Ich glaube, ich bekomme sie nicht los.
Es war nur ein kurzer Anruf, eine einfache Abfrage von Papa, ich antworte, frage rück. Ich erwarte das nicht mehr, seine Antwort kommt und direkt schreit sie dazwischen. Ist es ein Widerspruch, eine Korrektur, ist es eine Kommentierung seiner Haltung – es geht ineinander über oder ist nur ein wie unmöglich bist du.
Ich habe verschieden Bekanntheit damit, eine Bekanntheit ist, es zu befürchten, auch die heißkalte Angst, die mir runtergeht, die sich langsam ausbreitet schon im ersten Ruf; in ihrem Tonfall, im Anklingen ist sie so abrufbar, dass sie mich befällt als ein bekannter Schauer.
Die andere Bekanntheit ist, dass ich selbst verknappe, gleich eingreife und dagegen lenke, weil ich auf eine nüchterne Art weiß, wie das Gespräch verlaufen wird – vermutlich - und dass ich nicht bereit bin, deswegen angegriffen zu sein, dass ich bestimme. Hier bin ich nur scheinbar kraftvoll, denn das Antizipieren zeigt meine noch hellere Präsenz im System, noch bewusster bin ich die Tochter, die ich immer war. Ich gleiche aus.
Vielleicht bin ich zärtlicher mit mir, wenn ich mich noch einmal überrumpeln lasse und noch einmal neu mit der Angst aufnehme. Sie erscheint bekannt, das Gefühl aktualisiert meine alte Bewusstheit, aber es ist nicht schon automatisch da.
Selten bin ich wirklich überrascht, wenn ich offen überrascht bin, habe ich mich schon weit hinaus gewagt, hinaus in ein anderes Leben, in dem ich bereit war, zu vergessen, wie die beiden funktionieren. Bereit, eine andere Normalität anzunehmen oder anzunehmen, dass der Umgang zweier Menschen sich aufrichtet, sich aus einer Situation verhalten kann, aus dem Stand heraus rechtens, angemessen.
Der nächste Schauer ist mein eigenes Murren als Frau, mein steter Widerspruch, wie eigen ist er, wie selbstverschuldet oder übernommen. Wie deutlich ist die Spur für mich gelegt, als Ehefrau zu sein. Wie sicher ist es, dass er mir nicht genügen kann, dass ich im Mangel mürrisch bin. Wie deutlich muss ich anders sein und wie unaustauschbar ist mein unterbautes Unverstandensein. Ich möchte anders sein, anders umgehen und auch zum gleichen Ergebnis kommen können. Auf meine Weise zu meinem Mangel kommen oder den Mangel meiner Mutter fühlen und ihn anders bewerten, ihn mit anderen Mitteln behandeln. Als wären die kleinen Unterschiede in beiden Versuchen Möglichkeiten, dass sich ein anderes Bild entwickelt.
Ich gleiche nicht aus, ich rücke ab, im leichten Shift.