Flegelneffen-Palindrome

Experimenteller Text zum Thema Erbe/ Testament

von  Irma

1) Der Vater jagt seinen fiesen Sohn davon und beschimpft ihn als einen mörderischen Erbschleicher, der ihm wohl selbst dann noch, wenn er ihm das letzte Hemd überzieht und ihn für ’s Grab salbt, seinen Giftstachel eintreibt:

REIT NUR, ADE! MORD-HAI, ERB LEGITIM, FIES SOHN! REDE: LETZTE LEDERN HOS SEIF MIT IGEL-BREI? AH, DROMEDAR-UNTIER!


2) Anna schwört, dass sie die Beerdigung übernehmen wird, selbst bei gefrorenem Boden. Sie wird die Trauerrede halten und den aus dem Meer gefischten Sarg mit der Toten unter die Erde bringen. Um das schwere graue Vieh runterzulassen, sind jedoch dicke Halteseile nötig:

SIE SEI ES, DIE TUT AN! NA, LIES GARTEN, HOLE SEESARG, EINGRABE TOTE. BARG NIE GRASE-ESEL OHNE TRAGSEIL! ANNA TUT EID: SEI ES EIS.                           


3) Alfred wird noch ein Tee angeboten und die ganze freudige Trauergesellschaft um ihre schmierigen Worte gebeten. Giselle fordert die Sängerin auf, noch ein Lied anzustimmen, bevor Mutters Sarg abgestellt und verbrannt wird:

KOMM ALFRED, EIN TEE! BITT UM GELEE, FROH CLAN. GISELLE, SIGNAL: CHORFEE, LEG MUTTI. BEET NIEDERFLAMM, O. K.? 


4) Man labt sich an den kostbaren, stark verstrahlten Lebensmitteln. Arzt Dr. Stuart brauchte sich dieser Dinge nie zu bedienen, um jemanden loszuwerden. Er verheiratet einfach sein billig erworbenes Gör, bereut den Handel allerdings im Nachhinein:

TEUER LED-NAHRUNG LABT. KRAM HOLF NIE STUART, DEM „DR. O. MORD MED.“ TRAUT SEIN FLOHMARKT-BALG, NUR HANDEL REUET.


5) Trauriges Unverständnis über den Selbstmord der jungen Margret. Ihr Abschiedsbrief auf einem Papierfetzten erklärt, dass der Skisportlerin die Dopingmittel sehr zu schaffen gemacht haben. Trainer Udo wird angedroht, dass in Kürze die Ämter den Nebel lichten müssen:

O DU, MARGRET, MÄDL-ABLEBEN GRAU! ZETTEL-BATIK: SKI-TABLETTE ZU ARG. NEBEL BALD ÄMTERGRAM, UDO.                                 


6) Die vergreisten Notare sind zu nichts in der Lage. Sie werden es bereuen, wenn sie erfahren, wer der Erbe ist. Die unflätigen Neffen (darauf kann man elf Eide schwören) werden nie für die Sache zu interessieren sein. Auf einen Hilferuf im Internet hin kommt der Rat, die ganze Bande doch rauszuschmeißen:

SEID SO SENIL NOTARE! DROHE REUE FEIN, NENN ERBE. DIE FLEGEL-NEFFEN (LEG ELF EIDE!) BRENNEN NIE. FEUERE HORDE. (RAT ONLINE-SOS DIES!)                               


7) Für eine unrechtmäßige Samenspende gibt es keinerlei Beleg. Vielleicht sollte man Ulla sanft beibringen, dass sie einen Bastard gebären wird, und dem Luder letztendlich dazu raten, das Kind abzutreiben:

LIEH ES OHNE BELEG. NETTER EINRED, ULLA GEBIERT BASTARD. NEU END, RAT’S: ABTREIB EGAL, LUDER. NIE RETT ENGEL! EBEN HOSE HEIL. 


8) Die Hure darf weiter ihren Diensten nachgehen, der Onkel soll für ihren Unterhalt sorgen. Damit wird er sie vor dem viel zu hohen Weinkonsum bewahren. Der missgünstige Cousin Torben soll in der Hölle (b)raten, dann wird endlich Ruhe einkehren:

DIEN NUN HURE, LEB! ONKEL, LÖHNE BROT! RETTE VOR, UEBERRAGE GAR REB-EURO. VETTER TORBEN, HÖLLE KNOBELE! RUH NUN, NEID.

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Kommentare zu diesem Text

chichi† (80)
(04.10.11)
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 Irma meinte dazu am 07.10.11:
Danke für die Würdigung und die Empfehlung! LG BirmchenIrmchen

 Lluviagata (04.10.11)
Wow!!!! ♥

 Irma antwortete darauf am 07.10.11:
Danke Dir herzlich! LG BirmchenIrmchen
fdöobsah (54)
(04.10.11)
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 Irma schrieb daraufhin am 07.10.11:
Palindrome sind ja selten syntaktisch korrekt und semantisch dazu noch sinnvoll. Der "Neger mit Gazelle" ist ein hehres Beispiel, das sich kaum wiederholen lässt. Meist entstehen irgendwelche Worttrümmer, wie Didi es nennt. (Schau Dich doch mal bei den anderen Palindrom-Beispielen in Didis Projekt "Buchstabensuppe" um. Oder versuch Dich doch mal selbst dran!)

Wobei ich mir als Ziel gesetzt hatte, möglichst wenig dieser Reste, dieser unverständlichen Wortfetzen, stehen zu lassen und ohne viele Abkürzungen usw. auszukommen. Dass dabei semantisch völliger Nonsens heraus kommt, ist klar, war aber auch durchaus beabsichtigt. Und die semantische Ausdeutung war ein Teil des Reizes. Sozusagen dem Unsinn einen Sinn geben. (Finde es nämlich sehr interessant, wie der Kontext die Interpretation steuert und wie wir Sätze, die separat betrachtet semantisch unverständlich sind, im Nachhinein doch sinngebend lesen können.)

Das Ganze steht nicht ohne Grund unter "Experimenteller Text". Den künstlerischen Anspruch wie bei einem Gedicht darf man hier nicht ansetzen. Man könnte stattdessen zur Beurteilung schauen, wie geschickt komplizierte Konsonantenverbindungen umgangen wurden, wie versteckt die Spiegelachse liegt oder welche neuen, noch nicht überall im Net verbreiteten Wortverbindungen geschaffen wurden. Hübsche semantisch sinnvolle Passagen sind mir nämlich, wie ich finde, durchaus gelungen. Wenn man auch darüber streiten kann, ob (wie Lo und Didi gesagt haben) etwas Kürzung gut wäre.

Deine Pauschal-Verurteilung bzw. das Ausmaß Deines Entsetzens (gruselig, schmerzend) kann ich jedenfalls nicht nachvollziehen. Oder finde es, anders ausgedrückt, entsetzlich.
LG BirmchenIrmchen

(Antwort korrigiert am 07.10.2011)
(Antwort korrigiert am 07.10.2011)
(Antwort korrigiert am 07.10.2011)
(Antwort korrigiert am 07.10.2011)
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