Sollte es die Hölle geben

Erzählung zum Thema Apokalypse

von  SunnySchwanbeck

Ich erinnere mich an einen längst vergessenen Traum. Ein Café, groß, edel. Rote Samtvorhänge und filigrane, goldene Stühle, ein roter Teppich führt zum Eingang, gut gekleidetes Personal verbeugt sich vor mir bevor sie mir die schwere Tür öffnen. Ein riesiger, hölzerner Spielplatz, Bäume. Hügelige Landschaft und vertraute Personen um mich herum. Das Klingeln eines Handys, es ist nicht meines, das weiß ich. Meine Nummer hast du sowieso nicht. Die ausdruckslosen Augen von S. als sie deine Stimme hörte, ihr farbloses Gesicht und die zitternden Hände die vorsichtig das Handy P. reichten. P. schrie dich an, eine Ader an ihrer Stirn pocht bedrohlich und für einen Moment herrschte Stille, bevor sie den Lautsprecher anschaltete. Du kicherst, etwas dunkles liegt in deiner Stimme und lässt mich frösteln. "Hört sie mich jetzt gerade auch?" Ich kann mir dein verzerrtes Lächeln ausmalen, wie sich kleine Falten um deine Augen schmiegen, während du deine Zähne bleckst und leise kicherst. "Ich habe lange dafür gebraucht, aber es ist so weit." Stille. Wir stehen wie versteinert zwischen dem prungvollen Café und dem mittlerweile gruselig wirkenden Spielplatz. Es dämmert, die letzten Sonnenstrahlen fallen auf die Fenster des großen Gebäudes, ich sehe mich darin, das Haar zausig vom leichten Wind, die Auge starr und kalt. Deine Anwesenheit spürte ich, ohne dass ich etwas sagen konnte. Doch das war dir egal, keines meiner Worte wäre von belang. Der große, üppig von Gras bedeckte Hügel auf dem du stehst lässt dich erhaben und heldenhaft wirken, obwohl du ganz in schwarz gekleidet bist und eigentlich doch nie ein verdammter Held warst. S. rennt zu dir hoch, sie rudert mit den Armen und wirft dir Worte an den Kopf, die ich nicht verstehe, weil sich alles dreht und mein Herz löchrig und erschöpft in meinem Brustkorb liegt. "Wo ist sie?" Ist alles was ich verstehe, S. schlägt auf dich ein, es kümmert dich nicht. Mit einer gekonnten Bewegung stößt du sie beiseite und für einen kurzen Moment treffen sich unsere Blicke, bevor ich losrennen kann um mich im Schutz eines Klettergerüstes zu verstecken. Es fühlt sich so unglaublich falsch an wegzurennen, dennoch höre ich auf P's Rufe, die mir genau dieses befehlen.

"Wieso läufst du denn davon? Es wird doch alles gut." Dein schmales Gesicht ist zerfurcht von einem riesigen Grinsen das mir eine Gänsehaut über den Körper zieht. Ich mache mich ganz klein und schließe die Augen, höre das knirschen deiner Schritte auf dem Kies und dein schweres Atmen das zu mir sickert. "Steh auf." Sagst du, ohne mich anzuschauen, dein Blick gleitet irgendwo in die Ferne, deine Hand streckst du mir gleichgültig entgegen und wirkst fast ungeduldig, so wie du mit dem Fuß wippst. Ich kriege keinen Laut heraus und stehe letzten endes auf, der Kies an meiner Hose und den Splitter in meiner Hand beachte ich nicht, du nimmst meine Hand und gehst schnellen Schrittes mit mir in Richtung Café, bevor wir an P. und S. vorbei gehen zückst du ein teuer aussehendes Feuerzeug und wirfst es mit lodernder Flamme auf das Holz des Klettergerüstes, binnen Sekunden steht alles in Flammen und spiegelt sich in den Augen von den Menschen die nie aufgehört haben um mich zu bangen. "Wir sind hier fertig." Raunst du ihnen zu, bevor du mich hastig weiter an der Hand ins Café ziehst. Du ziehst die schweren Samtvorhänge zu, legst eine Pistole auf den kleinen Tisch an den ich mich setzen sollte und läufst lässig zu einer kleinen Bar. "Möchtest du auch ein Glas Wein?" Die Frage wirkt so unglaublich lächerlich, dass du selbst darüber lachst und dir die nächst beste Weinflasche schnappst deren Korken du mit den Zähnen abziehst. Ich schließe erneut die Augen, reibe meine Hände aneinander und versuche nicht in Panik zu geraten, während ich höre wie der Wein sich gluckernd in einem großen Glas ergießt. Geschäftigt schwenkst du dein Glas und stolzierst zurück zu mir und meinem Tisch, auf dem Immer noch die Waffe liegt. Du wirkst unglaublich nachdenklich und so, als würdest du irgendwo unter deinen struppigen Haaren etwas planen. "Weißt du, ich habe mir das ganze hier wirklich gut überlegt." beginnst du, bevor du mit deinem Zeigefinger anfängst die Pistole zu streifen, damit sie sich langsam anfängt zu drehen. "Es ist nicht so, dass hier irgendwas willkürlich abläuft, das ganze beruht auf Monate langer Vorbereitung, Ideen, Wünschen. Vielleicht sogar Träumen." Dein Blick gilt nicht mir, du starrst gedankenverloren auf die kreisende Pistole und wiederholst das Wort "Träumen." Es klingt bitter aus deinem Mund, abfällig und wertlos. Ich wage es nicht meinen Blick zu heben und starre einfach weiter auf meine Hände die in meinem Schoß ruhen. "Das ganze braucht schließlich ein würdiges Ende, nicht wahr? Etwas, woran die Menschen später zurück denken, du weißt schon." Aus dem Augenwinkel merke ich, wie du mich abschätzend musterst. Dein Blick wandert über meinen Körper und scheint schlussendlich unzufrieden auf meinen Armen zu ruhen. "Eine Schande." Flüsterst du, und ich drehe mich langsam zur Fensterfront um mich zu vergewissern, ob der Spielplatz immer noch brennt. Das stechende, rote Licht das von draußen ins Café scheint wirkt beunruhigend und wunderschön zugleich. Du scheinst gelangweilt, wie ein Kind das mit seinem neuen Spielzeug nichts mehr anzufangen weiß. "Na gut, wir gestalten das ganze etwas spannender." Du stehst auf, lässt den Wein und die Pistole auf dem Tischchen und gehst langsam Richtung Tür. "Wir machen das ganze etwas, naja, interessanter." Während du die Worte langsam und bedächtig mit deinen Lippen formst streichst du über den prunkvollen und handgeschnitzten Türrahmen an dem du stehst. "Interessanter." Wiederhole ich tonlos und versuche irgendwas in deinem Gesicht zu lesen, das mir aufschluss bietet. "Ja. Du hast es erfasst." Seufzend streichst du dir durchs Haar und drehst dich zurück in meine Richtung. Die letzten Worte die ich höre, flüsterst du gerade so laut, dass du sicher gehen kannst, dass ich sie höre.

"Du weißt, dass du zu mir kommen wirst, du wusstest es immer."

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