Das einmalige Rendezvous - Teil XVIII.
Erzählung zum Thema Außenseiter
von pentz
Als Kommissare Schriftsteller werden wollten
Aber plötzlich sacke ich innerlich zusammen. Ich habe einfach keinen Plan mehr. Bin ausgepowert, ausgelaufen, futsch, fix und foxi, Ende.
So sitzen wir zunächst einmal nur so da, er hinter seinem riesigen modernen Schreibtisch, ich davor, in meinem Lehnsessel hängend. Meine Arme baumeln links und rechts von den Stützen bis nahe dem Boden herab. So fühle ich mich auch. Hoffnungs-, aussichts-, ergebnislos. Nichts mehr zu machen!
Der Kommissar beugt seinen Oberköper nach vorne, stützt sich mit verschränkten Armen auf der Tischplatte ab und zeigt sich gleichfalls voll der Sorgen. Sein Blick ist schräg zum Fenster gerichtet und starrt ins Leere. Ein dicker Brummer poltert unten an der Straße entlang vorbei.
Ziemlich laut hier, stelle ich fest.
„Was sollen wir nur machen?“, murmelt er. Vielleicht auch: „Was können wir nur machen?“
Ich schaue auf.
Ich bin ganz gerührt, dass er in der ersten Person Plural spricht und nicht im Singular.
Meine Freude trübt sich jedoch sofort wieder ein, als zwei dicke Querfalten seine hohe Stirne in zwei Hälften spaltet. Er scheint am Ende seine Lateins zu sein.
Die Ursache seines gleichfalls auftretenden Schwächelns scheint echt zu sein. Er fühlt mit mir mit.
Ich senke traurig meinen Kopf.
Ihm muss es so ergehen wie einem Polizisten, zu dem ein Mann kommt, um sich selbst anzuzeigen wegen Mordes, den er begehen wird. Was bleibt dem Polizisten übrig, solange der Mord nicht begangen sein wird, diesen Mann wieder nach Hause zu schicken?
Kein Beweis für einen Mord, kein Mörder. Ich versetze mich in dessen Lage und begreife: Wer würde da nicht Verrücktwerden?
Es schmerzt mein Herz bei diesem Anblick eines verzweifelten Ermittlers, aber Hilfe werde ich nicht zustande bringen. Mir wird sie schließlich auch verweigert. Ich werde ihn nicht von meiner Tat überzeugen können und die Gerichtsmedizin ist wohl von Ertrinken oder möglicherweise Selbstverbrennung durch heiße Wassereinstrahlung ausgegangen. Diese herbeigeführt zu haben, kann sowohl von einem Fremden genauso gut wie von ihr selbst sein. Klassische Pattsituation.
Mein Mitgefühl hilft diesem entmutigten Menschen auch nicht, abgesehen davon, müsste ich selbst noch mehr mit mir empfinden, der ich gerne Mörder sein würde, aber es nicht sein darf.
Aber mit einem Mal, als ob dieser Leerlauf hier nicht stattgefunden hat, richtet sich mein Gegenüber auf. In einer eigenartiger Bewegung: wie bei einer Puppe, die aufgezogen wird, versetzt sich der Oberkörper in gerade Position und der Mund prustet ein mechanisches Lachen heraus.
Traut man seinen Ohren, aber der Kommissar legt plötzlich ein Geständnis ab, womit ich mitnichten gerechnet habe. Er bekennt, selbst einmal Schriftsteller habe werden wollen.
„Halt!“ Sagt er, hebt den Zeigefinger. „Allerdings, dies vor der Zeit meiner Karriere als Polizist.“
Muss man sich da nicht veräppelt fühlen?
Ich kann es einfach nicht fassen.
Ich erblicke wässrige, mit schwimmenden Kaulquappen-Köpfen blinkende Augen.
„Ja, ich wollte einmal Autor werden, auch wenn man es nicht vermutet.“
In dieser Aussage liegt zugleich ein Schuss Ironie.
Hätte er sich jetzt in die Pose eines rolligen Frosches am Deichufer begeben und angefangen zu roggen, oder in die Kniestellung es Vogels, mit den Händen Flatterbewegungen gemacht, ich wäre kaum überraschter gewesen.
Im teigigen, breitflächigen Mondgesicht spielt viel Lächeln und Schmunzeln, als er diese Irrung, Wirrung und glücklicherweise nur vorübergehende Periode seines Lebens bekennt, so würde er dies heute sagen wollen.
Bekenntnisse, man lasse sich dieses Wort im Mund zergehen.
Nur Geistes-, Macht- oder sonstige Bekanntheitsgrößen der Menschheit haben am Ende eines erfüllten, ihrer Spezies zum Wohl- oder Missfallen absolvierten Lebens festgestellt, es werde Zeit, endlich seine Bekenntnisse darzutun.
Befindet sich der Kommissar gleichfalls in diesem Stadium seines Lebens? Und wenn, worin bestehen seine außergewöhnlichen Dienste für uns Menschen?
Nun, er selbst ist wenigstens bestens drauf und dran und tut so, als ob er sich in einer solchen Lage befinde. Soviel er vermeintlich Kurioses über sich erzählt, schüttelt er erheitert nicht minder oft den Kopf, murmelnd: „törichter Bubenstreich“, „Jugendsünde“, „infantiles Verhalten“ – welche Titel, Etiketten und Plattitüden wohl seine Absichten als Schriftsteller schmähen sollen.
Beleidigend, herabwürdigend, diskreditierend für den Berufsstand des Schriftstellers.
In den blassblonden Kopfhaaren schimmern ein paar graue Haare.
Rührig, anrührig.
Sein krudes Backenbärtchen sprießt bereits einige Zentimeter heraus. Wird es nicht Zeit, sich wieder einmal zu rasieren, Herr Polizist?
Mir soll’s egal sein. Für mich ist des Erzählers gemütliche Heiterkeit verderblich. Denn, was will er mir denn sagen? Ich spüre nur eine Antwort: hätten Sie sich nicht so stark aufs Schriftstellerdasein versteift, wäre etwas Gescheites aus ihnen geworden. Anders haben sie es nicht einmal zu einem richtigen Mörder gebracht, weil ihnen die Anerkennung eines richtigen Mordes abgeht. Damit zählen sie zu den Gescheiterten und halbseidigen Halbbürgern.
Welch vernichtendes Urteil!
Dieser Ruf erfüllt schrill den Raum bis zur Decke hinauf: Es besteht eine notwendige Verbindung zwischen: Schriftsteller und Mörder-ohne-Anerkennung!
Hätte ich jetzt eine Knarre gehabt, hätte ich gnadenlos abgedrückt.
„Wirklich? Geschrieben haben Sie einmal. Hm. Bestimmt einen Krimi?“ Ich muss nicht solch Erdrückendes und Demütigendes über mich ergehen lassen, nein. Da schieße ich lieber zurück.
Während all dem macht der Kommissar etwas höchst Merkwürdiges und völlig Unvorhergesehenes: lachend öffnet er den Waffenhalfter an seiner Hüfte, entnimmt seine Waffe und legt sie vor meiner Nase auf den Schreibtisch. Ich brauche nur die Hand auszustrecken, schon kann ich sie ergreifen. Wer weiß, vielleicht eine Falle?
Ignoriere diese Provokation erst einmal.
„Ja, das passte wohl zu einem angehenden Kommissar. Haha. Einen Krimi zu schreiben, bereits im zartesten Alter. Haha.“ Ich müsste mich schwer darüber wundern, dass er meinen Witz verstanden hat. Ich gönne mir jedoch keine Zeit und luchse unbewusst auf sein irriges Tun: was kommt als Nächstes?
Er zieht eine Schublade seines Sekretärs heraus.
Als er sich wieder gefangen hat, bringt er es auf den Punkt: „Nein, keinen Krimi. Die „Segnungen“ oder den „Fluch“ der Jugend, je nachdem, habe ich in meinem Erst- und Letztling verarbeitet.“
Diese Aussage unterstreicht er damit, dass er die Lade hinter der hineingelegten Pistole nachdrücklich schließt.
„Ach, eine unglückliche Liebesbeziehung!“, heuchele ich.
„Nun, nicht direkt. Unglücklich verliebt war ich noch nie richtig in meinem Leben.“ Lachen.
„Natürlich!“
Welch totale Schmeichelei, fantastisch. Eigentlich bin ich sehr erzürnt, denn es klingt so anmaßend: doch nicht bei mir, der ich ein so lebenstüchtiger Mensch und erfolgreicher Kommissar bin, welcher niemals so etwas wie der „Liebe“ auf dem Leim gehen würde und welcher selbst Mörder von Pseudo-Mördern so traumwandlerisch sicher zu unterscheiden weiß.
Er erfasst meine spitze Bemerkung überhaupt nicht. Er redet einfach weiter, als sei er am Stammtisch. So viel Ignoranz und Mangel an Spürsinn hätte ich ihm nicht zugetraut. Kann das sein, dass es ihm am Ende wirklich so ernst gewesen war um die Schriftstellerei? Aber nein, das schließe ich kategorisch aus. Außerdem konzentriere dich auf das, was er sagt, auch wenn es noch so verlogen sein mag.
Dass die Knarre in einer Schublade des Sekretärs und nicht am Gürtel um die Hüften des Kommissars ruht, ist gut, sehr gut, mehr als sehr gut sogar, kaum das, was ich mir erhofft habe.
Ich lasse ihn weiter- und weiterreden, ich weiß gar nicht, was, frage nach, versuche seine Gefühle zu erfassen, um sie dann anzusprechen und sich ihm sein vermeintliches Rucksäckchen vom Buckel reden zu lassen. Gleichzeitig, mein Herz macht dauernd freudige Sprünge, bin ich eisern bestrebt, nach außen unbeeindruckt zu wirken.
Tue so, als sei nichts geschehen; als geschehe nichts.
Versteif dich nur nicht auf die sich dir bietende Chance, tilg den Gedanken daran aus deinem Kopf, lass ihn gar nicht in dich hinein, damit du umso instinktiver, zügiger, unbesonnener, unbelasteter, kurzum kaltblütiger zupacken kannst, sobald sich die Gelegenheit ergibt.
Aber an diese deine Chance denke jetzt nicht. Sei lieber ganz und gar auf den Kommissar fixiert, auf seine bizarren Vorstellungen, Gefühle, Empfindungen und Vorstellungswelt, lass ihn dir nicht aus den Fingern flutschen, diesen schmierig-öligen Fisch, verdammt! Bleib am Ball…
Wie nennen dies die Amerikaner wieder, dieses Spiel, diese Taktik, diesen Kampf: Kopf-Kampf oder so ähnlich genannt, nur hier verdeutscht.
Genau - es ist jetzt ultrawichtig – nicht den Kopf zu verlieren!
Bei all dem bin ich gleichzeitig wahnsinnig empört über das, was ich da hören muss. Es kann nur ein Irrer sein, Schriftsteller werden, sich überhaupt als solcher ansatzweise gebärden, nur die Idee kurzfristig ernsthaft in Angriff nehmen zu wollen.
Buch erhältlich unter:
http://www.pentzw.homepage.t-online.de/literatur.html
Aber plötzlich sacke ich innerlich zusammen. Ich habe einfach keinen Plan mehr. Bin ausgepowert, ausgelaufen, futsch, fix und foxi, Ende.
So sitzen wir zunächst einmal nur so da, er hinter seinem riesigen modernen Schreibtisch, ich davor, in meinem Lehnsessel hängend. Meine Arme baumeln links und rechts von den Stützen bis nahe dem Boden herab. So fühle ich mich auch. Hoffnungs-, aussichts-, ergebnislos. Nichts mehr zu machen!
Der Kommissar beugt seinen Oberköper nach vorne, stützt sich mit verschränkten Armen auf der Tischplatte ab und zeigt sich gleichfalls voll der Sorgen. Sein Blick ist schräg zum Fenster gerichtet und starrt ins Leere. Ein dicker Brummer poltert unten an der Straße entlang vorbei.
Ziemlich laut hier, stelle ich fest.
„Was sollen wir nur machen?“, murmelt er. Vielleicht auch: „Was können wir nur machen?“
Ich schaue auf.
Ich bin ganz gerührt, dass er in der ersten Person Plural spricht und nicht im Singular.
Meine Freude trübt sich jedoch sofort wieder ein, als zwei dicke Querfalten seine hohe Stirne in zwei Hälften spaltet. Er scheint am Ende seine Lateins zu sein.
Die Ursache seines gleichfalls auftretenden Schwächelns scheint echt zu sein. Er fühlt mit mir mit.
Ich senke traurig meinen Kopf.
Ihm muss es so ergehen wie einem Polizisten, zu dem ein Mann kommt, um sich selbst anzuzeigen wegen Mordes, den er begehen wird. Was bleibt dem Polizisten übrig, solange der Mord nicht begangen sein wird, diesen Mann wieder nach Hause zu schicken?
Kein Beweis für einen Mord, kein Mörder. Ich versetze mich in dessen Lage und begreife: Wer würde da nicht Verrücktwerden?
Es schmerzt mein Herz bei diesem Anblick eines verzweifelten Ermittlers, aber Hilfe werde ich nicht zustande bringen. Mir wird sie schließlich auch verweigert. Ich werde ihn nicht von meiner Tat überzeugen können und die Gerichtsmedizin ist wohl von Ertrinken oder möglicherweise Selbstverbrennung durch heiße Wassereinstrahlung ausgegangen. Diese herbeigeführt zu haben, kann sowohl von einem Fremden genauso gut wie von ihr selbst sein. Klassische Pattsituation.
Mein Mitgefühl hilft diesem entmutigten Menschen auch nicht, abgesehen davon, müsste ich selbst noch mehr mit mir empfinden, der ich gerne Mörder sein würde, aber es nicht sein darf.
Aber mit einem Mal, als ob dieser Leerlauf hier nicht stattgefunden hat, richtet sich mein Gegenüber auf. In einer eigenartiger Bewegung: wie bei einer Puppe, die aufgezogen wird, versetzt sich der Oberkörper in gerade Position und der Mund prustet ein mechanisches Lachen heraus.
Traut man seinen Ohren, aber der Kommissar legt plötzlich ein Geständnis ab, womit ich mitnichten gerechnet habe. Er bekennt, selbst einmal Schriftsteller habe werden wollen.
„Halt!“ Sagt er, hebt den Zeigefinger. „Allerdings, dies vor der Zeit meiner Karriere als Polizist.“
Muss man sich da nicht veräppelt fühlen?
Ich kann es einfach nicht fassen.
Ich erblicke wässrige, mit schwimmenden Kaulquappen-Köpfen blinkende Augen.
„Ja, ich wollte einmal Autor werden, auch wenn man es nicht vermutet.“
In dieser Aussage liegt zugleich ein Schuss Ironie.
Hätte er sich jetzt in die Pose eines rolligen Frosches am Deichufer begeben und angefangen zu roggen, oder in die Kniestellung es Vogels, mit den Händen Flatterbewegungen gemacht, ich wäre kaum überraschter gewesen.
Im teigigen, breitflächigen Mondgesicht spielt viel Lächeln und Schmunzeln, als er diese Irrung, Wirrung und glücklicherweise nur vorübergehende Periode seines Lebens bekennt, so würde er dies heute sagen wollen.
Bekenntnisse, man lasse sich dieses Wort im Mund zergehen.
Nur Geistes-, Macht- oder sonstige Bekanntheitsgrößen der Menschheit haben am Ende eines erfüllten, ihrer Spezies zum Wohl- oder Missfallen absolvierten Lebens festgestellt, es werde Zeit, endlich seine Bekenntnisse darzutun.
Befindet sich der Kommissar gleichfalls in diesem Stadium seines Lebens? Und wenn, worin bestehen seine außergewöhnlichen Dienste für uns Menschen?
Nun, er selbst ist wenigstens bestens drauf und dran und tut so, als ob er sich in einer solchen Lage befinde. Soviel er vermeintlich Kurioses über sich erzählt, schüttelt er erheitert nicht minder oft den Kopf, murmelnd: „törichter Bubenstreich“, „Jugendsünde“, „infantiles Verhalten“ – welche Titel, Etiketten und Plattitüden wohl seine Absichten als Schriftsteller schmähen sollen.
Beleidigend, herabwürdigend, diskreditierend für den Berufsstand des Schriftstellers.
In den blassblonden Kopfhaaren schimmern ein paar graue Haare.
Rührig, anrührig.
Sein krudes Backenbärtchen sprießt bereits einige Zentimeter heraus. Wird es nicht Zeit, sich wieder einmal zu rasieren, Herr Polizist?
Mir soll’s egal sein. Für mich ist des Erzählers gemütliche Heiterkeit verderblich. Denn, was will er mir denn sagen? Ich spüre nur eine Antwort: hätten Sie sich nicht so stark aufs Schriftstellerdasein versteift, wäre etwas Gescheites aus ihnen geworden. Anders haben sie es nicht einmal zu einem richtigen Mörder gebracht, weil ihnen die Anerkennung eines richtigen Mordes abgeht. Damit zählen sie zu den Gescheiterten und halbseidigen Halbbürgern.
Welch vernichtendes Urteil!
Dieser Ruf erfüllt schrill den Raum bis zur Decke hinauf: Es besteht eine notwendige Verbindung zwischen: Schriftsteller und Mörder-ohne-Anerkennung!
Hätte ich jetzt eine Knarre gehabt, hätte ich gnadenlos abgedrückt.
„Wirklich? Geschrieben haben Sie einmal. Hm. Bestimmt einen Krimi?“ Ich muss nicht solch Erdrückendes und Demütigendes über mich ergehen lassen, nein. Da schieße ich lieber zurück.
Während all dem macht der Kommissar etwas höchst Merkwürdiges und völlig Unvorhergesehenes: lachend öffnet er den Waffenhalfter an seiner Hüfte, entnimmt seine Waffe und legt sie vor meiner Nase auf den Schreibtisch. Ich brauche nur die Hand auszustrecken, schon kann ich sie ergreifen. Wer weiß, vielleicht eine Falle?
Ignoriere diese Provokation erst einmal.
„Ja, das passte wohl zu einem angehenden Kommissar. Haha. Einen Krimi zu schreiben, bereits im zartesten Alter. Haha.“ Ich müsste mich schwer darüber wundern, dass er meinen Witz verstanden hat. Ich gönne mir jedoch keine Zeit und luchse unbewusst auf sein irriges Tun: was kommt als Nächstes?
Er zieht eine Schublade seines Sekretärs heraus.
Als er sich wieder gefangen hat, bringt er es auf den Punkt: „Nein, keinen Krimi. Die „Segnungen“ oder den „Fluch“ der Jugend, je nachdem, habe ich in meinem Erst- und Letztling verarbeitet.“
Diese Aussage unterstreicht er damit, dass er die Lade hinter der hineingelegten Pistole nachdrücklich schließt.
„Ach, eine unglückliche Liebesbeziehung!“, heuchele ich.
„Nun, nicht direkt. Unglücklich verliebt war ich noch nie richtig in meinem Leben.“ Lachen.
„Natürlich!“
Welch totale Schmeichelei, fantastisch. Eigentlich bin ich sehr erzürnt, denn es klingt so anmaßend: doch nicht bei mir, der ich ein so lebenstüchtiger Mensch und erfolgreicher Kommissar bin, welcher niemals so etwas wie der „Liebe“ auf dem Leim gehen würde und welcher selbst Mörder von Pseudo-Mördern so traumwandlerisch sicher zu unterscheiden weiß.
Er erfasst meine spitze Bemerkung überhaupt nicht. Er redet einfach weiter, als sei er am Stammtisch. So viel Ignoranz und Mangel an Spürsinn hätte ich ihm nicht zugetraut. Kann das sein, dass es ihm am Ende wirklich so ernst gewesen war um die Schriftstellerei? Aber nein, das schließe ich kategorisch aus. Außerdem konzentriere dich auf das, was er sagt, auch wenn es noch so verlogen sein mag.
Dass die Knarre in einer Schublade des Sekretärs und nicht am Gürtel um die Hüften des Kommissars ruht, ist gut, sehr gut, mehr als sehr gut sogar, kaum das, was ich mir erhofft habe.
Ich lasse ihn weiter- und weiterreden, ich weiß gar nicht, was, frage nach, versuche seine Gefühle zu erfassen, um sie dann anzusprechen und sich ihm sein vermeintliches Rucksäckchen vom Buckel reden zu lassen. Gleichzeitig, mein Herz macht dauernd freudige Sprünge, bin ich eisern bestrebt, nach außen unbeeindruckt zu wirken.
Tue so, als sei nichts geschehen; als geschehe nichts.
Versteif dich nur nicht auf die sich dir bietende Chance, tilg den Gedanken daran aus deinem Kopf, lass ihn gar nicht in dich hinein, damit du umso instinktiver, zügiger, unbesonnener, unbelasteter, kurzum kaltblütiger zupacken kannst, sobald sich die Gelegenheit ergibt.
Aber an diese deine Chance denke jetzt nicht. Sei lieber ganz und gar auf den Kommissar fixiert, auf seine bizarren Vorstellungen, Gefühle, Empfindungen und Vorstellungswelt, lass ihn dir nicht aus den Fingern flutschen, diesen schmierig-öligen Fisch, verdammt! Bleib am Ball…
Wie nennen dies die Amerikaner wieder, dieses Spiel, diese Taktik, diesen Kampf: Kopf-Kampf oder so ähnlich genannt, nur hier verdeutscht.
Genau - es ist jetzt ultrawichtig – nicht den Kopf zu verlieren!
Bei all dem bin ich gleichzeitig wahnsinnig empört über das, was ich da hören muss. Es kann nur ein Irrer sein, Schriftsteller werden, sich überhaupt als solcher ansatzweise gebärden, nur die Idee kurzfristig ernsthaft in Angriff nehmen zu wollen.
Buch erhältlich unter:
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