Heute hab ich dich gesehen.
Doch du warst nicht da.
Deswegen bin ich gegangen.
Ich dachte, du wärst allein,
aber du warst mit deinen Gedanken woanders.
Gestarrt hattest du in die See und scheutest dich,
mir nur einen Blick zu zuwerfen.
Ich lief davon.
Dann rannte ich, beschämt, mich der Konfrontation
mit dir nicht auseinander gesetzt zu haben.
Ich hoffte auf einen Anruf.
Ich dachte, du würdest dich entschuldigen. Für das,
was du getan hast.
Warum schäme ich mich? Ich sollte diejenige sein,
die ruhigen Gewissens an der See steht und
sich sehnsüchtig in Gedanken schmiegt.
Ich hasse sie dafür. Und mich zugleich, weil ich
zu schwach bin. Zu schwach.
Heute bin ich aufgewacht.
Du standest nicht an der See.
Ich war nicht allein.
Ich lief mit einem Herzen in meiner Hand. Davon.
Ich hatte kein Schamgefühl.
Kein schlechtes Gewissen.
Ich riss es dir heraus und schämte mich nicht.
Ich sollte es tun. Eigentlich.
Eigentlich bist du nur zu schwach.
Selbst Schuld, dachte ich.
Und du hasst mich dafür.
Anmerkung von Mique:
am 26.12.10 verfasst.
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