Ich kann dich nicht mehr sehen

Text

von  Pearl

Eins: Ich fror, weil ich mich komisch fühlte.
Zwei: Ich habe gebrannt, weil ich mich verliebt habe.
Drei: Ich habe geweint, weil du mich verlassen hast.
Jetzt bin ich ein Gefangener meiner Hässlichkeit und meines Alters.

Ich fühle, ich habe dich gespürt, selbst als ich dich vergessen habe.
Du bist auf der anderen Seite des Spiegels, mein Zwilling.
Und die Vögel fliegen hoch oben am Himmel.
Schließt du dich ihnen manchmal an?

Und der Regen fällt, ich habe keinen Regenschirm.
Doch so sehen sie nicht, dass die Wimperntusche wegen meiner Tränen verwischt ist.
Du bist auf der anderen Seite des Spiegels, ich fasse dich nicht
und ich kann dich nicht mehr sehen.





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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (07.08.22, 10:37)
Das klingt sehr traurig. LG

 Pearl meinte dazu am 07.08.22 um 17:41:
Ja, ich weiß, und das Lied auch...

Liebe Grüße

 Graeculus (07.08.22, 17:58)
Ich weiß nicht, ob das, was mir dazu in den Sinn kommt, was taugt oder Blech ist, aber ich äußere es mal:

Das schreckliche Vakuum danach ist der Preis der Liebe. Daran führt kein Weg vorbei, und manchmal füllt es sich mit etwas Neuem.
Sich selbst als häßlich und alt zu empfinden aber ist eine Entscheidung, eine Bewertung, die man selbst vornimmt. Das muß man nicht! Und natürlich gibt es auch andere Menschen, die das nicht so sehen, sondern die einen als schön und jung wahrnehmen. (Zugegeben, in der achten Lebensdekade werden die selten.)

Anders ausgedrückt: Schmerz ist unvermeidlich und zum Glück meist vergänglich, aber wie man bewertet, das kann man - mehr oder weniger gut, mehr oder weniger leicht - beeinflussen.

Falls Du damit etwas anfangen kannst, war mein Tag heute nicht sinnlos.

 Pearl antwortete darauf am 07.08.22 um 18:34:
Dein Tag war auch so sicher nicht sinnlos :) aber ja, damit kann ich etwas anfangen. Ich bewerte manchmal sehr, auch andere. Wenn ich andere zu schlecht bewerte, stelle ich mir manchmal einen Schmetterling vor, der aus meinem Brustkorb kommt (der hässliche Gedanke, der sich in was Schönes verwandelt) und sich auf eine Blume setzt, oder ein anderes Bild... So lasse ich den Gedanken los. Vielleicht sollte ich so etwas auch machen, wenn ich mich selbst schlecht bewerte. Doch es hilft, es in wahren Worten "rauszulassen", ehrlich das Gefühl hinauszulassen.

In meinem Satz, wie im Lied, geht es auch um innere Hässlichkeit. Und wir alle haben Schönes (innen und außen) und Hässliches, manchmal sehen wir halt mehr das Hässliche und manchmal hassen wir uns sogar oder ekeln wir uns vor uns selbst (das war bei mir mit 20, 21 sehr schlimm)...

Danke, Graeculus, du drückst in deinen Worten dich ähnlich wie meine Therapeutin aus: Selbstmitgefühl - und fürsorge.

Ganz liebe Grüße,

Stefanie

 Graeculus schrieb daraufhin am 07.08.22 um 20:34:
Ja, wir haben alle Schönes wie Häßliches in und an uns, mehr oder weniger. Relativ gesehen bist Du da aber gut im Rennen. Z.B. habe ich noch nie etwas Feindseliges oder gar Böses in Deinen Texten gefunden. Da hast Du einigen Grund, Dich selbst zu mögen. Und wenn Du mir nicht glaubst (kein Fachmann und so), dann glaube immerhin Deiner Fachfrau.
Dies sei Dir ein Regenschirm.

 Pearl äußerte darauf am 08.08.22 um 14:26:
Danke für den Regenschirm :) Heute regnet es wirklich in Wien!
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