Nun lebst du schon ein Jahr bei uns, und ich habe es nicht einen Tag bereut dich aufgenommen zu haben. Mit dir kam neues Glück und Wärme in unser Haus. Wir lernten uns schnell richtig gut kennen und auch lieben. Du bist ein ganz besonderes Wesen, der beste Mensch auf 4 Beinen den ich kenne.
Ein besonderes Glück bist du für meinen Sohn. Jeden morgen begleiten wir ihn zur Schule und wenn er dann seines Weges geht, bleibst du stehen und schaust ihm nach. Am Anfang wolltest du immer mit ins Schulgebäude, was natürlich nicht möglich war. Wenn wir dann weiter gehen, siehst du dich immer wieder um, schaust ob er nicht doch noch kommt und dich auf deinem Spaziergang weiter begleitet. Manchmal verwechselst du ihn dann mit anderen Kindern, die du von Ferne erblickst, denn Hundeaugen sind eben einfach nicht so gut. Doch enttäuscht musst du dann feststellen, dass nicht er es ist, den du da erblickt hast.
Mittags, wenn er dann von der Schule kommt, sitzt du oft auf dem Sofa und schaust aus dem Fenster. Wenn ich dir dann sage, jetzt kommt dein Leander, dann wuffst du und springst zur Tür. Am Anfang konnte mein Sohn gar nicht fassen, dass du ihn täglich so stürmisch begrüßt und du dich so freust, wenn er nach Hause kommt. Manchmal gibt es dann ein Leckerlie, und ihr zwei führt ganz besondere Gespräche miteinander. Du bringst uns so oft zum Lachen durch deine lustige Art.
Natürlich liebst du Spaziergänge und kannst stundenlang mit uns laufen, doch nicht an jedem Tag ist dafür ausgiebig Zeit. Jedoch ist es unser täglicher Rhythmus 3 mal miteinander Gassi zu gehen. Leider ist Leander nicht immer dabei, aber wenn er dich begleitet, dann bist du voll freudiger Erwartung, weißt du doch, er rennt mit dir auf dem Sportplatz und macht Schabernack mit dir. Besonders toll findest du es, wenn er dir Stöcke zuwirft, du schlägst Purzelbäume und spielst voller Freude. Manchmal seid ihr zwei dann so übermütig, dann ist kein Stock groß genug und du schleppst ganze Äste an, die um ein Vielfaches größer sind als du.
Letztens waren wir mit dir sogar auf dem Schwarzen Grat wandern und im Sommer hast du uns in den Wanderurlaub an den Feldberg begleitet. Dich kann man überall mit hinnehmen. Total lieb sitzt du im Restaurant unterm Tisch oder spazierst friedlich durch alle Orte oder gar Wälder, die wir durchstreifen. Auch beim autofahren schaust du aus dem Fenster und genießt die Fahrt, weißt du doch, sind wir dort wohin wir wollen, gibt es erst einmal einen richtigen Spaziergang für dich.
Da wir in einem Mietshaus wohnen bist du wegen deiner ruhigen Art ein ganz besonderes Geschenk, du bellst nicht oder kläffst dich lautstark durch die Tage. Selbst auf der Terrasse schaust du allen Vorbeigehenden freundlich hinterher, nur sollte sich mal ein Freund unserem Zaun nähern, kündigst du durch ein nettes Wuff den Besuch an. Sogar mit den Hasen kann man dich lassen, du schaust nach ihnen, willst mir zwar beim Einfangen immer helfen, doch du tust ihnen nichts, im Gegenteil, du willst sie immer waschen, so als wären sie deine Babys. Sie fürchten dich nicht besonders, sind sie doch sonst eher scheu.
Die Worte Gassi und Leckerlie verstehst du prächtig und kannst sie gut unterscheiden. So komm auch ich immer gut mit dir ins Gespräch und erfahre was im Moment gerade dein Wunsch an mich wäre. Ebenso bist du ein totaler Hundeliebhaber, mit allen willst du spielen und toben, nur leider wollen das nicht alle mit dir. Aber einen ganz besonderen Freund hast du in einem weißen Baumwollhund gefunden, sein Name ist Timo. Ihr habt euch von Anfang an sehr gut verstanden. Es ist eine wahre Freude euch zuzuschauen, wie ihr über den Rasen tobt, euch balgt und Rolle rückwärts oder vorwärts absolviert.
Beim Essen sitzt du gerne unterm Tisch und manchmal bettelst du dann, zwar unaufdringlich, und doch muss ich dich dann des Tisches verweisen und in dein Körbchen schicken. Da trottest du dann mit einem so rührseligem Blick von dannen, dass es mir wahrlich schwer fällt kein schlechtes Gewissen zu bekommen. Bist du auf deinem Plätzchen angekommen, dauert es nicht lange, bis du durch liebenswertes Jaulen wieder auf dich aufmerksam machst.
Wenn ich Besuch bekomme und wir sitzen am Tisch, unterhalten uns, dauert es nicht lange bis du dich auf meinem Schoß breit machst, dem Gast frech ins Gesicht blickst, als wollest du so mal kurz über dem Tisch deine Meinung kundtun, "Finger weg, das ist mein Frauchen". Schick ich dich dann abwärts, bist du binnen Sekunden wieder auf meinem Schoß. Wenn ich dann nicht energisch werde, hab ich einen verschmusten Hund am Hals hängen, der keinen Raum mehr für mein Gegenüber lässt.
Nachts schläfst du in Leanders Zimmer und sehr oft hat er dich einfach mit ins Bett genommen, wo du dich dann, als wüsstest du wie man es macht, einfach unter die Bettdecke legst, mit dem Kopf aufs Kissen und selig neben deinem Freund schläfst. Ich kann da gar nicht streng sein und euch Beiden diese Art von Nähe verbieten, denn ich weiß wie gut du meinem Kind tust, dass eben doch mit Verlust und Sehnsucht nach einem Anderen klar kommen musste.
Am Wochenende, wenn du denkst ich schlafe zu lange, kommst du irgendwann in mein Zimmer getrottet und stellst dich mit beiden Pfoten aufrecht neben mein Kissen und versuchst meine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Wenn ich noch zu müde nicht reagiere, hüpfst du aufs Bett und stiehlst dich unter die Decke, machst dich breit in meinem Rücken und wartest geduldig, bis ich mich erhebe.Wenn wir zwei dann mal alleine sind, legst du dich immer ganz eng an mich gekuschelt zu mir aufs Sofa. Besonders morgens nach dem Aufstehen setzt du dich zu mir, wedelst mit dem Schwanz und willst mich einer Morgenwäsche unterziehen, dann wenn ich zu mir kommen muss, mein Körper vom Rheuma geplagt, besonders meine Finger noch etwas steif sind, ist es eine besondere Wohltat diese in dein Fell zu graben. Nach unserem ersten Spaziergang oder auch am Nachmittag, wenn nicht andere Termine oder gar die Arbeit rufen, dann wenn ich mal ein Buch lesen oder ausruhen kann, legst du dich zu mir und schenkst mir Wärme und Frieden. Dafür bin ich dankbar, denn deine Gegenwart ist eine Wohltat für meinen manchmal ruhelosen Geist und all den Bruch in mir.
Leander geht ja nun auch nicht immer sanft mit dir um, mal kämpft er mit dir, dann drückt er dich so, das du etwas bedröbbelt und stark schnaufend unter seinen Armen hervorschaust. Täglich küsst er dich, egal wohin, so das mich doch etwas schaudert, aber bis heute hats ihm noch nicht geschadet. Dann knuddelt er dich, massiert deine Ohren, vergräbt den Kopf in deinem Fell. Er liebt dich und du hälst diese Liebe aus, ohne auch nur einmal knurrende Geräusche von dir zu geben. Was für ein Glück du doch für mein Kind bist!
Während ich dies hier niederschreibe, liegst du unter meinem Stuhl und deine Gegenwart sagt mir, dass wir einander gesucht und gefunden haben, weil wir zusammen gehören. Du bist ein Teil unserer Familie geworden, ein Wesen, dass unser Herz im Sturm erobert hat.
Vor kurzem, als wir zur Praßbergruine hochgeklettert sind, hast du uns ja einen mächtigen Schrecken eingejagt. In deinem Übermut bist du einfach in dieser Ruine aus einem alten Fenster gesprungen, dahinter ging es einige Meter in die Tiefe, steht dieses alte Gemäuer doch auf einem Felsen. Leander fing sofort zu schreien und zu weinen an, wir trauten uns kaum in den Abgrund zu schauen, dachten wir doch, du liegst da mit zerschmetterten Gliedern. Doch dem war nicht so! Du warst dort unten im Laub am Schnüffeln, während dein Freund oben Herzzereißend weinte, weil er dich verloren glaubte. Ich hielt meine Tränen zurück, und dankte im stillen meinem Gott, dass du ohne Schaden davon gekommen warst.
Wahrscheinlich bist du geflogen, einfach so in diesen Abgrund, weil du wusstest, dies ist nicht gefährlich für dich, wohl deshalb weil du ein Engel bist, und Engel können fliegen.
Ja, du bist ein Engel, unser Hunde-Engel!
Danke, dass du zu uns geflogen bist!
Ela
