Der Zeitungsleser

Ballade zum Thema Gesellschaftskritik

von  FliegendeWorte

Am frühen Morgen sehe ich

ihn vor der Scheibe stehen.

Ihm ist egal woher die Winde wehen,

er steht und liest.


Er ist so tief gefallen,

verlor den Halt, von jetzt auf gleich.

Auch früher war er niemals reich,

heut ist er arm.


Ich seh ihn überall

wohin mich meine Schritte führen

und es beginnt mich an zu rühren,

sein paralleles Sein.


Sein Hab und Gut das rollt

in einem Trolli hinterher,

den Blick gesenkt, kein Lachen mehr.

Im Wald steht jetzt sein Haus.


Ein kleines dunkles Zelt,

hat einst dem Kind gehört.

Ich hör noch wie er schwört:

'..das Saufen hört jetzt auf.


Versprochen!', sagte er.

Doch konnte er's nicht lange halten.

Nun sammelt er im Kalten,

was Wohlstand übrig lässt.


Sein Zelt, das ist sein Nest.

Doch kommt der Januar,

schläft er im Zelt, trotz Frost sogar,

und ich, ich hör mich sagen:


'Der Frost wird tödlich sein,

so bring dich doch in Sicherheit.'

'Ach was, ich bin es leid,

will ich den Frost doch spüren'.


Es ist schon lange her,

dass er die Zeitung las im Stehen,

ihm war egal woher die Winde wehen.

Sein Zelt gibt es nicht mehr...



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Kommentare zu diesem Text

Browiak (67)
(18.02.22, 11:31)
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 EkkehartMittelberg (18.02.22, 12:05)
Hallo FlieWo,
mir geht es wie Browiak. Dein Gedicht rührt mich sehr an.
LG
Ekki
Agnete (66)
(19.02.22, 18:50)
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 FliegendeWorte meinte dazu am 13.08.22 um 08:45:
Vielen Dank euch dreien, 
für eure Kommentare. 
Gruß
FliWo
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