. In ein viel weiteres Leben hinein .

Epos zum Thema Leben/Tod

von kirchheimrunner

In einem früheren Leben
wusste ich keine bessere Welt.
Keinen weiteren Himmel
als Dich.

Aber bald schlich sich das Dunkel
durch einen Riss in der Zeit!

Deine Worte.
waren gestern noch Wege mit Laternen durchs Dunkel;
ein frischer Frühlingswind; -
um nicht zu sagen:
eine Barke zu unserem Himmel.

Heute hast du deine Sprache verschlüsselt,
Geheimtext ohne Quellcode!
Zusammengekniffene kirschrote Lippen
schreiben manches Wahres und schreiben bittersüße Lügen.

Selbst deine achtlos hingeworfenen Küsse
waren mir frische Wasser;
auch dann,
wenn dein Lächeln den Weg zu deinen Augen hinauf
nicht mehr finden konnte.

Nun folgen deine Küsse keinem Nachtstern mehr....
Sie stranden jetzt
schiffbrüchig, halb verdurstet
am sandigen Ufers einer sehr fernen,
unbewohnbaren Küste.

Ich weiß:
Meine Augen sind zu kurz geworden
für deine so weite Ferne.

Herzliebste!
Meine Zunge klebt fest
am eiserstarrten Riegel deiner Burg.

Küsse Splittern dort,
weil Mauen stehen;
sprachlos , undurchdringlich und kalt.

Trotzdem sage ich dir,
- rufe über die Mauer;
sage kein „Auf Wiedersehen,
sondern ein kurzes „Adieu“.

Weißt du?
Ich gehe nun hinüber.
Weg von dieser Insel der Kranken und Toten
in ein viel weiteres, helleres Leben hinauf!

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Kommentare zu diesem Text

monalisa (11.04.19)

Hallo Kirchheimrunner, dein Epos, angesiedelt im Grenzbereich zwischen Leben und Tod, finde ich sehr intensiv mit vielen sehr eindrücklichen Bildern, etwa die 'Worte, die Laternen, Frühlingswind und Barke zum Himmel waren' oder 'die Zunge, die festklebt am Riegel von LDs Burg'.
Allerdings gefiel mir die erste Fassung, die etwas straffer, weniger ausgeschmückt, sparsamer mit Adjektiven und darum direkter war, noch besser.
Aber auf alle Fälle ist dieser Text eine Empfehlung wert!

Liebe Grüße
mona

P.S.: Bei 'Ufers' hat sich ein 's' drangeschummelt, das darauf wartet, von dir aufgepickt zu werden

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