Laudatio an eine Oase

Geschichte zum Thema Orte

von  StillerHeld

Ein historischer Park in der Frühlingssonne. Öffentlich, aber angenehm kühl und schattig döst er vor sich hin, ein Reservoir an Blütendüften und geheimen Plätzen inmitten einer zivilisierten, geordneten Welt. Ein lauer Wind geht durch die frischbelaubten Baumkronen, fast meint man, die grünen Giganten beim wehmütigen Austausch ihrer jahrhundertealten Erinnerungen belauschen zu können. Im Licht- und Schattenspiel ihrer Blätter badet sich keck eine halbnackte Marmorgöttin und beobachtet mit in Stein gehauener Emotion das Treiben im Park.

Vögel aller Farben und Größen flattern mit der ihnen eigenen Lebenslust ins dichte Gebüsch oder schießen unvermutet daraus hervor. Und in der Mitte des großen Geländes tanzen Kinder bunte Kreise um einen puttenbesetzten Springbrunnen. Alle Naslang bricht eines aus ihrer Runde und spritzt um sich, woraufhin die wilde Horde kreischend in alle Richtungen auseinanderstiebt, um sich binnen Kürze ums neue um den Brunnen zu versammeln.

Natürlich gibt es hier auch Parkbänke an kühlen, lauschigen Plätzen, meist verlassen, daher umso verlockender für Einsamkeit suchende Zweisame. Ein solcher Ort ist jener hinter der Marmorgöttin, nahe den schmiedeeisernen Gittern des Südausgangs. Ein Pärchen - oder ist es gar noch keins? - hat dort eine Bank für sich entdeckt. Das Mädchen schwingt seine kupferfarbene Haarpracht, lacht entspannt, die schwarzbestrumpften Beine kokett übereinandergeschlagen. Er mit verstruwweltem Blondschopf verfolgt mit wachem, fast zärtlichem Blick ihre heiter energische Rede. So nah sind sie sich! Wie nah? Es schweigt dezent die Statue. Vielleicht wissen’s die beiden selbst nicht.

Auf einer Bank am anderen Ende des Parks trifft man eine ältere Dame. Sie fühlt sich einsam und krank. Wehmütig blickt sie den Kinderwagen nach, die von Zeit zu Zeit an ihr vorbeigeschoben werden. Ist’s die Erinnerung an selbst empfundenes, doch lang vergangenes Glück? Oder an einen schmerzhaften Verlust aus Kriegstagen? Sie behält es für sich und füttert die geschäftigen Tauben (und die können schweigen).

Der Park döst vor sich hin und nimmt doch aufmerksam alles Leben wahr, das in ihm ist, beschützt es vor den Strahlen der erstarkenden Frühlingssonne wie vor den neugierig-teilnahmslosen Blicken der Öffentlichkeit. Und hin und wieder muss er lachen über das, was er sieht, doch das hört nur der, der ihn kennt und liebt.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(25.01.17)
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 Dieter_Rotmund (25.01.17)
Nein, mir hingegen nicht.
"Ist’s die Erinnerung an selbst empfundenes, doch lang vergangenes Glück?" - Das ist mir einfach zu kitschig, sorry!

 StillerHeld meinte dazu am 28.01.17:
Das ist Kitsch, stimmt.
LG
StillerHeld
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