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Geschichte zum Thema Trauer/Traurigkeit

von  Lala

Karen und ich arrangierten uns. Es war uns sehr schnell klar geworden, dass ich in diesem Zustand nicht im Ehebett liegen konnte. Es wäre albern gewesen. Als ich über meine „Schreibmaschine“ verfügte, schrieb ich ihr als Erstes, dass ich sie liebe und immer lieben werde, aber solange ich wie ein Spielzeug aussah und nur über den Funktionsumfang eines Spielzeugs verfügte, sollte sie mich im Kinderzimmer einquartieren. Da sei ich besser aufgehoben und vielleicht auch nützlicher.
Ich schrieb ihr, dass ich davon überzeugt bin, dass ich mich eines Tages zurückverwandeln werde, aber bis dahin, sollten wir vernünftige Partner einer Seilschaft und nicht auf Gedeih und Verderb sein. Mir gehe es gut, und ich liebe und küsse sie, schloss ich meinen Botschaft.

Karen schalt mich wegen des kitschigen Pathos. In diesen Dingen war sie sympathisch mitleidlos. Aber ihre Augen glänzten, als sie es las und ich gehe jede Wette ein, sie hätte geweint, wenn sie nicht selbst so stark hätte sein wollen und müssen. „Arschloch.“, flüsterte sie und wischte sich verstohlen mit dem Handrücken über ihr Gesicht. Wenn ich nicht sowieso lächeln würde, hätte ich es in diesem Moment getan und das nicht ohne Stolz.
Das waren die Momente, nach denen ich fortan gierte und von diesem Tag an schrieb ich Karen so oft es ging eine Liebesbotschaft, eine Liebesallegorie oder eine Liebesgeschichte und jedes Mal kniff es mich, wenn ich Rührung in ihrem Gesicht sah, während sie meine Botschaften las. Ja, es kniff mich, denn kneifen kann man mich nicht. Mein Fleisch ist aus Plastik, es kann nicht berührt oder gequetscht werden. Aber Karens Reaktionen kniffen mich.

Leider, aber das war, im Nachhinein betrachtet, zu erwarten gewesen, hatte ich es vielleicht übertrieben mit meinen täglichen Briefen. Als Karen zum ersten Mal vergaß meine Botschaft des Tages zu lesen und auch nicht auf mich einging, oder wenigstens die Zeitung hinzulegen, mich zum Fernseher auszurichten oder von etwaigen Verschmutzungen, die ich dank Karlotta erlitten hatte, zu reinigen, spürte ich, dass die Umstände so außergewöhnlich sie bei uns waren, Routine geworden und dabei waren, lästig zu werden. Es war zuvor nie vorgekommen, dass sie mich komplett vergessen hatte und es tat weh. Aber ich akzeptierte es. Ich akzeptierte, dass ich es vielleicht übertrieben hatte und Karen einfach auch mal Zeit und Abstand von ihrem Playmobilmann brauchte.

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (27.06.10)
Ach Mensch, da kriegt man ja feuchte Augen beim Lesen.

LG, Sabine
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