Wenn ich ginge...

Text

von  ZornDerFinsternis

Am Ende fragt man sich immer, wie es überhaupt so weit hat kommen können. Keiner will die Verantwortung für das Getane übernehmen. Schuldig sind die, die keine Schuld tragen. Sie sind schuldig, dass die anderen zu viele Lasten tragen mussten. Lügen legen sich, wie Strike, ums Genick. Ziehen sich mit jedem Wort weiter zu. Bis die Luft weg bleibt. In dem Moment steht man mit dem Rücken zur Wand. Keine Möglichkeit mehr, etwas zu ändern. Keine Zeit für Vergebung zu beten. Das Leben ist wie ein Tanz über dem Grand Canyon. Eine Partie Russisch Roulette. Man hat schon verloren, bevor's überhaupt richtig angefangen hat. Nur eins ist von Anfang an klar: man geht den Weg, den das Schicksal auserkor - den Weg der Einsamen - den Weg des Verlierers. Drogen breichern jeden meiner unnützen, ungelebten Tage. Speed,Koks, Kippen und ein bisschen Alk, und der Tag könnte nicht schöner sein. Die Farben und das Licht, nicht wärmer; intensiver. Habe mich noch nie so frei und unbeschwert gefühlt, unter der stählernen Betondecke meiner Gedanken. Habe mich nie so geborgen in Gegenwart meiner Ängste gefühlt. Hatte nie geglaubt, dass ich dein Geschrei und Gebrüll ertragen könnte, ohne mich aufzugeben. Ich hätte nie gedacht, dass ich irgendwann vor dir stehen würde, und mir sicher sein könnte, dass ich nicht halb so erbrämlich bin und war, wie du. Kann noch immer die Narben an meinem Körper zählen. Rieche noch immer das Blut, das langsam am Boden verkrustet, wenn du wieder gestresst von der Arbeit kamst. Noch immer sehe ich die Tränen in meinem Gesicht, die sich zwischen violett und grün-blau einen Weg ins Vergessen suchen. Ich stehe hier. Die Nadel im Arm. Den Rausch in jedem Millimeter meines Körpers; spüre seine Wellen sich bebend ausbreiten. Hitze und Kälte packen mich gewaltsam und es durchströmt mich wie eine Gewitterfront. Schmerzen kenne ich nicht mehr. Die Bilder von gestern, heute und die von morgen, verblassen. Schwimmen irgendwo im Ozean davon. Und du stehst hier. Betrunken und armselig. Brüllst und prügelst auf mich ein. Und ich weiß, ich bin halb so stark wie du, doch in Wahrheit, steh' ich über dir. Ich habe etwas, das sich Würde nennt.

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Kommentare zu diesem Text

Asvika (23)
(07.10.09)
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