Deswegen

Text zum Thema Missgunst

von  Diablesse

Muffig trage ich die Worte umher. Trage sie von hier nach da, trage sie seit Tagen schon. Sie haben angefangen Geruch auszuströmen, derben, beißenden Gestank. Und doch trage ich sie dorthin, worthin. Stecke sie in meine Tasche und trage sie schwer wie die Tage mit mir umher. Jeder Sonnenuntergang ein verlischendes Flämmchen Hoffnung. Jeder Sonnenaufgang, ihr einige Stunden andauerndes Aufflackern, bevor auch dieses wieder in wohlige Schwärze geboren vor mir liegt, bereit, mich zu empfangen, mit offenen Armen, mich an sich zu drücken. Nur kurz, nur leicht. Nur, weil ab und an diese Berührung genug ist, genug zum Atmen, zum Sein, genug, um zu vergessen, verlieren, verwerfen.
Des Nachts setze ich dann heimlich meine Sonnenbrille auf. Verstecke mich dahinter vor der Welt. Weil sie meine Augen nicht sehen können, können sie mich nicht sehen. Fühlen wollen sie mich nicht, lediglich wahrnehmen als eine weitere schematische Figur, die durch das Gewimmel dahingleitet, seicht, ganz langsam nur, denn es gibt keinen Grund zur Hast. Die Tage vergehen auch nicht schneller, wenn man sich beeilt und so bleibt die Geschwindigkeit so monoton wie der Nachthimmel orange ist. Zumindest sehe ich ihn durch meine Sonnenbrille in einem schmutzigen Orange, derbe verdreckt, ganz grob und feinkörnig zugleich.
Wenn ich dann Angst habe in der Nacht, schlage ich das Tuch um mich. Es ist weinrot und beschützt mich vor dem Nachthimmel, der Welt, den Worten. Wenn ich das Tuch trage, fühlen sich die Worte nicht mehr so schwer an, die Tasche wird angenehm anschmiegsam. Mein Körper wird anschmiegsam - taschenkompatibel. Nur manchmal glaube ich, dass die Worte des Nachts aus der Tasche kriechen, in Gedankentonnen nach Erinnerungsresten wühlen und lange verdorbene Sequenzen hervorfischen, als wären sie eine kalorienreiche, zahnschädigende Süßigkeit. Deswegen stinken sie so; und Tag für Tag strömen sie etwas mehr von diesem derben, beißenden Geruch aus.


Anmerkung von Diablesse:

(kann man etwas muffig tragen?)

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (06.02.13)
Wenn die Worte derart stinken, wollen sie womöglich nur eines: gehört werden...

 Dieter_Rotmund (18.01.21)
Ziemlich schwülstig-sophisticated, etwas pubertär. Da inszeniert sich jemand wie für ein Popmusikvideo. Man könnte auch sagen: Eine Art Exposé zu einem Videoclip mit ganz besonders coolen "Künstlern"., die schnöselig durch die Landschaft schreiten.
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