Schubladendenken

Gedicht zum Thema Vorurteile

von  millefiori

Zuweilen sieht man oberflächlich einen
Menschen und denkt überzeugt bei sich:
„Das ist ein rechter Lump, ein Schluderich!“
Gern übersieht man die Details im Feinen.

Das Bild im Kopf hat einen festen Rahmen,
mit Farben ausgemalt ist es geschwind
verfestigt - chancenlos das Menschenkind,
doch Positives wächst nicht ohne Samen.

Die Schublade sorgfältig ausgesucht,
steht dann schon fest: Er wird dort ewig schmoren.
Ob es ein Priester oder Arsch mit Ohren,
zu widerlegen ist man nicht versucht.

Hätt einer sich die Mühe nur gemacht,
mal intensiv Fassaden zu durchdringen,
so würde es uns öfter auch gelingen,
zu sehen wie ein gutes Herz erwacht.

Bei andern Leuten sind wir wiederum
geblendet von dem schönen hellen Schein,
der suggeriert: Der Mensch muss edel sein.
Ja, manches Mal ist man doch wirklich dumm.

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Kommentare zu diesem Text

Agnete (66)
(06.05.21)
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 millefiori meinte dazu am 06.05.21:
Hallo Agnete, wenn man das wüsste, gäbe es keine Vorurteile mehr, glaube ich.
Ich versuche immer neutral auf den Menschen zuzugehen. Wenn man in Berufen mit dem immer gleichen Klientel arbeitet, kann ich mir aber z.B. vorstellen, dass man Menschen aufgrund ihrer Optik oder gewissen Merkmalen in eine Schublade steckt, einfach weil man diese Erfahrung so abgespeichert hat. Unbewusst. Ich habe als Jugendliche mal bei einer bekannten Fastfoodkette mein Geld aufgebessert. Nach zwei Monaten konnte ich die Kunden in zwei Klientel aufteilen, nur nach dem äußeren Bild. Das verführt schon zum Pauschalisieren. Umgekehrt wird man von manchen Kunden, die in diesem Restaurant kauften, auch in eine Schublade gesteckt.
So alà: Die hat wohl nichts Gescheites gelernt, ist wohl zu dumm für einen besseren Job.
Ich wurde auch aufgrund meines südländischen Aussehens im Urlaub oft für eine Einheimische gehalten.
Da hat wohl jeder seine ganz persönlichen Prägungen.
Was mir allerdings wichtig ist in meinem Gedicht: Ich möchte damit sagen, dass ein ordentlicher, adretter, höflicher Mensch mit Manieren genauso ein Betrüger sein kann,wie ein ärmlich aussehender Mensch, einen tadellosen Charakter haben kann.

Man sollte immer versuchen hinter die Fassade zu sehen.

Danke für dein Interesse
Millefiori

Antwort geändert am 06.05.2021 um 19:49 Uhr

 niemand (06.05.21)
Ja, so sind wir Menschen. Falsches Bild im Kopf und schon
ist man bereit einem anderen etwas anzudichten
Passiert mir auch andauernd, aber meistens geht dann nach kurzer Zeit quasi eine Tür auf und man guckt dahinter, oder in die Tiefe
und schon bekommt man eine andere Meinung, obwohl nicht immer Es muss ja auch nicht immer der schöne Schein eines Menschen sein, da reicht oft die Chemie/Sympathie und man
urteilt falsch. Tja, eine Lebensaufgabe das Ganze ...
Mit liebem Gruß, Irene

 millefiori antwortete darauf am 06.05.21:
Mir geht es auch so, ich schließe mich da nicht aus. Mein Mann verblüfft mich oft mit seiner Menschenkenntnis. Wenn ich ihn schelte, dass er doch nicht gleich nach dem ersten Schein gehen kann und dem Menschen eine Chance geben will, behält er im Nachhinein oft Recht.

Liebe Grüße
danke für die Empfehlung
Millefiori

Antwort geändert am 06.05.2021 um 19:53 Uhr

 Trugverschluss (06.05.21)
In der 3. Strophe bin ich total gestolpert, die 4. hat mich allerdings ganz sanft aufgefangen.

Erfahrungen schützen und verwehren zu gleichen Teilen. Ist dabei sicher nicht anders. (:

LG,
ich.

 millefiori schrieb daraufhin am 07.05.21:
Hallo Trugverschluss,
ich stelle gerade die älteren Gedichte von mir ein. Es fällt mir immer schwer daran nochmal rumzubasteln. War es in der Zeile mit der Schublade?

Danke für deinen Kommentar
Millefiori

Antwort geändert am 07.05.2021 um 08:06 Uhr

 Trugverschluss äußerte darauf am 07.05.21:
Ja genau- und der darauf folgende Vers. Deine Erläuterung kann ich allerdings verstehen. Dem Inhalt nimmt es ja auch nichts. ;)

LG,
Trugverschluss
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