Pedro

Kurzprosa

von  Alpha

Ich stehe wieder am Fenster zum Hinterhof und sehe hinaus, es regnet gerade und ich staune über das viele Wasser das fast so viel ist dass draußen keine Luft mehr ist sondern eben Wasser, und das ganze wuchernde Grün im Garten ist plötzlich so wie die Wasserpflanzen, die man fürs Aquarium kaufen kann. Und das Gartenhäuschen, das nur zu Hälfte aus dem Hintergrund hervor lugt das ist plötzlich wie so eine Dekoration die man auch dort kaufen kann wo es die Wasserpflanzen gibt, und die ganz hohl ist mit offenen Türen und Fenstern damit die Fische hinein schwimmen können. Und wieder hinaus. Das können sie aber machen tun sie es dann fast nie, sie schwimmen immer vorbei oder verstecken sich lieber in den Wasserpflanzen, denn was sollen Fische von solchen Häuschen halten sie halten nämlich gar nichts von ihnen.
Ich stehe also noch eine Weile am Fenster bis ich nicht mehr weiß was ich über Regen und Wasserpflanzen und Fische denken soll, und dann gehe ich in die Küche zu Pedro der wie ich dachte Gemüse putzen wollte. Aber Pedro steht am Fenster die linke Hand auf dem Balken den man Riegel nennt sagt Pedro rechts ein Glas Wein und so steht er da leicht wippend und mit den Knien federnd. Und ich in der Küche hinter ihm und denke darüber nach was ich als nächstes tun will ob Gemüse putzen schneiden oder mir auch ein Glas nehmen und was einschenken oder was zu Pedro sagen oder fragen aber ich weiß nicht was. Ich weiß auch nichts zu tun ich will eigentlich gar nichts nicht einmal stehen, aber ich bewege mich nicht. Auch Pedro steht einfach nur da. Er steht am Fenster und betrachtet die Wasserpflanzen im Garten und nippt ab und an vom Wein und wippt. Vor und zurück. Ganz leicht.
Eine Weile stehen wir so da, ich hatte mir auch gedacht Warte einfach bis es zu regnen aufhört dann muss doch irgendwas anders werden aber es hört nicht auf. Meine Beine sind schwer müde wie Steine und das stört mich, dass ich mich auf den Boden setze dort wo ich gestanden habe und im Grunde ändert sich dadurch auch nichts, nur ist jetzt Pedro etwas größer und ich sehe die falschgrünen Wasserpflanzen nicht mehr. Ich schaue Pedro an seine kurzen Haare seine muskulösen Schultern ich liebe seine Schultern seinen Rücken und der runde Po mit den Haaren es sind nicht so viele dass ich sie grad sehen könnte aber ich weiß doch, dass sie da sind. Ich sitze also einfach da und schaue ihn an und warte bis er sein Glas geleert hat er nippt nur ab und an daran.
Als er sich umdreht sieht er mich nicht er schwimmt in Gedanken und geht an den Tisch zum Wein und steht direkt vor mir während er nachschenkt. Und dann bleibt er da stehen das Glas in der Hand und sieht zu mir hinab und lächelt nicht mehr als notwendig sieht mich einfach nur an. Und ich sehe ihn an und ganz langsam bewege ich meine Beine so dass meine Füße die seinen berühren und mir wird ganz anders dabei. Sie sind warm seine Füße und mir können Füße ziemlich egal sein aber nun ist es anders weil es seine sind. Und dabei sehe ich ihn an und warte auf einen Moment der mir sagt was ich tun soll und er hat mich schon gelesen er dreht seinen Körper zu mir hin.
Pedro lauscht und seine Arme senken sich und verlieren die Spannung bis sie einfach nur noch an ihm herab hängen. Aus dem geneigten Glas tropft Wein manches Mal wenn er atmet.


Anmerkung von Alpha:

alt und poliert.

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Kommentare zu diesem Text

mmazzurro (56)
(14.08.09)
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 Alpha meinte dazu am 15.08.09:
Ja. So ist es ... Danke fürs Komm, grüßend, A.

 Bergmann (14.08.09)
Ein sehr schöner (neuer) Ton von dir, stimmungsvoll und stilistisch stellenweise auf angenehmste Art zeitlos, ohne unmodern zu sein.

Besonders gefallen mir Stellen wie: "...was sollen Fische von solchen Häuschen halten sie halten nämlich gar nichts von ihnen."

Der Schluss (lie letzten zwei Zeilen) ist mir zu unklar oder allzu offen, allzu wenig abschließend.

Den Rechtschreibreformern hätte ich den Mut gewünscht, den du bei deiner Zeichensetzung beweist!

Fazit: Wenn hier ein erzählerischer Aufbruch stattfindet, dann gehöre ich zu deinen stärksten Ermunterern.

Herzlichst: Uli

 Alpha antwortete darauf am 15.08.09:
Nun Uli, bestünden die Regeln der Rechtschreibung so wie in diesem Text angewandt, verlöre ich ein bewusst eingesetztes Stilmittel zur Verdeutlichung der Gedankengänge. Die Logik der Rechtschreibreformer ist schon ok :>

Aber danke für deinen aufmunternden Komm, herzlichst; da möchte ich fast wieder zu schreiben beginnen. Wir werden sehn, sprach der Blinde zum Tauben.

Beste Grüße, A


Nachtrag: Was den Schluss betrifft: Was soll da groß Abschließendes kommen? Es ist relativ abgeschlossen, wenn auch nicht ausgesprochen. Die Phantasie des Leser muss das hier tun.
(Antwort korrigiert am 15.08.2009)

 Bergmann schrieb daraufhin am 15.08.09:
Nachtrag: Jetzt fällt mir ein, woran mich der Stil in:

"...was sollen Fische von solchen Häuschen halten sie halten nämlich gar nichts von ihnen."

erinnert: An so manche Erzählerkommentare in Johann Peter Hebels Kalendergeschichten.

Schluss: Ob da nicht doch noch ein kleiner (steiler pointierender) Kick drin wäre?

Weiterschreiben: Unbedingt! Ich wünsche es nicht nur KV!

Herzlichst: Uli
Müller (45)
(14.08.09)
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 Alpha äußerte darauf am 15.08.09:
Ja. Und: Ja. :)

 Ingmar (07.09.09)
alt und poliert und. es glänzt.
ich lese: ein paar augenblicke, fast so gross wie eine unendliche geschichte.
kein wunder, wünscht man sich am ende nicht nichts mehr, sondern. immerfort, immer
mehr.

 Alpha ergänzte dazu am 10.09.09:
:>
LudwigJanssen (54)
(01.10.09)
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