Du sitzt mir gegenüber. Irgendein Ort, irgendeine Zeit. Wen interessiert es schon. Dein Lächeln weicht mir nicht aus. Nichts ist zurückhaltend an dir. Das Gesicht ist Massenware. Zu viel von allem um besonders zu wirken. Farbe gegen grauen Einheitsbrei und Falten. In der Schule hat das Deckweiß auch nie gedeckt. Es war immer verschmiert. Die falsche Farbe hat immer das Bild zerstört. Deine Arme hat das Leben gezeichnet. An den Ellenbogen erkennt man das wahre Alter. Ellenbogen kann man nicht einfärben. Du willst jünger wirken, der nächste Wahn. Später wirst du keuchen und vor Anstrengung einen roten Kopf und Hals haben. Was nützt es dann, wenn man sich vorher versucht zu verstecken? Ein paar Kilo zu viel, da wird es schwer in den Geschäften. Nur noch zu große oder zu kleine Größen auf den Stangen der Flagstores. Der ständige Hass auf die dünneren, auf die, die solche Größen tragen können. Der Hass brennt sich in die Stirn und unter den Augen ein.
Dein Blick fragt mich aus. Wie ich wohl wäre. Du erwartest immer das schlimmste und du wirst fast nie enttäuscht. Warum sollte ich diesen Erwartungen nicht entsprechen? Du wirst sagen dass ich Worte machen kann. Das ist der überraschende Teil. Du hast Worte längst verlernt. Glaubst nicht mehr daran dass man die Welt auch schönreden kann. Je leerer die Phrasen und je bunter die Lügen desto eher wirst du die Beine breit machen. Als wenn man Substanz an einem Abend beweisen könnte. Aber du vermisst es und willst den schönen Schein. Ich lass ihn leuchten. Den Traum vom anders sein, die Hoffnung einmal die Siegerin zu sein. Dass es sich doch lohnt seine Wünsche zur Schau zu stellen. Wohin man schaut, nur unerfülltes, ungelebtes. Und die Sehnsucht nach unerwartetem, zu viel Un-leben, zu viel von zu viel. Das sind die Risse in deinem Panzer den du sonst trägst. Die Fehler im Detail, geschmiedet aus zerbrochenem, hartes aus weichem funktioniert nicht. Je fester die Hülle desto größer die Lücken. Ich werde ihn sprengen und damit noch fester machen. Der nächste wird sich bedanken.
Am nächsten Ort, zu einer anderen Zeit, sitzt mir jemand anderes gegenüber. In der AustauschBar des Scheiterns.
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Kommentare zu diesem Text
Inis (48)
(16.10.14)
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Graeculus (69)
(30.12.17)
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