Die Torte des Bärtigen

Groteske zum Thema Absurdes

von  Macpal

Es war in einem tiefen, großen Wald, der sich aus sieben Bäumen mehr oder weniger zusammensetzte. Ich setzte mich ebenso und alsbald empfand ich mich auf einer riesig-lieblichen Anhöhe.
Später merkte ich, daß es ein Berg war. Links neben meinen unteren Füßen, in den Stein vergraben, plätscherte und gluckserte das Meer, welches momentan von einem Orkan gepeitscht wurde.

Just in dem Augenblick tretete eine holde, kleine, hübsch anzuschauende, eklige alte Hexe aus der Tür und warf mir die Worte hin: "Na du kleines Buberl, wos wuist denn a von mir? Wuist a vielleicht an moam Häuserl knuspern? Ja des wird halt fei nix. Dös is net drin. Dös geht halt net, du elender Saubua, du dreggada. Host mi a verstann? Firti gut!"

Aha, dachte ich, das ist ’ne bayerische Hexe und vielleicht kommt die gar aus einer Gegend, wo wir Entwicklungsgelder hinschicken.
Da muß ich ja ganz besonders freundlich tun! Trotzdem, die Worte da werde ich nicht aufheben und mit dem Gedanken packte ich meine Füße und stieß die Worte hinab ins Meer. Alsdann öffnete ich den Mund, um folgende Worte gemächlich hervorzusprudeln: "Also nun passen sie mal auf, meine liebe Hexe..."

"Ogottogottogott. Mei liabe Hexen hotta g’sogt! Jo mei, dös is aber a fesches Knaberl. Dös hot ja noch nie nix oaner zu mir g’sogt. Komm Buberl, dafür werd’ i dir jetzt meine Toate schenken."

Na und was soll ich sagen? Ich tat gut daran, ihr Geschenk anzunehmen, denn es war eine gar schöne Toate und wir heirateten am nächsten Tage und machten die übliche, bekannte Hochzeitsreise.

Und da kamen wir nach mehreren Weilen über eine hohe Wiese. Da gingen wir lang.
Etwas nachherer merkten wir, daß es gar keine Wiese war, sondern bloß der Bart von einem sehr, sehr jungen Greis. Und nachdem wir ihn totgemacht hatten, wußten wir, daß er die Mutter meiner Torte zur Frau hatte.
Eine hübsche Witwe, nö?


Anmerkung von Macpal:

Oder: Szene aus dem Film "Wie werde ich schwanger?"
nach dem nie geschriebenen Buch von Donald Zille.

Die Geschichte entstand 1969, kurz nachdem ich John Lennons "In seiner eigenen Schreibe" gelesen hatte.

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Kommentare zu diesem Text

RememberMe (20)
(25.07.10)
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 Macpal meinte dazu am 02.08.10:
Hallo RememberMe,

zunächst vielen Dank für Deine Aufmerksamkeit und Deinen Kommentar.
Alsdann folgendes als "Erklärung":

Die ganze Geschichte ist wohlweislich unter "Grotesk und Absurd" einsortiert. Von daher sollte man grundsätzlich nicht all zu viel Sinn suchen - ist halt nur meinem kranken Hirn entsprungen........:-)

Nichts desto trotz hier ein paar "klärende" Worte:

Ursprünglich gehört zu dem Titel (Die Torte des Bärtigen) noch der Untertitel:
*Szene aus dem Film "Wie werde ich schwanger?" nach dem nie geschriebenen Buch von Donald Zille* (aber das nur am Rande).

Natürlich ist klar: Die "Torte" ist die Tochter des Bärtigen.
Also war der Bärtige (eben jener Greis, den wir zunächst für eine Wiese gehalten hatten) der Vater der "Toate", oder anders: er war also der Mann der Hexe, die mir ja ihre "Toate" (also Tochter) schenkte, die ich alsbald heiratete.

Als wir sodann während der Hochzeitsreise den "jungen Greis" (also eben den Bärtigen) totgemacht hatten, wurde uns (leider etwas zu spät) klar, dass er der Mann der Hexe (also der Vater der "Toate") war.

Ist doch völlig logisch, oder................???

Grinsende Grübelgrüße von
Macpal
(Antwort korrigiert am 02.08.2010)

 FrankReich antwortete darauf am 23.12.19:
Hi Mackie,

eigentlich schon, allerdings lässt sich das auch so lesen, dass Du die Hexe geheiratet hast, also die Mutter der Torte (ich gehe einmal davon aus, dass die selbstgemacht war), so dass hier nicht nur Bigamie, sondern auch ganz gemeiner Gattenmord vorliegt.

Ciao, Frank

 Macpal schrieb daraufhin am 23.12.19:
Hallo Ralf,

Wow! Du hast Recht! So habe ich das noch gar nicht gesehen! Es könnte auch die Hexe gemeint sein - war es aber nicht...

Ich denke aber mal, nach nunmehr 50 (!) Jahren ist die Sache verjährt...!?

Interessant, dass nach SOOO langer Zeit überhaupt noch jemand hier reinschaut!! - - - Bei der Gelegenheit: inzwischen ist längst mein Buch "ANDANTE AL DENTE" auf dem Markt! Wer sich dafür interessiert, hier der Kurzlink: t1p.de/aad

Schöne Grüße aus Köln
Macpal

 Dieter_Rotmund (23.12.19)
"tretete" ist ja ganz nett, aber ansonsten sehr bemüht lustig, bestenfalls burschikos.
Finde ich.

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 05.07.20:
Da muss ich Dieter leider zustimmen.

Danke aber für den Hinweis auf das Buch, das kannte ich nicht.

 Macpal ergänzte dazu am 05.07.20:
Seltsam: Dieter gibt Dieter Recht...?! Also sich selbst?
OK. Passt irgendwie zur verwirrenden Geschichte......

Wenn mit "burschikos" naiv und infantil gemeint ist, kann ich dem nur zustimmen! Habe die Geschichte ja schon vor vielen Jahren geschrieben - eben als ich noch sehr infantil war.

Nix für ungut.

Schöne Grüße aus Köln
Macpal

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 06.07.20:
Ach so, aus Köln.
Jetzt wird mir einiges klar.
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