Sommerspass

Erzählung zum Thema Absurdes

von  Wortsucht

Ich liebe den Sommer! Und wenn man schon in einer Region lebt, wo andere Urlaub machen, gibt es nichts erholsameres, als gemütlich dem See entlang von der Arbeit nach Hause zu gehen.

Allerdings: wenn man die Bürokleider trägt, so sind 5 Kilometer bei über 30°C ein bisschen schweißtreibend. Und dass ich keinen Hut dabei hatte, war bei meiner Cabrioletfrisur auch nicht ideal.

Relativ schnell hatte ich beschlossen, meinen Ärmellosen Wollpullover als Mütze zu tragen. Was zwar dem Sonnenbrand vorbeugte, aber der Hitze kein bisschen entgegenwirkte.

Nur wenige 100 Meter weiter beschloss ich, mich meiner Beinkleider zu entledigen. Glücklicherweise hatte ich heute Morgen einen modischen Tigertanga angezogen.




Der Anblick war herrlich – dabei spreche ich nicht von mir! Die Blumenpracht am Wegesrand hätte bestimmt jedem Botaniker und jedem Allergiker die Tränen in die Augen gedrückt. Es duftete herrlich. Mit Ausnahme der am Straßenrand auf die Abfuhr wartenden Müllcontainer. Die schienen sauer zu sein.

Ich stand nun also da am Wegesrand, Wollpulli auf dem Kopf, Tigertanga …

So ging ich weiter, gemütlich.

Bis irgendwann neben mir ein Streifenwagen die Geschwindigkeit reduzierte, das Seitenfenster runter ließ und mich ein adrett gekleideter Herr zum anhalten aufforderte.

Ich beschloss, mich der Staatsgewalt nicht zu wiedersetzen und wartet deshalb, bis die beiden Beamten den Wagen parkiert hatte und sich zu mir gesellten. Rasch stellte sich heraus, dass sie sich nicht über das Wetter unterhalten wollten.

Ich wäre nicht korrekt gekleidet. Meine Argumentation, dass ich mir den Kopf verbrennen würde, ohne den Pullover als Mütze, ließen sie gelten. Es schien auch nicht das Problem zu sein.

Ich fragte, ob sie eigentlich ihre schicken Mützen nicht tragen müssten, während sie amtliche Handlungen begingen. Diese Frage konterten die Polizisten mit der Gegenfrage, ob ich etwas getrunken hätte. Ich wies darauf hin, dass das Beantworten von Fragen durch eine Gegenfrage eine schlechte Angewohnheit sei.

Schließlich diskutierten wir die Frage, wodurch sich Unterwäsche von Badebekleidung unterschied. Sie blieben mir auch diese Antwort schuldig. Sie bestanden darauf, dass mein Tigertanga der Unterwäsche zuzuordnen wäre und ich darin nicht nach Hause laufen dürfte.

Gut. Ich schien die Beamten nicht überzeugen zu können. Deshalb zog ich den Tanga aus.

Buh. Jetzt wurden sie aber hektisch!

Und meinen Hinweis, dass sie jetzt mit ihren Mützen meine Blöße hätten bedecken können, fanden sie gar nicht witzig.

Ich schon. Und lehnte großzügig die Mitfahrt ab. Sie bestanden darauf, mich in ihrem Wagen mitzunehmen.

So saßen wir nun zu dritt im klimatisierten Streifenwagen. Ich fühlte mich etwas nackt. Also zog ich mich gemütlich an, während die Beamten meine Adresse in ihr Navi eintippten. “Sie haben ihr Ziel erreicht!”, ertönte aus dem Gerät.

Die Beamten schauten sich an, dann mich. “Ich habe ja gesagt, dass sie mich nicht nach Hause bringen müssen! Ich wohne hier!”

Ich liebe den Sommer!

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Kommentare zu diesem Text


 sandfarben (27.06.13)
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es unklug ist, sich mit der Polizei anzulegen....
Die Geschichte ist jedenfalls amüsant.
c.

 Wortsucht meinte dazu am 27.06.13:
Danke sehr
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