Einbruch

Tragödie zum Thema Katastrophen

von  Nachtpoet

Neulich trat jemand in mein Haus und behauptete noch im selben Moment, dass dieser Platz ihm gehöre und ich jetzt weichen müsste, wohin wäre ihm egal. Als ich ihm antwortete, dass ich schon seit 12 Jahren hier wohnen würde und er kein Recht hätte, seinen Anspruch auf diesen Platz zu erheben, weil er ja nicht einmal eine Minute hier wäre, behauptete dieser Eindringling, dass es ihm leid täte, aber er brauche diesen Platz jetzt und es gäbe keine Alternative. Als ich den Eindringling dann hinauswerfen wollte, sah ich zu meinem Schrecken, dass immer mehr von seinen Mitstreitern hereinkamen, und gegen diese Übermacht half weder die Unterstützung meiner Freunde, noch weglaufen oder kämpfen. Man verlor mich im Nirgendwo.




Kleine Auswahl von ausgestorbenen Tierarten durch Menschen von 1900 bis heute:


Schweinsfuß-Nasenbeutler
Java-Nashorn
Huia
Wandertaube
Karolinasittich
Nordafrikanische Kuhantilope
Laysan-Ralle
Syrischer Halbesel
Aucklandsäger
Amanto
Beutelwolf
Karibische Mönchsrobbe
Schwaneninsel-Ferkelratte
Kaiserspecht
Japanischer Seelöwe
Galápagos-Riffbarsch
Yunnan-Weißhandgibbon
Felsengebirgsschrecke
Nordinsel-Schnepfe
Königsgenette
Weißwangenkauz
Langkiefer-Maräne
Schuppenkehlmoho
Goldkröte
Florida-Rotwolf
Merriam-Wapiti
Salomonentaube
Lake-Pedder-Regenwurm
Pyrenäen-Steinbock
Heidehuhn
Chinesischer Flussdelfin
Mauigimpel
Schopfkasarka
Rotaugendrossel
Kauaiklarino
Rosenkopfente
Kletterbeutler
Waldschlüpfer
Tobias-Köcherfliege
Eskimo-Brachvogel
Amistad-Kärpfling
Östliches Irmawallaby
Guadalupe-Wellenläufer
Kleiner Kaninchennasenbeutler
Prachtmoho
Chatham-Glockenhonigfresser
De Wintons Goldmull
Guam-Flughund
Mauritius-Grausittich
Große Neuseelandfledermaus
Miss Waldrons Roter Stummelaffe
Äthiopische Wassermaus
Elfenbeinspecht
Schomburgk-Hirsch
Algerische Gazelle
Cebu-Fledermauspapageichen
Harlekinfrosch
Diademzierlori
Sansibar-Leopard
Fidschi-Ralle
Jamaika-Affe
Utah-Groppe
Kouprey
Vaurienachtschwalbe
Westliches Spitzmaulnashorn
Honshū-Wolf
Norfolkinsel-Kuckuckskauz
Japanischer Fischotter
Paradiessittich
Neuseeländischer Forellenhechtling
Barbados-Waschbär
Berberlöwe
Bali-Tiger
Java-Tiger
Kaspischer Tiger
Taiwanischer Nebelparder
Mexikanischer Grizzlybär
Magenbrüterfrosch

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (06.04.15)
Sehr gelungen. Eine groteske Tragödie, die das Leben schreibt.
kleiner Veränderungsvorschlag:
Ich verlor mich im Nirgendwo.

LG
Ekki

 Nachtpoet meinte dazu am 06.04.15:
Danke Ekki, nett von dir, aber ich habe den Satz extra so formuliert, weil sich die Tiere ja nicht selber verlieren, sondern verloren gegangen werden sozusagen.

Danke, LG
Ralf

 Dieter_Rotmund (06.04.15)
Die Liste ist das am meisten unterschätzte literarische Genre.

 Nachtpoet antwortete darauf am 06.04.15:
Ist das so ? Ich habe lange überlegt, wie ich diese Liste überhaupt in einem Text integrieren kann.

Danke und LG
Ralf

 idioma (07.04.15)
DANK an den nachtpoetischen Dolmetscher unzähliger Tiersprachen für diesen wichtigen Text, der den Wunsch weckt
nach einer KV Rubrik namens "Pflichtlektüre",
wo dieser Text den allerersten Platz verdient !

Aber vielleicht könnte alles noch direkter journalistisch quasi
wie "Aus dem aktuellen Polizeibericht" gestaltet werden ?
Vermehrt werden brutalste räumliche Übergriffe gemeldet.
Wir zitieren das jüngst betroffene Opfer :
" Neulich trat jemand in mein Haus usw. also das alles
wirklich als direkte wörtliche Rede apostrophieren und
dann nahtlos Folgendes dranhängen "
Dasselbe berichtete uns glaubhaft anschaulich auch
das Java-Nashorn
der Schweinsfuß-Nasenbeutler
die Huia
die Wandertaube
der Karolinasittich
die Nordafrikanische Kuhantilope
usw.
usw.
usw.
als Liste
sowie noch viele weitere seit 1900 bis heute
durch Menschenhand ausgestorbene Tiere.

 Nachtpoet schrieb daraufhin am 07.04.15:
Ja danke, das wäre auch eine Variante gewesen. Obwohl man aufpassen muss, das es nicht zu persifliert wirkt. Das Thema ist toternst.

LG
Ralf

 idioma äußerte darauf am 07.04.15:
Nein : wirklich mitnichten als Persiflage gedacht,
sondern im Gegenteil als peinlichen Hinweis darauf,
wie viel Lautes/Schlimmes wir täglich lesen und ernst nehmen
und dabei dieses katastrophale permanente lautlose
Aussterben übersehn, verdrängen und
somit dulden und mitbewirken...
idioma

 Nachtpoet ergänzte dazu am 07.04.15:
Ja da könnte man sowieso noch einen eigenen Text von machen, dieser Gedanke kam mir auch mal .... hast recht.

LG
Ralf
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