Altersmüdigkeit

Text zum Thema Orte

von  Anifarap

Es ist so weit. Die beiden Klingen glitzern im Licht der Schreibtischlampe. Einen Gedanken lang über das Wort des letzten  Satzes stolpern und dann seufzend losschneiden.
Das wäre schon eine schöne Sache, denn irgendwann wird das Blubbern, Klagen und Jammern eintönig und gar massenkompatibel, wie der moderne Mensch von heute, distanziert und präzise, äußern würde.
Also, ich nehme die Schere, schneide vorsichtig, aber routiniert, in das blaublasse durchsichtig scheinende Gewebe. Beim Eindringen dringt zischend das dunkle Gesöff heraus und ein übler Geruch, schwefelähnlich, kriecht hervor.
Du wirfst einen Blick hinein, siehst was da drin los ist und fertig. Ich nehme eine Nadel, fädel einen leuchtenden gelben Faden ein und nähe wieder alles zu.
Ich brauche nichts zu erklären, erläutern. Muss mich nicht mit Worten abrackern, nicht mit der Enttäuschung des Unverständnisses rechnen.
So einfach könnte es sein.
Ist es aber nicht.
Doch meine Müdigkeit begräbt mich und meine letzten inneren Zuckungen. Selbst das schwarze Gesöff ist zäh und hart wie Altöl.
Um mich herum das Paradies, leicht und flockig, wie herabsinkender Schnee, taufrisch und leuchtend.
Darin ein schwerer Brocken, der sich nicht fortbewegt zu schwer vom Glück, das anfängt zu faulen.
Die Finger zucken leicht. Aufgeklappt, eingeklappt, immer und immer wieder. Taktlos zur Zeit, die verrinnt. Nur noch Warten bis zum Stillstand.


Anmerkung von Anifarap:

(30.01.2012)

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram