Ein aufwühlendes Buch - Jonathan Littell: Les bienveillantes (Die Wohlgesinnten)
Rezension zum Thema Rache
von EkkehartMittelberg
Anmerkung von EkkehartMittelberg:
Dieser Überblick über Rezensionen zu dem Roman "Die Wohlgesinnten" erschien erstmals im November 2008 im Autorenweb. Er wird fortgesetzt.
Ich stelle ihn auch hier vor, weil das Interesse an dem Roman nach wie vor groß ist.
Kommentare zu diesem Text
P. Rofan (44)
(16.12.13)
(16.12.13)
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Ich referiere die Kernthesen der wichtigsten Rezensionen des Buches und der Leser kann sich dann entschließen, ober es lesen will oder nicht.
P. Rofan (44) antwortete darauf am 16.12.13:
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Wie kommst du darauf, dass ich beleidigt bin?
das buch ist ein epos, i. s. von episch breit. aus der dissonanten kritik ein zitat eines forschers: „Hier wird dauernd geballert, geschossen und gemordet, es spritzt das Blut und das Sperma und die Gehirnmasse – über Seiten hinweg."
naja, littell war als krimiautor gestartet, mit wenig erfolg. ein buch - auf die leserschaft spekulierend. der ich-erzähler aue wurde schwul, nachdem er nach der inzestuösen beziehung zu seiner schwester kein passen wollendes weib mehr fand. wieder so eine masche/ mache von littell.
naja, littell war als krimiautor gestartet, mit wenig erfolg. ein buch - auf die leserschaft spekulierend. der ich-erzähler aue wurde schwul, nachdem er nach der inzestuösen beziehung zu seiner schwester kein passen wollendes weib mehr fand. wieder so eine masche/ mache von littell.
Ich werde morgen noch einige Kritiken des Romans hinzufügen. Sie machen dem Leser eine endgültige Beurteilung des Romans nicht leichter.
Lieber Ekkehart,
ich habe das Buch nicht gelesen, kann aber gut nachvollziehen, warum es die Leserschaft spaltet. Jedes einzelne Thema (NS-Zeit, Inzest, Homosexualität, etc.) hat die Kraft dazu. Sich damit (und dem Buch) auseinanderzusetzen, ist gut und wichtig. Vielen Dank für die Anregung.
Herzliche Grüße
Viktor
ich habe das Buch nicht gelesen, kann aber gut nachvollziehen, warum es die Leserschaft spaltet. Jedes einzelne Thema (NS-Zeit, Inzest, Homosexualität, etc.) hat die Kraft dazu. Sich damit (und dem Buch) auseinanderzusetzen, ist gut und wichtig. Vielen Dank für die Anregung.
Herzliche Grüße
Viktor
Merci, Viktor, du hast verstanden, weshalb ich mich mit dem Buch eingehend befasst habe. Ich denke, es wird noch lange dauern, bis sich die Literaturkritik dazu ein abschließendes Urteil gebildet hat. Vielleicht werden sich an dem Buch immer die Geister scheiden.
Herzliche Grüße
Ekki
Herzliche Grüße
Ekki
Zur Entschädigung dafür, dass sie keine Frauen sind, gaben die Götter den Männern zwei Dinge: den Krieg und die Prostata. Das Buch ist voll von Sätzen wie diesem, die richtig reinziehen. Übrigens hätte es auch heißen können "Tom Ripley in Stalingrad". Ich fürchte, auf kV wird über so etwas wohl kaum eine Diskussion zustande kommen. Leider.
Vielen Dank, Toltec, ich will niemanden missionieren. Ich vermute, du tickst nicht anders.
MarieM (55)
(16.12.13)
(16.12.13)
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Grazie, Marie, zu dem Thema Bereitschaft gegenüber diesem Buch: Ich stehe noch in brieflichem Kontakt mit meinem 86jährigen Deutschlehrer. Als ich ihm 2008 von meiner Lektüre des Buchs berichtete, reagierte er zunächst ablehnend. Dann las er es doch. Kurz danach hatten wir ein Klassentreffen, an dem er als Klassenlehrer teilnahm. Die Diskussion über das Buch dauerte lange. Außer mir hatten es auch noch andere Klassenkameraden gelesen.
(Antwort korrigiert am 16.12.2013)
(Antwort korrigiert am 16.12.2013)
MarieM (55) meinte dazu am 16.12.13:
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Er glaubte, dass er die pornografishen Passagen nicht ertragen könne, kam aber zu der Auffassung, dass sie für Littell nicht Selbstzweck sind. Insgesamt spielt Pornografie, verteilt auf 1400 Seiten, nicht die dominante Rolle, wie es nach den bisher eingestellten Rezensionen scheint.
Zu deiner Frage nach der Schreibdauer: Littell hat die historischen Ereignisse sehr genau recherchiert. Das gestehen ihm auch seine schärfsten Kritiker zu und hat dann das Buch in wenigen Wochen (Die genaue Zahl habe ich vergessen) herunter geschrieben.
Zu deiner Frage nach der Schreibdauer: Littell hat die historischen Ereignisse sehr genau recherchiert. Das gestehen ihm auch seine schärfsten Kritiker zu und hat dann das Buch in wenigen Wochen (Die genaue Zahl habe ich vergessen) herunter geschrieben.
MarieM (55) meinte dazu am 16.12.13:
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Pocahontas (54)
(16.12.13)
(16.12.13)
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Grazie, Sigi,
ich habe den zweiten Teil der Rezensionen bereits jetzt an meinen Text angefügt, weil sich, wie vorauszusehen war, die
Fragen häufen, weshalb Littell Themen der Gewalt in unerhörter Weise miteinander verbindet, ob es sich um eine widerliche Sensationsmache handelt oder ob die exzessive Gewalt von der Gestaltung her eine Rechtfertigugng findet.
Ich denke, Vertreter beider Thesen werden Argumente für ihre Position finden.
Eines ist jedenfalls sicher: "Die Wohlgesinnten" werden sich nicht einfach in irgendeine Schublade stecken lassen.
Liebe Grüße
Ekki
ich habe den zweiten Teil der Rezensionen bereits jetzt an meinen Text angefügt, weil sich, wie vorauszusehen war, die
Fragen häufen, weshalb Littell Themen der Gewalt in unerhörter Weise miteinander verbindet, ob es sich um eine widerliche Sensationsmache handelt oder ob die exzessive Gewalt von der Gestaltung her eine Rechtfertigugng findet.
Ich denke, Vertreter beider Thesen werden Argumente für ihre Position finden.
Eines ist jedenfalls sicher: "Die Wohlgesinnten" werden sich nicht einfach in irgendeine Schublade stecken lassen.
Liebe Grüße
Ekki
Lieber Ekki, eine aufwühlende Rezension zu einer sehr umfassenden Thematik. Ich kenne das Buch nicht. Allerdings muss ich sagen, du hast mich sehr neugierig gemacht. Momentan bleiben mir allerdings nur Recherchen im Internet. Eine überaus interessante Anregung ist es allemal. Ich werde es weiter verfolgen. Danke und Gruß von Su
Merci, Su, auch an dieser Stelle weise ich noch einmal darauf hin, dass ich inzwischen die wichtigsten Rezensionen komplett vorgestellt habe. Du wirst nicht weiter im Internet recherchieren müssen.
Wer sich fragt, weshalb Littell die Themen Gewalt und Pornografie ungewöhnlich exzessiv behandelt, wird jetzt Antworten finden. Ob sie ihn überzeugen, kann er natürlich nur selbst beantworten.
Wer sich fragt, weshalb Littell die Themen Gewalt und Pornografie ungewöhnlich exzessiv behandelt, wird jetzt Antworten finden. Ob sie ihn überzeugen, kann er natürlich nur selbst beantworten.
Ich habe das Buch nicht, deine Rezension aber gern gelesen, eben weil du unvoreingenommen die verschiedenen Standpunkte gegenüberstellst.
Tatsächlich weckt das aber nicht die Lust in mir, es zu lesen und das einfach aus dem Grund, weil es eines jener Bücher ist, nach dessen 'Studium' die Literati der Welt meinen, sie wüssten alles über das Thema Holocaust und SS. Gerade solche Sätze wie
zeigen, die vollkommen Blindheit des Feuilleton und alle Kritiken, die du zitierst hast, setzen letztlich auf den Punkt Monstrosität. Und gerade das ist der so entscheidende[/b] und fatale[/b] Fehler! Es ist ein Deutungsmuster, das dem Erkennen von Gewalt diametral entgegenläuft, denn - wenn ich mich an dieser Stelle selbst zitieren darf - Krieg ist die Fortsetzung der Gesellschaft mit anderen Mittel.. Aber schon die historisch unumstößliche Einsicht, das der Holocaust, die Shoah, der Genozid ohne den Krieg nicht möglich gewesen wäre, ist leider eine kaum verbreitet Einsicht.
Und wenn der durchschnittliche Leser aus diesem Buch lernen soll, das Krieg und Massenmord eine brutale, blutige und den Menschen auf ein Nichts reduzierendes Ereignis (Zustand?) war/ist, spricht das zwar für die Wortgewalt des Autors, aber leider auch - ich muss es so hart sagen - für die Dummheit und fehlende Fantasie seiner (es rezensierenden) Leser, deren Kommentare letztlich, wenn man die wortgewandten Artikel auf ihren Inhalt reduziert, nicht mehr sagen als: "Ja ja, so ist das..." Da ist es kein Wunder, dass sich der gemeine Leser, um ein Begreifen zu vermeiden, in Allgemeinplätze, Plattitüden und Pseudophilosophie rettet, was eine Zeichen für das Unbegreifen ist und nicht mehr!
Darum möchte ich am Schluss allen, die sich mit dem Thema beschäftigen möchten, ein anders Buch ans Herz legen - und das nicht um deine hervorragende Rezension zu konterkarieren -, das einen sehr viel näher an das Phänomen der Täter heranbringt.
Longrich, Peter; Himmler, München 2008
Tatsächlich weckt das aber nicht die Lust in mir, es zu lesen und das einfach aus dem Grund, weil es eines jener Bücher ist, nach dessen 'Studium' die Literati der Welt meinen, sie wüssten alles über das Thema Holocaust und SS. Gerade solche Sätze wie
"Das sind alles Begriffe aus einer anderen, einer sauberen Welt, wo das Verschmutzte als Ausnahme gebrandmarkt werden soll"
Und wenn der durchschnittliche Leser aus diesem Buch lernen soll, das Krieg und Massenmord eine brutale, blutige und den Menschen auf ein Nichts reduzierendes Ereignis (Zustand?) war/ist, spricht das zwar für die Wortgewalt des Autors, aber leider auch - ich muss es so hart sagen - für die Dummheit und fehlende Fantasie seiner (es rezensierenden) Leser, deren Kommentare letztlich, wenn man die wortgewandten Artikel auf ihren Inhalt reduziert, nicht mehr sagen als: "Ja ja, so ist das..." Da ist es kein Wunder, dass sich der gemeine Leser, um ein Begreifen zu vermeiden, in Allgemeinplätze, Plattitüden und Pseudophilosophie rettet, was eine Zeichen für das Unbegreifen ist und nicht mehr!
Darum möchte ich am Schluss allen, die sich mit dem Thema beschäftigen möchten, ein anders Buch ans Herz legen - und das nicht um deine hervorragende Rezension zu konterkarieren -, das einen sehr viel näher an das Phänomen der Täter heranbringt.
Longrich, Peter; Himmler, München 2008
Lieber Trekan, ich danke dir für deinen gründlichen Kommentar. Was letztlich geeigneter ist, den Holocaust zu deuten, ein Roman wie der von Littell oder ein Sachbuch wie das von Peter Longrich, ich weiß es nicht. Ich werde mir das Buch von Longrich beschaffen und nach dessen Lektüre vielleicht schlauer sein. Momentan neige ich zu der Einschätzung, dass es sich um unterschiedliche Wege handelt, das Unbgreifliche begreiflich zu machen.
Ich bin gerade dabei dieses mit Horror besudelte Werk zu lesen.
Ich kann es nicht mehr aus der Hand legen,
aber wer eine Herzschwäche hat sollte besser die Finger davon lassen.
LG
Moon
Ich kann es nicht mehr aus der Hand legen,
aber wer eine Herzschwäche hat sollte besser die Finger davon lassen.
LG
Moon
Vielen Dank, Moonlight, denkst du, dass der Horror nur zur Spannungmache eingesetzt wird oder hat er für dich eine erkennbare gesellschaftskritische Funktion?
LG
Ekki
LG
Ekki
Nur zur Spannungmache, nein das glaube ich nicht.
Für mich ist es ein gesellschaftskritisches Werk das unter die Haut geht,
das uns zwingt in den Spiegel zu schauen in unser aller Vergangenheit.
LG
Moon
Für mich ist es ein gesellschaftskritisches Werk das unter die Haut geht,
das uns zwingt in den Spiegel zu schauen in unser aller Vergangenheit.
LG
Moon
Eine interessante Zusammenfassung. Auch die von dir zitierten Argumente und Gegenargumente sind nicht nur im Speziellen, sondern auch im Allgemeinen von Interesse. Wenn z.B. stimmt, dann gibt es kein "gutes Buch". Dann gibt es nur wichtige und unwichtige Bücher.
Seine Prosa mag platt sein. Aber das ist angesichts der geschilderten Tragödien kein Kriterium