stück, ganz zart gesägt,
das Fetzchen eines Lindenblatts,
hat sich auf einen Zweig gelegt -
ein Fisch springt jäh mit einem Satz!

Sogleich zerfließt der Wellenring.
Der Fluss nimmt alles mit sich fort.
Das Pappelblatt, das ich mir fing,
schwimmt schon um jene Biegung dort.


Anmerkung von Bellis:

Langsam zu lesen!

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Kommentare zu diesem Text

LudwigJanssen (54)
(16.10.08)
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LudwigJanssen (54)
(20.10.08)
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 Bellis meinte dazu am 20.10.08:
Na klar. Die Saale. Foto? Nö. ;o)
Gini (57)
(20.10.08)
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 Bellis antwortete darauf am 20.10.08:
Vielen Dank, Gini, für Deinen Kommentar und Deine Empfehlung. Schön, daß Du Dich mit meinem Gedicht so gründlich auseinandersetzt, denn Du bist auf die beiden gewollten Widersprüchlichkeiten gestoßen. ;o)
1.) Das stillstehende strömende Wasser: Das tiefe Flussbett strömt sehr gleichmäßig, ohne Wellen, ohne Strudel - so sieht die Oberfläche gar nicht bewegt aus, obwohl der Zuschauer natürlich weiß, daß da Bewegung ist. Sichtbar wird die Bewegung dann eben an treibenden Objekten, wie den Blättern.
2.) Das eingefangene Blatt, daß dann wegschwimmt: Es ist ein Gedankensprung - LyrIch fing das Blatt und setzte es dann in die Strömung, von der es weggetragen wurde.
mmazzurro (56)
(10.11.08)
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Elias† (63)
(24.11.08)
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 Bellis schrieb daraufhin am 24.11.08:
Ich find´s schön, daß Du das genauso empfindest. :o)
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