Die Sendung von Anne Will, mit dem brisanten Thema, im Duktus der „Bild“-Zeitung: „Bin Ladens Liquidierung-darf man sich darüber freuen?“, hat mich zum Schmunzeln gebracht, obwohl mir danach nicht unbedingt war, nach der Tötung(Ermordung) des „Top-Terroristen“, durch ein Spezialkommando der Vereinigten Staaten von Amerika. Zuerst wollte die Kanzlerin ihre „helle Freude“ der deutschen Nation auf einer Pressekonferenz am 2.05.11 kundtun, doch ihren „Freudentaummel“ über das Töten von Bin Laden, konnte das deutsche Volk und erst recht nicht die handverlesenen Journalisten in Berlin so recht teilen, so dass eine Art „Freudendiskurs“ darüber angeworfen wurde, ob man sich darüber freuen dürfe, wenn der meistgesuchte Terrorist der Welt, von den USA, ich sage es mal freundlich, beiseite geschafft wurde. Sicher kann jeder Bundesbürger, wenn ihm danach ist, sich über die Tötung des „Top-Terroristen“ freuen, aber vielleicht lieber etwas moderater. Frau Kanzlerin aber, die als öffentliche Person und „dem moralischen Gewissen in der BRD“, in einem kurzen Satz, ihre „Freude“ über die Tötung von Bin Laden äußerte, ins Schlingern geriet und sich eine kleine, aber feine Bauchlandung zu zog. Dennoch kann Frau Bundeskanzlerin, ihren „bizarren Gedanken“ nachgehen, bezüglich Bin Ladens Tod und ihre Freude darin ausdrücken, nur nicht, vor der wartenden Öffentlichkeit, den Medien, den Medienvertretern und den Bürgerinnen und Bürgern. Sie hat nicht nur die Kirchen mit ihrer Bemerkung brüskiert, sondern auch ihre eigene Partei, die CDU, die „Christlich Demokratische Union“. Als Christin, wenn Frau Kanzlerin sich dementsprechend definiert, aber auch als Frau, darf sie von einer „Freude“ in Bezug auf die Tötung Bin Ladens durch die USA nicht sprechen. Zwar hat ihr Regierungssprecher Steffen Seibert, versucht die „Gedanken“ von Frau Bundeskanzlerin zu erklären, welches er tun kann, aber mich interessieren nicht die Gedankengänge der Frau Kanzlerin in Bezug auf Bin Laden, sondern was sie eben in der Öffentlichkeit, in der Pressekonferenz in Berlin dazu gesagt hat und dies war indiskutabel. Alt-Bundespräsident Köhler, dem ein „Bandwurmsatz“ bezüglich des Afghanistankriegs zum Verhängnis wurde, weil er gegen unsere Verfassung verstieß und er dann unverzüglich, auch wegen der Bundesregierung, zurück trat. Frau Bundeskanzlerin ist wegen der Causa „Bin Laden“ jedoch nicht zurückgetreten und mit einem „blauen Auge“ davon gekommen, wohl nach ihrem Ziehvater Dr. Kohl strebend, Probleme einfach auszusitzen, als sie expliziert anzusprechen.
Noch kurz zur Runde am Sonntag:
Als ich die doch lebhafte Diskussion zur Erschießung von Bin Laden sah, mit den geladenen Gäste, so tat mir der ehemalige Botschafter der USA, John Kornblum, ein wenig leid, der versuchte die „pragmatische Politik“ von Präsident Obama, bezüglich der Tötung von Bin Laden, geschickt als Erfolg zu verkaufen, welches ihm der Philosoph und Bestsellerautor Herr Dr. Precht nicht so recht abnehmen wollte, aber auch so Kornblum, die Deutschen Schwierigkeiten mit der Operation „Bin Laden“ hätten, wiederum die Franzosen überhaupt nicht und so war Herr Kornblum doch ein wenig beleidigt, dass die Deutschen die „erfolgreiche Mission“ nicht so recht hätten feiern können, wie er wahrscheinlich hätte vermuten können. „Unsere amerikanischen Freunde“, wie Frau Kanzlerin immer wieder betont in ihren Ansprachen, die auch weiterhin die Todesstrafe, trotz aller Proteste praktizieren, ist es ihr aber durchaus möglich, „Freude“ zu empfinden, wenn ein Mensch, eine Person, ein Terrorist, von einer „Elitetruppe“ der Vereinigten Staaten von Amerika, vermutlich eiskalt liquidiert wurde. Und wenn ich bösartigerweise hier noch einen draufsetzen wollte: Was wäre gewesen, wenn Bin Laden in Deutschland untergetaucht wäre und dann so eine „Eliteeinheit“ der USA bei uns eingedrungen wäre, um den Terrorist, in seinem Versteck, vom Leben in den Tod zu befördern? Frau Kanzlerin würde sicher keine „Freude“ mehr empfinden, sie wäre stattdessen voller Zorn über die USA und ihr Vorgehen in Deutschland, aber nur in „Gedanken“, denn offiziell, würde sie wohl etwas ganz anderes verlauten lassen.
© Wilhelm Westerkamp, Mai 2011