Ein Geburtshelfer, der so beklagenswert in Szene gesetzt auf einem Markt schreit, ohne dass er Geld dafür bekäme. Verführer der Jugend und den Munde voll nehmend, mit Wirren, zu allgemein akzeptierten, herrschenden Göttern. Er ist verurteilt und ging der Überlieferung nach in den Freitod, ohne den man ihn wohl gar nicht beachtete hätte, denn „sex sells“ und gibt es etwas das mehr sexy ist, als eine Vorlage eines Martyriums bzw. ein Freitod als eigentlich Unschuldiger.
Sokrates, lobt seine Ankläger (gemäß der Apologie des Sokrates, verfasst durch Platon) und meint das „furchtbarer“ als die Anschuldigungen der Ankläger, die anonymen Anschuldigungen seien, die man ihm hätte zugetragen.
Diese Furchtbarkeit ist etwas das dem Wesen des Philosophen nachhängt, im Sinne der Unsicherheiten, die ein solcher in einer Gemeinde spürt, wenn er als Freigeist zwischen Recht und Unrecht schwebt. Das Verkehren der Vorzeichen, das nicht länger sehen können, das blinde Weiterreden und damit einhergehende Anschuldigungen sind fürwahr „fürchterlicher Natur“. Das er lobende Worte findet für die Ankläger, deren Rede, ihm fast schon selbstvergessen mache, wer er eigentlich sei, ist nicht pure Ironie. Dieses „wahrhafte“ Auftreten der Ankläger, ist also im Sinne eines Freigeistes wie Sokrates und man hört ihm förmlich zu wie er die „Wehen erzählt“.
Als Freigeist Zeugnis ablegen hat einen Beigeschmack von Belehrung und Sophistentum. So lag es Sokrates, so sagt man, aber nicht nah „erfolgreich im Leben“ zu sein wie ein Sophist, sondern vielmehr die Moral und Ethik seiner Zeit zu erforschen.
Ob man Sokrates nun Sophist nennen mag oder nicht, dieses Ausleuchtung ginge mit Unterstellungen, Schutzbehauptungen, Wunschgedanken oder derlei einher. Er selbst meint nur, er erzöge keine Menschen und nehme auch kein Geld dafür, was den damaligen Sophisten wohl entsprechen sollte. Warum es nun wichtig ist ob Sokrates als Sophist gilt oder nicht, ist in Hinblick auf seine ihm hiermit zugesprochene Rolle als „Geburtshelfer“ wichtig. Ein solcher kann nämlich gar nicht erziehen, weil dasjenige zum Erziehen noch nicht geboren ist.
Platon verkörpert einerseits jene Geburtsstätte von Sokrates, und die Ideenlehre ist eine solche Geburt. Diese Ideenlehre besagt unter anderem, dass es einen unsterblichen Seelenanteil gibt, der mit Ideen und Vernunft ausgestattet ist und einen leiblichen Seelenanteil. Platons potenter Einfluss auf die nachfolgenden Generationen von Philosophen ist dabei offenkundig.
Platon hat durch Sokrates nur zu erahnendes Wissen („ich weiß das ich nichts weiß“) gelernt und seine Ideenlehre, im Folgenden, ironischerweise geboren. Die ist ein gutes Beispiel für die Absichten und Erfolge. Es zeichnen sich in dieser Beziehung und anhand der geborenen Lehren, bereits jene Strömungen aus, die der Existenzialismus und der Essentialismus, sowie ein kommunistisches Gedankengut, übernehmen.
Eine geistige Geburt hat anfangs viele mögliche Namen und die schließlich Nennung bleibt ein Wagnis, derer, die das Vertrauen und Zutrauen genießen.