februar zehnter und elfter

Gedicht

von  W-M

In jenem Winter war ich von einer gestaltlosen Wut gepackt. Ich werde nicht sagen, welcher Art, nicht davon will ich erzählen. Nur muß ich sagen, daß sie gestaltlos war, nicht heldenhaft, nicht feurig; irgendwie galt sie der verlorenen Menschheit.
(Elio Vittorini: Conversazione in Sicilia. dtsch. Gespräch in Sizilien. 1941/1977)


es liegt ein zauber auf diesem land
und der schnee geht nicht / wie er gekommen ist

zurück in die erinnerung / rufe ich die namen / von voodoo-puppen
und wir / sind still / ringen nach worten / für einen vers
ein gedicht
alles ist nur noch erbärmlich
peitscht der winter den schnee ins land
laut / läuten
die schneeglocken / zum lockdown
meine puppe trägt hosenanzug
ihr ende ist vorhersehbar / im herbst
wird auch sie zu den privilegierten gehören
politische lyrik / geht anders!

da ist eine gestaltlose wut
alles färbt sich rot / brennt
die haut schält sich / schuppt / am ganzen körper
ich bin autoimmun / fresse mich durch mich selbst / jeden tag ein stück / mehr
und am morgen legt sich blutiger tau auf den schnee

die hände nehme ich mit wenn ich gehe
ins land der körperlosen
die ungeschriebenen bücher

wenn ich zurückkehre / ohne hände


Anmerkung von W-M:

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erschienen in   Signaturen-Magazin, Forum für Autonome Poesie, Rubrik Zeitzünder Politik & Poesie / Lyrik heute, 14.03.2021

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Kommentare zu diesem Text

Hilde (62)
(15.03.21)
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 W-M meinte dazu am 21.03.21:
ja, die zeit ist irgendwie schmerzlich, danke sehr, LSLPG, werner
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