Groener

Interpretation zum Thema Bildung/ Wissen

von  Harmmaus

Quelleninterpretation
„General Groener zu den Plänen beim Truppeneinzug in Berlin am 10.12.1918“








Gunnar Kaltofen
Telefon: 6480579
Frankenbergstr.38
E-Mail Adresse: bkaltofen@comundo.de
Matrikelnummer: 206776






Gliederung:

1. Einführung und Fragestellung
2. Quellenkritik
2.1. Inhalt
2.2. Tendenz
2.3. Autor und Herausgeber
2.4. Sprachkritik
2.5. Verzerrungen
2.6. Auslassungen
3. Interpretation
4. Fazit

















1. Einführung und Fragestellung
Bei der vorliegenden Quelle handelt es sich um einen Protokollauszug aus dem Dolchstoßlegendenprozeß vom 19.Oktober bis zum 25. November 1925.  Der  Prozeß fand statt, weil die Glaubhaftigkeit der Dolchstoßlegende  von einem Zeitungsverleger in Frage gestellt worden war. Neben vielen anderen hochrangigen Offizieren trat Generalleutnant a. D. Wilhelm Groener auf. Er berichtete über die Pläne beim Truppeneinzug in Berlin, über deren Ursachen und Konsequenzen. Groener legte zudem seine Vereinbarungen mit Reichspräsident Ebert dar und rechtfertigte die Durchführung durch den geschlossenen Ebert- Groener Pakt. Die Aussagen Groeners müssen nun auf ihre Glaubhaftigkeit geprüft und die Schlußfolgerungen in den historischen  Kontext gebracht werden. Die Frage nach den Gründen des Scheiterns steht in meiner Deutung im Vordergrund.

2. Quellenkritik
2.1. Inhalt
Groener stellte zunächst das Ziel seines Planes vor. Die Arbeiter und Soldatenräte sollten beseitigt und damit eine stabile Regierung Berlin errichtet werden. Zehn Divisionen sollten die Ordnung in Berlin wiederherstellen und gegen die „Spartakiden“  vorgehen. Groener befahl nach Absprache mit Ebert, daß die Truppen mit scharfer Munition nach Berlin einmarschieren sollten, obwohl dies vom Rat der Volksbeauftragten abgelehnt wurde . Für die Durchführung der Aktion wurde  Groener ein erfahrender Offizier zur Seite gestellt, der sich durch mehrere andere Einsätze für solche Aufgaben empfohlen hatte. Jedoch hatte Groener  nicht die moralischen Kriegsfolgen der Soldaten berücksichtigt. Die Divisionen lösten sich innerhalb von Tagen auf. Somit schlug der Plan, in Berlin eine stabile Regierung  aufzubauen, fehl . Für das Scheitern machte Groener den Reichspräsident Ebert und die Offiziere verantwortlich.

2.2. Tendenz
Die Glaubwürdigkeit der Quelle muß man kritisch betrachten. Da Ebert während des Dolchstoßprozesses bereits verstorben war, wurden die Ereignisse nur von Groener mitgeteilt, der sich selbst aus der Schußlinie bringen wollte. Ständig betonte er das gute Arbeits-verhältnis mit Ebert  und kritisierte zugleich seine Offiziere, die ihn in Berlin im Stich gelassen hätten. Die Moral war auch hier durch die Niederlage des Krieges enorm eingeschränkt. Nach 14 Tagen war die Zahl der Regierungskämpfer auf 800 gesunken4, was man nicht nur mit dem Heimatdrang erklären kann . Vielmehr muß man zusätzlich die gespaltene politische Situation innerhalb der Divisionen berücksichtigen. Es gab auch hier Sympathisanten mit den Spartakisten. Zweifeln muß man auch an den Aussagen, die das Scheitern bezüglich anderer Widerstände schilderten.“ 

2.3. Autor und Herausgeber
Die Quelle stammt aus den Akten des Dolchstoßprozeßes. Groener, den Autoren der Quelle, hat man ebenso kritisch zu betrachten, wie seine Aussagen selbst. Groeners Streben nach einem militärischen System, das dem preußischen Vorbild entsprach , wird in der Quelle verdeutlicht. Da der Prozeß 1925 stattfand, muß man die Zeitspanne berücksichtigen, in der Groener seine Aussage überdenken konnte und verschiedene Dinge aus entfernterer Sicht betrachtete.

2.4. Sprachkritik
Groener, als General der Reichswehr, erklärte die Fakten in einer militärisch geprägten Sprache. Sehr detaillierte und prägnante Sätze, die nicht immer verständlich aufgebaut sind. Mehrere Fakten werden zeitlich versetzt erwähnt, so daß der Leser sich diese Fakten erst ordnen muß, um den Kern des Textes zu verstehen. Groener kommentierte die Ereignisse und Fehler aus seiner Sicht ausführlich und stellte seine Person in einer Art „Heldenfunktion“ dar.  Wichtige Bezüge zu den Gesprächen mit Hindenburg und Ebert fehlten  . So kann man die Zusammenhänge aus dem Text schwer herausziehen. Insgesamt wirkt die Sprache sehr monoton.

2.5. Verzerrungen
Die Quelle zeigt die Darstellung Groeners über die Gegenrevolution in Berlin. Die Sichtweise Eberts konnte durch dessen  frühzeitigen Tod nicht mehr berücksichtigt werden, damit wird die Glaubwürdigkeit der Aussagen Groeners in Frage gestellt. Vor allem, was die Zusammenarbeit und Absprache zwischen Groener und Ebert angeht. Inwieweit Ebert mit allen Absprachen einverstanden war, kann man anhand von Dokumenten kaum mehr nachprüfen.  Groener nennt nicht die Rolle Hindenburgs und seines Offizierskorps, welches ihm beim Plan unterstützten sollte. Ebenso wird der Brief vom 8.12.1918 an Ebert nicht erwähnt, indem Hindenburg Ebert an die Notwendigkeit der Aktion erinnert.  Außerdem wird die Situation der Soldaten nur unzureichend dargelegt. Die Gründe für eine Desertion werden auf ein Minimum reduziert und nur der Heimatdrang und die Kriegsmüdigkeit als Ursachen angegeben. Die Pläne zur Säuberung Berlins sind nur angerissen, ohne dass genaue Pläne der einzelnen Divisionen aufgelistet werden .

2.6. Auslassungen
Groener geht mit keinem Wort auf die Art der Regierung ein, die er als „stabil“ betrachtete . Die Begrüßungsansprache von Ebert wird nicht erwähnt, welche die Motivation der Soldaten steigern sollte. Die Gefahr, die von den Kommunisten ausging, wird nicht mit den Vorkommnissen in Rußland verglichen. Die Rolle der Berliner Gewalten wird von Groener nicht beschrieben. Er kritisiert lediglich die unmögliche Zustände, die die Ausführung seines Planes gefährdeten. Desweiteren erwähnt Groener in der Quelle nicht, was er unter einer stabilen Regierung versteht. Warum er die gegenwärtige  kritisiert, wird nicht eindeutig klar. Seinen Offizieren gibt er eine Teilschuld, erwähnt aber nicht seine eigene Fehleinschätzung von der sozialen Situation der Soldaten.

3. Interpretation
  Die Quelle von Herzfeld stellt im wesentlichen drei Punkte in den Vordergrund:
1.) Die Zusammenarbeit zwischen Groener und Ebert, die in der Quelle mehrfach erwähnt wird.
2.) Die Pläne um Berlin vor dem Bolschewismus zu retten und damit die „Spartakiden“ zu beseitigen.
3.) Die Rolle der militärischen Führung, speziell von General Lequis, und die Schuld der Soldaten an dem Scheitern des Unternehmens.
Nach Groener sollten die zehn Divisionen in Absprache mit Ebert die politische Situation in Berlin wieder herstellen . Groener sprach von einer Befreiung Berlins von allen bolschewistischen Elementen. Die Arbeiter und Soldatenräte  müssten aufgelöst werden. Dieses Unternehmen wurde mit dem preußischen Kriegsminister und dem Rat der Volksbeauftragten abgestimmt. Doch traten Schwierigkeiten in der Durchführung auf, weil man zwecks Bewaffnung unterschiedliche Meinungen vertrat. Scheüch, der preußische Kriegsminister, befürwortete die Aktion, wollte aber für ein Scheitern keine Verantwortung übernehmen . Hiermit entstand ein politisches Problem, da auch Groener ernste Konsequenzen bei einem Scheitern befürchtete. Ihm war es sehr angenehm, das ihm mit General Lequis ein fähiger Offizier empfohlen wurde, der in diversen Aktionen seine Fähigkeiten unter Beweis gestellt hatte. Groener sprach von einer Säuberung Berlins  von „Spartakiden“ und dem Plan, wieder eine feste, stabile Regierung aufzustellen. Somit sieht er die Ursache der Unruhen im politischen Chaos, welches mit einer festen Regierung nicht mehr auftreten würde.  Dass ein Programm für die militärische Aktion ausgearbeitet worden war, bestätigte er erst unter Eid, woraus man schließen kann, daß er dies nur widerwillig gemacht hat. Groener ging dann näher auf die Zusammenarbeit mit Ebert ein, den er in höchsten Tönen lobte, und ihn aufgrund seiner Vaterlandsliebe und ewiger Loyalität als  „absoluten Vaterlandsverehrer“ bezeichnet . Für Groener war das ein wichtiger Punkt, da er den Groener-Ebert Pakt auf dieser Tatsache aufgebaut hat. Die Reichswehr erschien Groener zu jenem Zeitpunkt einer solchen eine Aufgabe gewachsen. Im Gegenzug verlangte Groener von Ebert Unterstützung bei der Neuformierung der Armee, der es seiner Meinung nach an Ordnung und Diziplin mangelte und die durch Umstrukturierung zu alter preußischen Stärke zurückkehren sollte.  Groener sprach damit den alten preußischen Militarismus an, der uneingeschränkten Gehorsam in den Vordergrund stellte.
Mit dem Beginn der Aktion standen 100000 Soldaten vor Berlin zum Kampf bereit. Die Soldaten wurden in Vororten einquartiert, da man befürchtete, dass die Kasernen von „Spartakiden“ ausgehoben werden konnten. Was Groener und die gesamte oberste Heeresleitung nicht berücksichtigt hatten, war die Tatsache, daß die Soldaten kriegsmüde waren und somit diese Gelegenheit wahrnahmen, um nach Hause zu gehen. Da konnte auch eine Rede von Ebert, die er beim Einmarsch der Soldaten hielt, nicht die Moral der Soldaten verbessern. Ebert sprach in dieser Rede von Treue und Loyalität. „Kein Feind hat euch überwunden!“  Ebert forderte von den Truppen“ die Ordnung, die Einheit  Deutschlands wiederherzustellen, um dann als Helden nach Hause zu gehen.“  Direkt nach der Rede jedoch gingen die Truppen auseinander. Ein weiterer Aspekt der Desertion  war die Ablehnung von Waffengewalt gegen die eigenen Truppen. Letztendlich machte Groener die Soldaten und dem ihm empfohlenen General Lequis für das Scheitern des Unternehmens verantwortlich. Die Gefahr, die von den Spartakiden ausging, wurde von keinem Offizier aus den Divisionen ernst genommen.

4. Fazit
Die Quelle gibt als Ursache für das gescheiterte Unternehmen den verlorenene Krieg und dessen moralische Auswirkungen an. Groener selbst ging aus der Schußbahn, indem er die Verantwortung auf seine Offiziere verteilte. Seine Aussage im Prozeß diente ihm dazu, seinen Ruf zu etablieren. Die Bedeutung der Berliner Aktion kann nur theoretisch untersucht werden. Schließlich fand sie nicht statt.



Literaturliste

Wilhelm Groener. Lebenserinnerungen. Jugend, Generalstab, Weltkrieg. Hg. Friedrich Freiherr Hiller von Gaertringen. Göttingen 1957
Sebastian Haffner. Die deutsche Revolution1918/1919. München 1991.
Wolfgang Ruge. Illustrierte Historische Hefte, Revolutionstage November, Dezember  1918/1919. Heft 14, Berlin 1978.
Wolfgang Ruge. Novemerrevolution1918. Berlin 1981.
Manfred Weißbecker. Flucht nach Weimar. Berlin 1981.

Die deutsche Revolution 1918/1919.Dokumente. Hg.Gerhard A. Ritter und Susanne Miller. Hamburg 1975.
Soldatenräte und Revolution. Studien zur Militärpolitik in Deutschland 1918/1919. Hg.Ulrich Kluge. Göttingen, 1975.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (21.06.20)
" Es gab auch hier Sympathisanten mit den Spartakisten. "?

Ich hoffe doch sehr, jemand hat diese Hausarbeit professionell lektoriert, bevor Du sie abgegeben hast???
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