Tantenartige Transgressivität: Genet, Pasolini, Hubert Fichte - Subversiv ist heute der Hetero-Hausvater!

Kalendergeschichte zum Thema Schwangerschaft/ Abtreibung

von  toltec-head

Ungutes Altern der literarischen Heroen schwuler Transgressivität.

Genet: Was haben Homosexualität und Diebstahl heute noch gemein? Die Generation YouPorn dürfte bereits die Frage kaum noch verstehen. Genet meinte, dass der schwule Arschfick contra naturam letztlich genauso die bestehende Gesellschaftordnung angreife wie ein Eigentumsdelikt. Das ist heute nicht nur nicht mehr auch nur ansatzweise plausibel, vielmehr ist das genaue Gegenteil der Fall: Der schwule Arschfick ist zum festen Bestandteil der bestehenden Gesellschaftsordnung  selbst geworden, sogar vielleicht mehr noch als die Selbstfortpflanzung des Geldes zu ihrem offenen Geheimnis und Erfolgsrezept.

Sich von einem Strichjungen ermorden lassen als inszenierter Selbstmord à la Gottvater/Jesus (Passolini)? Strichjungen heißen heute Escorts und noch die ausgefallensten Sexanfragen müssen leider unter "Privatkonsum" subsumiert werden.  Während es sich bei dem "Lob des Strichs" noch um ein literarisches Werk gehandelt haben mag, ist das "Lob des Escorts" bereits fester Bestandteil entsprechender Bewertungsseiten im Internet. Was uns zu unserem dritten Heroen führt:

Hubert Fichte, der meinte, nur die totale Verschwulung könne die Welt noch retten. Nebbich. Heute weiß man doch vielmehr nur zu gut, dass die totale Verschwulung mit dem total globalisierten Eine-Welt-Kapitalismus bestens harmonisiert und CSDs wie McDonalds noch in den hintersten kasachischen Dörfern Mozambiques oder Amazoniens einfach dazu gehört.

Nein, die Heroen schwuler Transgressivität machen heute leider keine bella figura mehr, sondern wirken reichlich angestaubt und so unerotisch wie ein Herrentöter. Bei der Relektüre ihrer Werke überkommt einen ein leichter Ekel wie in den 50ern Jahren nationalrevolutionäres aus den 20ern hervorgerufen haben muss. Transgressiv erscheint heute hingegen ganz grundsätzlich der Hetero-Mann, der den Mut  (und vor allem die Nerven) zu einer Beziehung mit einer nicht nicht-westlich sozialisierten Artsgenossin des ihm fremden Geschlechts aufbringt und dieser trotz ihrer defizitären Blaskünste (um von anderen Künsten ganz zu schweigen) ein Kind schenkt und diese seine Vaterschaft (das einzig verbliebene Abenteuer des Westens!) dann auch noch statt sie zu dekonstruieren perverserweise annimmt.

Kurz, ein fünfzigjähriger schwuler Mann muss heute feststellen, sich nicht nur mit seiner Sexualität auf dem Abstellgleis zu befinden, sondern wohlmöglich von Anfang an die falschen Autoren gelesen zu haben.

Immerhin, aber nur schwacher Trost: Am allerangepasstesten und als personifizierte Harmlosigkeit schlechthin erscheinen einem Lesbisches&Lesben lol

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Kommentare zu diesem Text


 Terminator (11.06.21)
Am allerangepasstesten und als personifizierte Harmlosigkeit schlechthin erscheinen einem Lesbisches&Lesben lol
Die real existierenden Lesben in der Tat.

Meine Phantasielesben (Miezen) sind der Grundstein der Kultur des Schönen (rechts von Dschingis Khan sind nur meine Miezen).

 loslosch (12.06.21)
... (Passolini) ...

wer ist das denn? etwa pier paolo ...?
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