Aphorismen zum Vorurteil
Aphorismus zum Thema Vorurteile
von EkkehartMittelberg
Dieser Text ist Teil der Serie Aphorismen
Kommentare zu diesem Text
Zu Nr. 3: Ich weiß, dass mich zu einem bestimmten Thema immer wieder Vorurteile überkommen. Und wenn ich das bemerke, was leider(?)/Gott-sei-Dank(?), überkommt mich immer wieder das, was du in Nr. 1 beschrieben hast. Das kann richtig niederschmetternd sein.
Grundsätzliches:
Du hast dir da vielleicht eines der schwierigsten Themen überhaupt vorgenommen. Natürlich finden wir alle Vorurteile fürchterlich. Aber es ist nun einmal so, dass wir ohne Schubladendenken nicht durch den Tag kommen würden. Unser Gehirn ist eine ständige Bewertungsmachine, ist aber nicht dazu in der Lage - zumeist, weil quantitative Informationen fehlen - jede Situation und jeden so zu bewerten, wie es ihm zusteht. Läuft einem z.B. ein Löwe über den Weg, signalisiert das Gehirn 'Achtung! Gefahr!', was wahrscheinlich auch keine schlechte Funktion ist.
Das Problem ergibt sich wie immer an den Grenzen, bzw. ist das (nötige) Eingeständnis, dass es Grenzen gibt (die fließend und sehr grau sind). Darum kann es auch keinen Zeitpunkt geben, an dem man vorurteilsfrei ist. Es ist ein immerwährender Kampf mit sich selbst. Und da er geradezu episch ist, ist es auf jeden Fall etwas für den Dichter!
Grundsätzliches:
Du hast dir da vielleicht eines der schwierigsten Themen überhaupt vorgenommen. Natürlich finden wir alle Vorurteile fürchterlich. Aber es ist nun einmal so, dass wir ohne Schubladendenken nicht durch den Tag kommen würden. Unser Gehirn ist eine ständige Bewertungsmachine, ist aber nicht dazu in der Lage - zumeist, weil quantitative Informationen fehlen - jede Situation und jeden so zu bewerten, wie es ihm zusteht. Läuft einem z.B. ein Löwe über den Weg, signalisiert das Gehirn 'Achtung! Gefahr!', was wahrscheinlich auch keine schlechte Funktion ist.
Das Problem ergibt sich wie immer an den Grenzen, bzw. ist das (nötige) Eingeständnis, dass es Grenzen gibt (die fließend und sehr grau sind). Darum kann es auch keinen Zeitpunkt geben, an dem man vorurteilsfrei ist. Es ist ein immerwährender Kampf mit sich selbst. Und da er geradezu episch ist, ist es auf jeden Fall etwas für den Dichter!
Danke! Ich bin sehr gespannt, ob andere deinen Kommentar auch bestätigen wollen und können. Mir kommt es so vor, als hättest du meine Gedanken beim Schreiben gelesen.
"Es ist ein immerwährender Kampf mit sich selbst."
Das bekenne auch ich gerne und unterschreibe es.
"Es ist ein immerwährender Kampf mit sich selbst."
Das bekenne auch ich gerne und unterschreibe es.
Das Problem ist, dass man ein Vorurteil nicht als solches erkennt, außer es betrifft einen selber.
Merci, Regina. Du meintest sicher, dass man ein Vorurteil, das man selbst ohne propagandistische Hintergedanken verbreitet , nicht als solches erkennt. Dem stimme ich zu.
Ja, Vorurteile, die einen selbst betreffen, erkennt man schnell aus Selbstschutz.
Ja, Vorurteile, die einen selbst betreffen, erkennt man schnell aus Selbstschutz.
ach ja, der erdenschwere mensch interpretiert mit jedem atemzug und meint, er müsste sterben, oder wäre schon gestorben, täte er es nicht * (-;
Naja, Mondgold, interpretieren kann Spaß machen, mir jedenfalls. Aber nur selten geht es um Leben oder Tod. )
Graeculus (69)
(04.08.14)
(04.08.14)
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Danke, Graeculus. Das Eingeständnis eines Vorurteils fällt den meisten - auch mir - schwer. Aber wenn mich jemand mit Humor überführt und nicht vorführt, kann es sein, dass mir Zähne und Klauen fehlen.
Scheester (80)
(04.08.14)
(04.08.14)
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Interessante Frage. Ich denke, ja.
Wenn es schlecht läuft, provozieren sie neue Vourteile.
Wenn es besser geht, versuchen Nachdenkliche das Vorurteil aufzudecken.
Meistens werden jedoch Vorurteile mit Vorurteilen beantwortet.
Wenn es schlecht läuft, provozieren sie neue Vourteile.
Wenn es besser geht, versuchen Nachdenkliche das Vorurteil aufzudecken.
Meistens werden jedoch Vorurteile mit Vorurteilen beantwortet.
Fabi (50)
(04.08.14)
(04.08.14)
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Danke Fabi. das kann ich bestätigen.
Beispiel: Eine Roma schellt bei Hitze an meiner Tür und bittet um ein Glas Wasser. Während ich es hole, ist meine teure Sonnenbrille, die im Flur liegt, mit der Roma spurlos verschwunden.
Das Vorurteil lautet: Zigeuner stehlen.
Man kann mich berechtigt fragen, woher ich überhaupt weiß, dass es eine Roma war. Es könnte auch eine Deutsche gewesen sein, die wie ein Roma ausschaute.
LG
Ekki
(Antwort korrigiert am 05.08.2014)
Beispiel: Eine Roma schellt bei Hitze an meiner Tür und bittet um ein Glas Wasser. Während ich es hole, ist meine teure Sonnenbrille, die im Flur liegt, mit der Roma spurlos verschwunden.
Das Vorurteil lautet: Zigeuner stehlen.
Man kann mich berechtigt fragen, woher ich überhaupt weiß, dass es eine Roma war. Es könnte auch eine Deutsche gewesen sein, die wie ein Roma ausschaute.
LG
Ekki
(Antwort korrigiert am 05.08.2014)
alpeko (69)
(04.08.14)
(04.08.14)
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Merci, Alpeko: Ich sehe es so, dass das Erkennen ein Teil des Bekämpfens ist.
Ich denke auch, dass Vorurteile, die sich in der Kindheit gebildet haben, am tiefsten verwurzelt sind.
Ich denke auch, dass Vorurteile, die sich in der Kindheit gebildet haben, am tiefsten verwurzelt sind.
Pocahontas (54)
(04.08.14)
(04.08.14)
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Grazie, Sigi, so sehe ich es auch. Die Arbeit an den Vorurteilen hört nie auf.
Liebe Grüße
Ekki
Liebe Grüße
Ekki
Wir haben alle ein Vor-Urteil gegen das Vorurteil, weil der zweite Teil (Urteil) dieses Wortes so streng klingt, so nach Vergehen, welches bestraft werden müsste. Doch was ist ein Vorurteil, nichts anderes als eine Art Vor-Bild welches wir uns machen, ja, machen müssen, wenn uns ein Vorgang, eine Handlung, eine Person etc. nur vom Hörensagen bekannt wird. Kein Mensch, wenn ihm aus einer Entfernung Unbekanntes begegnet, bleibt ohne
Bild. Automatisch formt sich ein solches in seinem Kopf,
dafür sorgt schon die Fantasie. Schlecht ist es nur, wenn wir [sobald uns die Möglichkeit zum näheren Hinsehen
(detailliertes Bild) gegeben wird] bei dem ersten, sprich
dem Vor-Bild stehen bleiben. Leider ist es aber so, dass uns nicht zu allem in dieser Welt [hierfür reicht kein Menschenleben aus] die Möglichkeit gegeben wird uns Genaues einzuverleiben. Und sage mir jetzt keiner, dass er zu allem das Richtige weiß/sich ausmalt. Es wäre eine dreiste und eitle Lüge. Also bleiben wir zu Vielem beim
Vor-Bild, welchem wir den fast schon kriminellen
Namen "Vorurteil" geben. Mit herzlichen Grüßen,
Irene
Bild. Automatisch formt sich ein solches in seinem Kopf,
dafür sorgt schon die Fantasie. Schlecht ist es nur, wenn wir [sobald uns die Möglichkeit zum näheren Hinsehen
(detailliertes Bild) gegeben wird] bei dem ersten, sprich
dem Vor-Bild stehen bleiben. Leider ist es aber so, dass uns nicht zu allem in dieser Welt [hierfür reicht kein Menschenleben aus] die Möglichkeit gegeben wird uns Genaues einzuverleiben. Und sage mir jetzt keiner, dass er zu allem das Richtige weiß/sich ausmalt. Es wäre eine dreiste und eitle Lüge. Also bleiben wir zu Vielem beim
Vor-Bild, welchem wir den fast schon kriminellen
Namen "Vorurteil" geben. Mit herzlichen Grüßen,
Irene
Danke, Irene, du beschreibst einleuchtend, wie ein Vorurteil entsteht. Ich ergänze dazu, wie viele Menschen reagieren, wenn sie sich bewusst werden, dass das Vor-bild, das sie sicdh geformt haben, der Realität nicht standhält, nämlich zunächst mit einer Trotzphase, da sie sich ihren Irrtum nicht eingestehn wollen.
Herzliche Grüße
Ekki
Herzliche Grüße
Ekki
Liebe Irene, ein besonders interessanter Aspekt, den du hier besprichst. Vorurteile (völlig neutral bewertet) sind erst einmal ein "Hilfskonstrukt", ein Filter der uns durch einen Dschungel an Erfahrungen zu leiten hilft. Bedenklich ist es erst, wenn wir nicht in der Lage sind, diese nicht zu reflektieren und zu verändern.
Sich einzugestehen, dass man dazugelernt hat, dass man seine Sicht auf die Dinge verändert, weil man Neues dazugelernt hat, das ist ja nichts Schlimmes. Trotzdem geschieht es oft aus dieser Angst heraus, das Vorurteile zu Urteilen erhoben werden.
Danke, lieber Ekki, dass du mal wieder eine wirklich interessante Diskussion mit deinen Aphorismen angeregt hast und uns dazu bringst, einmal über den eigenen Umgang mit Vorurteilen nachzudenken!
L.G.
Ira
Sich einzugestehen, dass man dazugelernt hat, dass man seine Sicht auf die Dinge verändert, weil man Neues dazugelernt hat, das ist ja nichts Schlimmes. Trotzdem geschieht es oft aus dieser Angst heraus, das Vorurteile zu Urteilen erhoben werden.
Danke, lieber Ekki, dass du mal wieder eine wirklich interessante Diskussion mit deinen Aphorismen angeregt hast und uns dazu bringst, einmal über den eigenen Umgang mit Vorurteilen nachzudenken!
L.G.
Ira
@Ira: Liebe Ira, die Diskussion über Vorurteile liegt immer in der Luft und dürfte eigentlich nie abreißen Ich glaube aber, dass sich unsere aufgeklärte Gesellschaft, die keine Tabus mehr zu kennen scheint, in puncto Vorurteilen der political correctness folgt. Würde jeder von uns über seine Vorurteile ganz ehrlich berichten, wir würden uns wundern.
LG
Ekki
LG
Ekki
ein vorurteil ist ein vor-urteil, ein element im menschlichen schnellorientierungssystem.
rené könig, soziologe, in einer kölner vorlesung: wer ist ohne vorurteile? ein vater erfährt aus der morgenzeitung, sein sohn habe sich mit alara icecube verlobt. er hatte mal von der dunkelhäutigen schönen beiläufig gehört. könig: wenn er jetzt seinen kaffee gemütlich weiterschlürft, könnte er ohne vorurteile sein ...
rené könig, soziologe, in einer kölner vorlesung: wer ist ohne vorurteile? ein vater erfährt aus der morgenzeitung, sein sohn habe sich mit alara icecube verlobt. er hatte mal von der dunkelhäutigen schönen beiläufig gehört. könig: wenn er jetzt seinen kaffee gemütlich weiterschlürft, könnte er ohne vorurteile sein ...
Gracias, ein witziges Beispiel, Lothar. Vielleicht ist der Vater Stoiker.
B-Site (30) meinte dazu am 04.08.14:
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Eher sterben die Menschen aus als die Vorurteile.
LG
Moon
LG
Moon
Hahaha, danke Moonlight. Wenn man die Vorurteile, die mit ins Grab genommen wurden, schätzen wollte, würde einem ob der Summe schwindlig.
LG
Ekki
(Antwort korrigiert am 04.08.2014)
LG
Ekki
(Antwort korrigiert am 04.08.2014)
Außen- und Selbstreflexion helfen dabei, sich über eigene Vorurteile bewußt zu werden, und sich mit diesen selbstkritisch auseinanderzusetzen. Diese bestenfalls abzubauen. Das ist die Theorie. Die Praxis gestaltet sich da manchmal etwas schwieriger, glaube ich. Wer beschreitet das Leben schon ohne Vorurteile!?
Liebe Grüße
Jörg
Liebe Grüße
Jörg
Ja, Jörg, die Praxis ist deshalb so schwierig, weil Vorurteile gegen den Abbau resistent sind wie die Ackerwinde. Du glaubst, du hättest sie mit ihren Wurzeln ausgestochen und dann ertappst du dich dabei, dass sie allen deinen Reflexionen zum Trotz wieder da sind.
Merci
Liebe Grüße
Ekki
Merci
Liebe Grüße
Ekki
Hallo Ekki,
eine liebe Schwester vom Vorurteil ist das Vertrauen, oder? An dieser Stelle jedenfalls hatte ich das Vertrauen in dich gesetzt, dass deine Aphorismen mehr Erkenntnisse bringen würden. Dazu müsstest du allerdings noch ein bisschen nachlegen. Sonst kommt bei deiner nächsten Sammlung wahrscheinlich Absatz 3 zum Tragen.
Liebe Grüße, Dirk
eine liebe Schwester vom Vorurteil ist das Vertrauen, oder? An dieser Stelle jedenfalls hatte ich das Vertrauen in dich gesetzt, dass deine Aphorismen mehr Erkenntnisse bringen würden. Dazu müsstest du allerdings noch ein bisschen nachlegen. Sonst kommt bei deiner nächsten Sammlung wahrscheinlich Absatz 3 zum Tragen.
Liebe Grüße, Dirk
Danke, Didi, ich weiß nicht, ob höhere Quantität der Erkenntnisse mehr bringt. Aber ich werde versuchen, noch etwas nachzulegen. Schaun wir mal, was es zum Tragen bringt.
Liebe Grüße
Ekki
Liebe Grüße
Ekki
B-Site (30)
(04.08.14)
(04.08.14)
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Danke B-site, deine Einleitungssätze halte ich für eine wichtige Ergänzung.
Zu 3 stimme ich nicht mit dir überein. Der Nachsatz bleibt; denn ich bin gar nicht sicher, ob jeder dasselbe aus dem vorangegangenen Satz folgert.
Zu 3 stimme ich nicht mit dir überein. Der Nachsatz bleibt; denn ich bin gar nicht sicher, ob jeder dasselbe aus dem vorangegangenen Satz folgert.
ichbinelvis1951 (64)
(04.08.14)
(04.08.14)
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Merci Klaus, du hast Recht. Vorurteile sind falsch. Es gibt freilich Menschen, die sie aus propagandistischen Gründen verbreiten, obwohl sie wissen, dass sie falsch sind.
LG
Ekki
LG
Ekki
...mit Vorurteilen ist es wie mit dem Schubladendenken, sie vereinfachen scheinbar das Leben, für den Moment, können doch aber Unrecht tun und große Probleme aufhäufen...und wer will selber schon mit Vorurteilen behaftet werden?
...den eigenen Vorurteilen kann man mit Aufmerksamkeit begegnen, aber denen der anderen?
LG Ganna
...den eigenen Vorurteilen kann man mit Aufmerksamkeit begegnen, aber denen der anderen?
LG Ganna
Merci, Ganna. Vielleicht kann man Vorurteilen anderer damit begegnen, dass man Vertrauen schafft.
Liebe Grüße
Ekki
Liebe Grüße
Ekki
...natürlich...aber nicht jeder kann zu jedem eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen...die meisten Menschen kennen wir eben nur flüchtig...und das lässt sich auch nicht ändern...mehr Toleranz könnte helfen, mehr Güte sich selbst und anderen gegenüber vielleicht...
LG Ganna
LG Ganna