Pseudo Ode

Gedicht zum Thema Erwachen

von  Georg Maria Wilke

Noch liegt der Tag
mit unschuldiger Miene,
rein wie ein Gebet,
dem Atem entströmt
auf wolkenloser Höhe
das Echo der Nacht,
kein Entfliehen
aus der Seele Bestreben,
nach neuen Taten drängend
und nicht bereit Artemis Bogen
straff zu spannen,
um am Widerhall sich zu berauschen,
diesem sirrenden, zischenden Klang zu lauschen,
auf die ersten Stimmen,
die der Odem des Morgens
in den flüsternden Himmel haucht.
Eine Freude dem Leben
nicht seine Gewohnheit
zu geben – nein! –
die Einmaligkeit zu genießen
als Fest mit Herrlichkeiten zu beschenken:
das Leben selbst.
Noch fließt der Strom
am Ufer, wo blühend
der Morgen erhellt
mit silbernen Fäden
die Wogen und Wellen
als starkes Verlangen gespannt,
von Ufer zu Ufer
der nächtliche Rufer
klanglos erklingt
und baut aus Kristallen
die Brücke zur Anderswelt,
ein Brückenland,
noch brach in seiner Ahnung.

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Kommentare zu diesem Text

KoKa (43)
(19.12.11)
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 EkkehartMittelberg (19.12.11)
Warum hast du diesen Text als Pseudo-Ode bezeichnet, Georg? Den vorwärts drängenden, mehrere Zeilen umfassenden Rhythmus einer Ode hat er.

 Georg Maria Wilke meinte dazu am 19.12.11:
Lieber Ekki, es ist mehr eine gefühlte Ode, na ja, also nicht ganz lügnerisch oder falsch, aber es achtet nur auf den klanglichen Rhythmus und nicht auf das Versmaß- Pindar und Horaz, die Zeit der Lieder würde vielleicht noch eher passen, aber eine sapphische Ode oder asklepiadeische Ode z.B. sind streng geordnet - vielleicht aber auch als Provokation.
Liebe Grüße, Georg
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