Es gibt gewisse Orte an denen ich mich gerne aufhalte, an denen ich mich wohlfühle. In meiner Stadt ist das der Bahnhof, wo täglich hunderte von Leuten auf und abgehen, in Züge steigen, wegfahren und wiederkommen. Wo Koffer mit Rollen über den Boden gekarrt werden und man von Anzugmännern mit Krawatten bis zum obdachlosen Punk Repräsentanten jeder sozialen Gruppe finden kann. Manchmal sitze ich einfach nur auf den Treppen und schaue dem Treiben zu, über den Schaufenstern die reihum ihre Waren anpreisen. Vor ein paar Tagen borgte ich mir meines Vaters Kamera aus, setzte mich auf die Stufen um die Menge zu fotografieren. Ich stellte scharf und schoss drei Fotos von den Menschen unter mir, als die Bahnhofsaufseher zu mir kamen.
„Entschuldigen Sie.“, sagte er.
„Sie dürfen hier nicht fotografieren. Nicht ohne Genehmigung.“
Haben Sie eine Genehmigung?“
„Nein“ antwortete ich.
Also stand ich auf und packte zusammen, während die beiden neben mir stehenblieben, bis ich schließlich weiterging.
Im zweiten Untergeschoß des Bahnhofes kann man in die Straßenbahn einsteigen, die in die Innenstadt fährt. Vor dem Buchladen im Untergeschoß stand etwas gebückt eine junge Frau mit einem Kinderwagen, die wohl nicht viel älter war als ich. Sie hatte etwas zerzauste Haare und ein hübsches Gesicht, leicht gezeichnet von der Hitze des Sommers. Später sah ich sie in der Straßenbahn wieder als sie nach mir einstieg. Den Wagen vor sich herschiebend. Sie blickte mich an und wir lächelten einige Sekunden bis sie sich zwei Meter von mir entfernt hinstellte. Sie hatte einen nachdenklichen Ausdruck und stand etwas angelehnt, das Gewicht auf einen Fuß verlagert da. Ich hätte sie gern angesprochen, einfach nur um mit ihr zu reden. Warum kann ich nicht sagen. Ich tat es nicht und sie stieg aus. Als ich meine Wohnungstür aufsperrte war ich glücklich.
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