Frohen Hutes

Kurzprosa zum Thema Philosophie

von  Kopfkaese

Die Welt ist doch etwas seltsames. Sie bringt zwar auf der einen Seite intelligente, über den Sinn des Lebens nachdenkende Geschöpfe hervor. Auf der anderen Seite macht sie es ihren Geschöpfen, oder vielleicht auch nur einem ihrer Geschöpfe, schwer, die ein Leben lang füllende Aufgabe, das Leben mit Sinn zu füllen, zu bewältigen. Dabei könnte man ja auch meinen, die Welt würde den Menschen zumindest ein kleines Bisschen helfen, sich mit Sinn zu füllen.

Tut sie ja auch. Wenn man sie doch nur lassen würde.

So erzählt man sich, hier und dort mal mehr und mal weniger, von der Existenz von Göttern oder so etwas. Der Mensch möchte ja schließlich wissen, wo er denn herkomme und wohin er überhaupt gehen soll. Mit dieser Entwicklung entstand nun auch eine Grenze zwischen dem sogenannten Guten und Bösen. Man wollte es ja seinen Göttern oder seinem Gott irgendwie Recht machen. Und sollte eines Tages die Hülle zerbrechen, die man sein ganzes Leben zu füllen versucht hatte, so verstreut sich auch wieder ihr Inhalt in die Weiten der Welt.
Nun gut, darüber sind sich die denkenden Menschen ja anscheinend noch nicht so richtig einig. Wie gut, dass „Welt“ ein sehr dehnbarer und allumfassender Begriff ist!
Was damit gesagt werden soll: Was mit unseren Gedanken, Erfahrungen und Gefühlen nach dem Absterben unserer fleischlichen Hülle geschieht, ist unklar.

Stünde ein kleiner Mann, frohen Hutes, im wundergrünen Gegräse, seinen bevorstehenden Tod wie alle Geschöpfe der Welt ahnend, würde er sich gegen diesen doch mit aller Kraft wehren. Doch wie sollte man das Unaufhaltbare aufhalten? Natürlich mit all dem, das man sich das ganze Leben lang in sich hineingestopft hatte und als „Sinn“ bezeichnete. Zumindest würde dies die ganze Situation erträglicher machen. Im besten Fall würde dieser „Sinn“ den Tod auch noch verwirren, und er möge von dem kleinen Mann ablassen.
Den kleinen Mann verzehrend, sah sich der Tod nun plötzlich mit all den Gedanken, Erfahrungen und Gefühlen dessen auseinandergesetzt. Da er sich gut darin wiederfinden konnte, musste er feststellen, dass sie sich nicht so unähnlich waren. War auch er nur ein Mann? Doch kaum, hatte er diese etwas verstörende Feststellung gemacht, überkam ihm plötzlich ein Gefühl der Zufriedenheit. Denn ihn trennte nun nichts mehr von dem kleinen Mann. Sie waren sich ja schließlich sehr ähnlich, man kann sogar sagen: Sie waren eins.

So wurde der Tod doch oft genug, ohne gefragt zu werden, als Gott bezeichnet oder zumindest zur näheren Erklärung und Definition dessen zur Hilfe herangezogen. Somit erklärt sich Gott im Gewand des Todes selbst, so wie auch die Menschen sich selbst im Gewand des Todes selbst erklären wollen. Und da sie es wollen, können und tun sie es auch. Denn sie sind ja alles eins.

Schließlich ließ die Welt ihnen einst alle Möglichkeiten offen, sich selbst mit Sinn zu füllen. Sich selbst mit sich selbst zu füllen. Das „Selbst“ ging jedoch verloren... oder „wurde“ es verloren?

Die Betonung liegt auf „einst“. Und allein das ist das Seltsame daran.


Anmerkung von Kopfkaese:

Einige Gedanken, die ich mir gemacht habe, als ich auf dem Balkon eine geraucht hatte.

Wer die Parabel mit dem Hut entschlüsselt, kann stolz sein und wird vielleicht verstehen, was ich meine ;).

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (19.05.11)
Mir zu sehr anthrozentrisch.

 Kopfkaese meinte dazu am 19.05.11:
Anthrozentrik gibts ja leider nicht als eigene Kategorie ;)

 Vessel (21.05.11)
"Sie [die Welt] bringt zwar auf der einen Seite intelligente, über den Sinn des Lebens nachdenkende Geschöpfe hervor."

Tut sie das wirklich?! Vielleicht sollte man nicht zu viel (Sinn) erwarten und einfach leben. Das tun die wenigsten und sind geschockt über die, die es dann doch tun. Leben ist seltsam, das sehe ich auch so.

Die Parabel mit dem frohen Hut habe ich leider nicht gefunden, war da eine? Macht nichts.

Grüße,
Vessel

 Kopfkaese antwortete darauf am 22.05.11:
Der kleine Mann mit dem Hut stellt einen psilocybinhaltigen Pilz dar. =)
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