Granatapfelmann

Prosagedicht zum Thema Leben

von  Moja

Ein Straßenfest, kirschrot der Juniabend
mit Pailletten gepflastert die Allee
Brombeerblut unter hitziger Haut
ein dicker Mann rennt durch das Lied
läuft er falsch herum wirft er die Musik um.
Sein Kopf eine polierte Melone
in jedem Auge ein feuchter Kern
schwarzrote kahle Herztropfen.
Er kichert durch die Nase, etwas gurgelt ihn
er rennt schön geschwungene Schleifen
bis Zentimeter 88 am Festtagsrand der Straße.
Sein Hemd ist rund gestopft mit Vakuum
im großen Bauch fiept sein zittriges Akkordeon.
Seine dünnen Festtage stecken gefaltet in Bordsteinritzen
tritt er drauf, zerdrückt er sie.
In jedem Knie grüne Seife glitscht er über die Absperrung.
Seine kleine rosa Angst macht ihn ganz schief.
Er ist zwei Windläufer, ein löchriger Schwamm & eine krause Bindfadenrolle.

    Hoppla! 

Ein Granatapfelmund lockt vom Plakat
toll rot gespitzt frivol gezuckert.
Sein Plüschmund doppelt quer gerippt
pocht ans Poster – der Kuss hält ganz still.
Zaghaft zärtlich umfasst er den Kuss mit beiden Händen
biegt ihn am Rand, wickelt ihn in ein Stück Wind
& lässt ihn steigen an einer Schnur.
Der Kuss raschelt & taumelt im Abendwind.

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Kommentare zu diesem Text


 unangepasste (22.06.18)
Das hat was, finde ich. Einige interessante Stellen, die kurz innehalten lassen, weil sie überraschen und die Erwartungen auf eine angenehme Weise brechen.

 Moja meinte dazu am 22.06.18:
Bedanke mich & lieben Gruß, Moja
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