Kleine Regenwurmballade

Text zum Thema Einsamkeit

von  Andalp

Kleine Regenwurmballade

In dem Pflanzkübel der Banane
wohnt ein blassroter Regenwurm
er ist allein und flucht seinem Trane,
wie er mal aufgestiegen im Turm

der regenwürmischen Kasematten
im Erdreich, auf jenem Areal,
wo eines Topfbananenzüchters Spaten
die Scholle brach, die nachzumal

die Tonne für die Staude füllte,
welche seit eben jenem Moment
unsern Wurm, so sehr der auch brüllte
am fürderen Buddeln im Garten hemmt.

Schlimmer noch, die Mentalität,
gezeichnet von ohnmächtiger Einsamkeit,
und Bananenwurzeldiät,
macht den Protagonisten suizidbereit,

dem sinnleeren Leben zu entsagen.
Das einzige, was ihn vorerst verschont,
ist die Frage, ob im Erdreich vom Nachbar-Schragen
der Lilie vielleicht eine Würmin wohnt,

dann bekäme sein Dasein mit einem Mal
wieder einen erfüllenden Sinn
wandernd sich winden in entschlossener Qual
zu jener Würmin Apartment hin,

gewiss, dass jener, so es sie wirklich gäbe,
und vorausgesetzt, die Überfahrt gelänge,
dezentes Blassrot stark gefallen täte -
womit Liebe dem Zweisein beispränge.

Das hatte niemand geahnt und keiner erhofft:
unbedachte Handlungen verändern die Welt.
Man hilft sich über die entstandene Kluft
mit dem, was man sich am liebsten vorstellt.

Wie’s dem Wurme erging, kann ich nicht sagen,
ob zum Würminnentopfe er sich aufschwang,
ob er endlich sich aller Hoffnung entschlagen,
weil doch keine Lady stand zum Empfang ...

Doch der einen Sache bin ich mir sicher:
Hand angelegt an sich hat der Wurm nicht.
Ihn macht nahe Gewissheit zuversichtlicher.
Und auch, weil es Würmern an Händen gebricht.


Anmerkung von Andalp:

Meinem lieben Geistesverwandten, Koka, dem Kommakameel.

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