. zuerst las ich dich als Buch, dann sah ich dich als Film .

Expressionistisches Gedicht zum Thema Begegnung

von  kirchheimrunner

zuerst las ich dich als Buch, dann sah ich dich als Film


Zusammen mit dem Winter bist du vor die Schwelle deines Hauses getreten.

Schneewehen
und ein nicht mehr sichtbarer Horizont
zogen mir entgegen,
löschten die Lampe mit gelbem Licht.

Die erste Seite des Buches war nicht mehr leserlich,
die letzte aber
in einer Sprache geschrieben,
die vor tausend Jahren ausgestorben wahr.

Die Mesusa  מזוזה
an der Schwelle - am Tor zu dir
sie war noch bernsteinfarbenes Licht,
sonst war es leise.

Still sogar:
Nur die Treppen knarrten
viele Generationen liefen dort auf und ab.
Sie trugen Tote vom Keller hinauf zu dir.

In den Spalten
zerbrochener Spiegel
leben Geister
denen du dich zeigst,
    zeigst wie du wirklich bist
wie du bist vor einer langen Zeit.

Dein Parfum und deine Haare waren kurz und blau
blond, aber ein wildes Pferd.

Dort war auch kein Tag mehr für dich und für mich.

Herausgefallene Stücke Zeit.

Wir werden wohl eine Fähre brauchen,
die uns hinüberbringt!
Oder ein Cello?

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Kommentare zu diesem Text


 susidie (23.10.14)
Begegnung in einer Tiefe, die aus der Zeit fällt und dafür aber Raum schafft. Gefällt mir sehr und außerdem - schön, wieder von dir zu lesen.
Lieben Gruß von Su :)

 AZU20 meinte dazu am 23.10.14:
Da schließe ich mich an. LG
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