Verwirrt und geirrt

Text zum Thema Begegnung

von  Martina

Komm her, begib dich in meine Nähe. Du bist schon lange da. Herznah.
Dein Körper ist nur der Schatten deiner Seele, die bereits an meiner Seite geht.
Tief in mir hast du einen Brand gelegt, mit nur einem Blick,
den du mir in der Galerie bei der Vernissage zugeflüstert hast.
Ich sah dir hinterher, fassungslos, als hätte ich einen Geist gesehen, oder einen Engel.
Deine Präsenz überflutet den ganzen Raum, ja sie nimmt mir fast die Luft zum Atmen.
Nie zuvor hab ich so etwas erlebt. Diese Materie war mir bislang völlig fremd.

Ich fühle mich, als hätte jemand mein Innenleben nach außen gestülpt- für alle sichtbar-
nur für mich selber nicht. Ein Fremder war ich mir. Und bin es immer noch.

Du gehst weiter, als wäre rein gar nichts geschehen. Unverständlich war es für mich, wie du dir
höchst interessiert, die Bilder des Malers anschaust. Für mich gab es nur noch ein Bild- DICH.

Alles hast du in dir vereint, alles was mich in Staunen versetzen konnte.
Die 7 Weltwunder waren dagegen ein billiger Taschenspielertrick. Lächerlich.

Komm her, begib dich in meine Hände, damit sie das Zittern verlieren, wie ich den Verstand.
Der Wahnsinn hat sich mir in den Blick geworfen, er klebt wie zäher Brei um jeden meiner Gedanken.
Er strömt mir aus dem Körper, wie der Angstschweiß.
Ja, Angst! Angst dich aus den Augen zu verlieren. Pure Panik, wenn dein Blick den Ausgang sucht.
Wenn er über mich hinweggeht, als stände ich nicht wie paralysiert hier im Raum.

Der Zauber des Augenblicks hat mich in Fesseln gelegt. Ich, der glaubte, gegen Amor und Liebespfeile immun zu sein. Ich, der allen Eventualitäten einer Beziehung aus dem Wege ging.
Ich, der einfach nur seelenlose Körper genoss. Eine Nacht lang, nie war es mehr.
Es gab nichts zu verlieren, es gab kein Risiko. Nur kalte, kurze Befriedigung.

Mit dem Morgennebel verschwanden die Erinnerungen. Es blieb nichts zurück. Nichts.

Leichtfüßig gehst du in meine Richtung, geradewegs auf die Tür zu.

Als hättest du meinen inneren Schrei gehört, bleibst du vor mir stehen und blickst mir
direkt in die Augen. Blühender Lavendel, schoss es mir durch den Kopf. Diese Farbe hatten sie.

Ich schlucke schwer. Mein Mund  ist trocken, meine Hände sind nass.
Die Welt steht Kopf und versucht mich aus ihrer Hemdentasche zu schütteln.

Nichts ist mehr in Ordnung. Nur dein Haar, dein weizenblondes Engelshaar.

In dem Moment glaubte ich an alles, was ich vorher lauthals verlacht hatte.
Bestimmung oder Schicksal, all das gab es für mich nicht. Seelenpartner, paaah!

Jeder, der mit mir über dieses Thema sprach, erntete nur ein mitleidiges Lächeln.

Doch jetzt, in diesem Moment, wo scheinbar alle Himmelswesen Zauberstäbe schwingen und mit Zauberformeln um sich werfen, um mich aus meiner Glaubensstarre zu lösen. Jetzt würde ich an alles glauben, egal wie verrückt es wäre.

Wie kann das sein? Welche Macht ist hier am Werk, die ein ganzes Leben mit sämtlichen Erfahrungen in Frage stellt?

Es ist schwer zu beschreiben, das Gefühl nicht denken zu können und doch mit Fragen überschüttet zu sein.

Diese Fragen, die sich nicht in Sätzen formulieren, sondern nur in Gefühl.

Es ist schwer gegenwärtig zu sein, wenn man gerade nicht von dieser Welt ist.

Es ist geradezu unmöglich, unbegreifliches begreifen zu wollen.

Und es ist ein Witz, wenn man meint, alles in der Hand zu haben.
Selbstbetrug, zu glauben, dass man Herr seiner Sinne ist.
Fatal zu denken, dass der Verstand sich über die Liebe stellen könnte.

Komm her, begib dich in meine Nähe. Du bist schon lange da. Herznah.
Dein Körper ist nur der Schatten deiner Seele, die bereits an meiner Seite geht.
Seit langen Zeiten schon.

Was zusammengehört, wird sich immer wieder finden und erkennen.

Du bist es. Ja du!



M.Brandt

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Kommentare zu diesem Text

Wildhüter (51)
(16.12.08)
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 Martina meinte dazu am 16.12.08:
Du hast dir tatsächlich die Zeit genommen, den ganzen, langen Text zu lesen? Wow...das passiert nicht so oft. Besser kommen die kurz und gut-Texte besser an =) So sag ich mal mächtig Danke an dich !
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