Big Bud, der Ratze und ich

Groteske zum Thema Persönlichkeit

von  Mutter

Als ich die Augen aufschlug, saß er schon da, dämmerig in meinem Sessel. Bei Bud Spencer weiß man nie, ob er einen wirklich ansieht oder nicht, bei den kleinen Schweinsäuglein. Oder ob er vielleicht schläft.
‚Bist du wach?’ wollte ich wissen. Ich bekam ein Grunzen als Antwort, so wie meistens. Schätze, das hieß ‚ja’.
Bud ließ sich häufiger alleine rein, bei mir. Er besaß einen eigenen Schlüssel, und so musste er mich nicht wecken. Ich mochte das – fühlte mich behütet, wenn er so dasaß, und über meinen Schlaf wachte.
Wenn Bud Spencer auf einen aufpasst, muss man sich vor nichts fürchten.
‚Wie spät isses?’ wollte ich mit pelziger Zunge wissen. Ein weiteres Grunzen.
‚Iss Ratze schon da?’ Diesmal schüttelte er den Kopf.
‚Okay, weck mich, wenn er kommt, in Ordnung?’ Damit drehte ich mich auf die andere Seite und war kurz darauf wieder eingeschlafen.

Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, die Wimpern immer noch verklebt, saß Ratze ebenfalls an meinem Bett. Er hatte sich den unbequemen Hocker aus der Küche holen müssen, und schien nicht besonders gut gelaunt zu sein.
Das war er aber eigentlich nie, beziehungsweise so sah er nie aus. Mit den dunklen Trauerrändern konnte er locker in jedem Horror-Movie mitspielen, würde man ihm ohne Probleme abnehmen.
Jedenfalls saß da Kardinal Ratzinger, nicht der Papst. Das war früher, als Ratze noch Ratze war und Big Bud sich noch bewegen konnte. Jetzt ist ja alles anders.
‚Was machen wir heute?’ wollte ich wissen, während ich mich ausgiebig streckte. Ich hatte nicht vor, aufzustehen, bevor das nicht geklärt war. Es passierte ziemlich häufig, dass sich die beiden nicht einigen konnten, und dann verbrachten wir den Tag mehr oder weniger in der Wohnung. Und ich musste mir keinen Stress machen, wenn ich genauso gut hier liegen bleiben konnte. Bis was entschieden war.
Bud wollte in den Zoo gehen. Das wollte er meistens. Da war er richtig glücklich – schlenderte durch die Gegend, leckte an drei Kugeln Vanille-Eis und sah sich die Eisbären an. Die mochte er am liebsten.
Aber Ratze hasste den Zoo, der wollte da eigentlich nie hin. Manchmal habe ich ihn dann doch überredet bekommen, und wir sind in seinem alten Polo da hin. Den, den sie dann nachher auf Ebay verkloppt haben, für teuer Geld.

Und so endete die Debatte oft damit, dass wir erstmal den Fernseher anmachten.
Der Ratzinger wollte dann immer wissen, ob ‚Urbi Et Orbi’ kommt, das sei seine Lieblingssendung. Ich sagte ihm dann immer, nein, es sei noch nicht Ostern. Musste er noch warten. Ich meine, wie blöd ist das denn, eine Lieblingssendung zu haben, die nur einmal im Jahr kommt?
Er schmollte dann meistens, und meinte, wenn er erstmal Papst sei, dann gäbe es jeden Tag ‚Urbi Et Orbi’.
Aber immer, wenn er davon anfing, gab es Ärger. Also vom Papst-Sein.
Der Bud Spencer sagte, wieso soll denn der Ratze Papst werden, der sei ja nicht mal Italiener, oder Pole. Er dagegen sei immerhin aus Neapel.
Die beiden stritten sich dann eine ganze Weile, und ich passte nur auf, dass der Bud den Ratze nicht haut, das kann der nicht so gut haben. War damals schon etwas wackelig auf den Beinen.

Die beiden waren ein ganz schön anstrengendes Paar, viel anstrengender als zum Beispiel Elmo und Jim Carrey, wenn die vorbei kamen. Ich hatte schon mal versucht, da ein bisschen die Verhältnisse aufzumischen. Aber der Bud Spencer hat dann Jim so lange auf den Kopf gehauen, bis dem ein Zahn gewackelt hat. Ich habe die beiden dann gewaltsam getrennt.
Naja, und der Ratze wollte Elmo damals die ganze Zeit exkommunizieren. Der Elmo wusste zwar nicht, was das ist, ‚exkommunizieren’, hat aber trotzdem andauernd geweint deswegen. Das war auch kein schöner Nachmittag.

Jetzt ertrage ich die beiden halt zusammen, so wie sie sind, und hoffe immer, dass nichts Schlimmeres passiert.
So oft kommt das auch nicht mehr vor. Der Ratze ist jetzt meistens in Rom, versucht immer noch, dass im Fernsehen jeden Tag ‚Urbi Et Orbi’ kommt, und der Bud hat oft kein Geld für den Bus.


Anmerkung von Mutter:

Der iss für Elis & den Schokoladen ...

 Diss hier iss Elis, kann man aber nich lesen, nur hören ... iss aber auch nicht schlecht.

Empfehlung: 'Maedchen kennengelernt'

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Kommentare zu diesem Text

Kitten (36)
(07.03.09)
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 Mutter meinte dazu am 09.03.09:
:D
Chickenfeed (43) antwortete darauf am 16.03.09:
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 Mutter schrieb daraufhin am 16.03.09:
Das Vorgehen finde ich genial ... :)

Vorteil: Man bezieht noch eine weitere Person mit ein.
Nachteil: Man erscheint mit seinem Kommentar nicht auf der Startseite. Auch wenn diss meist nur für Bruchteile von Sekunden iss, isses immerhin was wert. Wenn man eine Profilneurose hat.

Ansonsten: Elmo iss ein Cousin von Grobi, glaube ich, ein weiches, rotes Monster. Kam leider erst lange nach meiner Sesamstraßen-Zeit. Frauen lieben Elmo. Eigentlich alle, die ich kenne.

Und ich fände glaube ich Godzilla und Howie noch viel cooler - er weint immer rum, dass der Saurier nicht gleich jede Stadt platt machen soll ... Und Heather Locklear findet Godzilla natürlich auch viel geiler als den ollen Howie ... :D
Chickenfeed (43) äußerte darauf am 16.03.09:
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Kitten (36) ergänzte dazu am 16.03.09:
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Chickenfeed (43) meinte dazu am 16.03.09:
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