Eiskalt und glänzend empfängt mich die Puderzuckerwelt. Ich dachte du wärst unberührt, wie erster Schnee.
Bei der schmerzlichen Erinnerung an seine Stimme blinzeln meine zu stark geschminkten Wimpern hastig Erste Tränen weg. Es ist das Beste so.
Ich hatte mir damals geschworen, nicht nur Tränen weinend, es wäre das letzte Mal.
Jetzt schneidet der Wind mir Grimassen ins Make-up bedeckte Alabastergesicht, auf dem Weg zum neuen Fehler.
Wo ich doch nie vorhatte ihm wehzutun, eher mir. Ich wusste nicht dass es damals schon ein uns gab.
Viel zu schnell erreich' ich B's Haus. Sie will mir beistehen obwohl ich eher denke dass sie mich davon abhalten will, wieder zu fallen. Alleine.
Wir stolpern schweigend durch die Zuckerwelt, auf dem Weg zum Bahnsteig. Ich würde da sein.
Wartend auf die Bahn zünde ich mir mit zitternden Kinderhänden nach langer Zeit wieder eine Zigarette an. Lasse den blauen Rauch um mich tanzen, auf weißem Hintergrund. B's schweigend surrt in meinen Ohren, sie weiß dass ich es wieder tun werde. Du bist eine gute Lügnerin, du schaffst das.
Flutende Gesichter spülen uns in die viel zu volle Bahn, und mir schwindelt, vor der Vorstellung am Ende der Fahrt alleine auf den matten roten Plätzen zu sitzen.
Die Gegenwart verschwimmt, wie die Welt hinter den zerkratzen Glasscheiben.
Hab ich ihn die ganze Zeit angelogen? uns falls es das hiernach noch gibt?
Ich steige etliche Stationen zu früh aus, B bemerkt es nicht. Stoßweise atme ich die klare, kalte Rheinluft aus. Es ist erst sechs Monate her, das ich meinen Verstand in der Bahn zurückließ, zusammen mit den Zweifeln, Gedanken und letztendlich nur mein Herz mit mir rum trug, bis ich es ihm schenken würde. Aber ihn gibt es nicht mehr, sollte es nicht mehr geben ich bin unterwegs zu einem andern, werde ihm weh tun, wie er mir damals.
Meine Gedanken fahren hinter der Bahn her, durch Unterführungen, links, rechts, hoch, runter. Mein Verstand springt, wirft sich vor die Bahn und erstirbt im selben Moment wo mein Handy klingelt. Sei nicht schwach, seine Stimme wird dich ins Wanken bringen.
Ich seufze, warte auf die nächste Bahn und rauche hastig eine Zigarette auf.
Er wird warten müssen. Ich muss erst meinen Verstand wiederholen.
B wartet vor Starbucks. Sie sieht verloren aus in den schweren Ledersesseln, ihr zierliches Gesicht zeigt keine Gefühle, es sind ihre Augen die sie verraten.
„Ich werde nicht fallen.“ flüstere ich ihr zu. „Er ist nicht P.“.
Zarte Jazzmusik erfüllt das leere Café. Und wir warten.
Klingeln.
Mein Herz spielt Flipper mit meinen Rippen. Ich keuche.
Dass er mich liebt, sagt er. Dass ich alles für ihn bin. Dass er alles für mich aufgegeben hat.
„Wenigstens konntest du etwas aufgeben“. Flüstere ich, mehr zu mir selbst als zu der wimmernden Stimme die nur einige Straßen von mir entfernt ist.
Er wartet. Mit der Gewissheit nie meinen Atem auf seiner Haut zu spüren, nie meine Kinderhände in seinen starken Händen zu spüren.
Du hast ihn zerbrochen.
Zusammen mit meinem Milchkaffee lass ich mein Gewissen zurück.
Stapfe durch den schmutzigen Großstadtschnee inmitten von leuchtenden Girlanden und hektischen Menschen.
B seufzt. Ich streiche vorsichtig über das blättrige Grün der alten Telefonzelle.
Mein Herz weint Pflaumenmarzipan.
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Kommentare zu diesem Text
Realistin (28)
(07.02.10)
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Lynn (20) meinte dazu am 05.03.10:
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