Sommerkleider

Prosagedicht zum Thema Konsum

von  autoralexanderschwarz

Fabrik

Giftige Dämpfe
Und Kinderaugen
Werden langsam blind,
Und Lärm und Angst
Und Schmutz,
18-Stunden-Schichten.

Scharfe Kanten
Schneiden in Kinderhände,
Keine Handschuhe,
Rasend schnell das Band
Aufpassen
Sonst
Finger
Schnell
In der Maschine

Und jeden Morgen Brennen
Brennen auf der Haut.

Hässlicher Husten
Macht kleine Löcher in Lunge
Ganz langsam wird sie Schwarz
und Schweiß und
Angst und
Hunger.

Fließband läuft,
Lustige Produkte,
Chemische Farben,
Mischen immer wieder neu
Und Rot und
Gelb und
Grün und
Blau,
Sommerkleider.


Filiale

Kunde ist König
Und kauft
Und kauft
Und kauft,
Fuß vor Fuß,
riesiger Einkaufswagen.

Kunde ist schlau,
Kauft nur noch preiswert
Und sucht
Und sucht
Und sucht
Immer
Nach einem neuen Schnäppchen.

Kunde hört genau hin,
Lautsprecherdurchsagen,
Preisvergleiche,
Dahinter Musik
Und wohlig warm
Bläst wie ein Hauch
Die moderne
Lüftung.

Kunde achtet auf Qualität,
Kaufhausspiegel,
Prüft und
Zupft,
Gefällt sich gut
In der Massenware.

Kunde ist froh,
Bezahlt mit Karte,
Wieder etwas gefunden,
Das schön
Und neu
Und bunt,
Sommerkleider.

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Kommentare zu diesem Text

Arwen (24)
(02.04.10)
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 autoralexanderschwarz meinte dazu am 02.04.10:
Danke für Deinen Kommentar und ich bin froh, dass Du ihn geschrieben hast.
Du hast meine Intention glasklar erfasst und durch Deine Reaktion ein Beispiel für das gegeben, was ich erreichen möchte.
Der Mensch, der Kunde, der Konsument ist ja an sich nicht schlecht,
allein ihm fehlt allzuoft die Reflexion, der Abstraktionsschritt, den Du gerade gegangen bist.
Wen interessiert ob seine Schuhe aus Kambotcha oder Äthiopien stammen,
wenn er nicht etwas damit verbindet, ein Bild, einen Gedanken, vielelicht sogar gelegentlich ein schlechtes Gewissen.

Gruß
AlX
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