Quarantäne

Gedicht

von  Nostuga

Der Tresen trägt Trauer, trägt uns und den Tag
zu Grabe, zu langsam und dauernd und doch
zu Louis und wonderful world, und ein Blag
zerschmettert so spät noch dies Fest hier im Loch,

die Andacht mit Lachen von draußen, mit Ha,
mit Hi und dem Mist, der noch aufrichtig ist;
und Jacques brellt tatsächlich sein «Ne me quitte …» Pah!
Verpiss Dich, du Kind und du elende Frist!

Du Fehlende frisst mich noch auf … Ach, verdammt,
ich denk nicht an dich. Nein, ich denk nicht an dich.
Nicht hier zwischen Tod, zwischen Kotze und Samt.
Hier lass mich doch siechen – hier lasse mir mich.

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Kommentare zu diesem Text

KoKa (42)
(26.08.11)
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 Nostuga meinte dazu am 27.08.11:
Vielen Dank, KoKa. Freut mich ungeheuer. :)

 Isaban (26.08.11)
Ein schwieriger Text, einer, bei dem ich je nach Tagesform nicht sicher bin, ob er von einem zu Tode Verurteilten handelt, der mit seinen Mithäftlingen auf seine letzte Stunde wartet, von einem larmoyanten Saufbold, der aus verschmähter Liebe oder weil ihm das Haus unterm Allerwertesten weggepfändet wird mit seinen Kumpanen zusammen sich und sein Leben zu Grabe trinkt oder von jemandem, der nicht mehr lange zu leben hat und versucht, sich in Gesellschaft die Diagnose und die restliche Zeit erträglich zu trinken.

Ein zeitloser Text, obwohl er gerade dieser thematisch zugeordnet ist; das geschilderte Geschehen könnte ebenso gut im Mittelalter oder während der französischen Revolution spielen, wie in der Jetztzeit, es kann ebenso hier wie in Frankreich, im Grunde überall auf der Welt spielen.

Das trotzig-verächtliche "Pah" hinter dem "ne me quitte", dem das phonetisch- aber nicht bedeutungsgleiche "pas" fehlt, bebildert sehr schön die Verächtlichkeit, beziehungsweise die Verzweiflung des Verlassenwerdens/Verlassenseins.

Es ist ein Text, den ich mir sehr gut auf einer Bühne vorstellen könnte, herausgebrüllt, gewispert, gesungen - ein Text wie viele kleine Kurzfilme, Kopfkino, jedesmal anders und immer qualvoll für das lyrische Ich.

Liebe Grüße,

Sabine
(Kommentar korrigiert am 27.08.2011)

 Nostuga antwortete darauf am 27.08.11:
Liebe Sabine,
das ist wieder so ein rarer Kommentar, der mir das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt - zum Zungeschnalzen und Fingerlecken. Hab vielen Dank dafür.
Liebe Grüße
Nostuga

 Bergmann (27.08.11)
Villonöse Ver(s)spielerei... amüsant.
LG, Uli

 Nostuga schrieb daraufhin am 07.09.11:
Freut mich, Uli.
Gruß und Dank
Nostuga
AronManfeld (43)
(09.09.11)
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 Nostuga äußerte darauf am 09.09.11:
Hallo Abrakadabra,

vielen Dank für deine Meinung.
Viele Grüße
Nostuga
magenta (65)
(21.01.12)
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 makaba (20.04.12)
ein einzigartiges Nostuga-gedicht, das klingt und nachwirkt und man weiß nicht wie fühlen?

tolles werk!
liebe grüße
makaba
Kacktus (34)
(14.11.12)
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 Nostuga ergänzte dazu am 14.11.12:
Danke dir, Kacktus. Viele Grüße.
coolcat (30)
(20.11.12)
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 Lluviagata (30.10.14)
Es wurde bereits alles gesagt. Herrn M. aber nehme ich raus.

Liebe Grüße
Llu ♥

 Nostuga meinte dazu am 30.10.14:
Hihi, Danke, Llu.
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