„gar lustig ist die jägerei...“ V --- FORST- & (und auch großwild-) JAGDLICHES AUS harzgebirgler-SICHT [2017/18]

Gedicht zum Thema Fantasie

von  harzgebirgler

einst saß ein waidmann hoch und überblickte
im wald die lichtung wartend auf ein reh
wobei er seinen drilling an sich drückte
vom drücken tat dem schon der kolben weh

er war sich deshalb wütend am entladen
drei kugeln fuhr'n dem waidmann durch die stirn
der hatte jetzt fürs drücken voll den schaden
im hochsitz glänzte blutig waidmannshirn

dem reh kam dadurch die gefahr abhanden
es trat prompt auf die lichtung wie bestellt
die waldarbeiter die den waidmann fanden

haben dann erst mal keinen baum gefällt:
der anblick war nicht schön, auch nicht das wetter -
triefnass saß unterm hochsitz waidmanns setter...


*


das wichtigste am wald sind nicht die wege
denn ohne wege kann ein wald schon sein
die ich zwar gern in einem zurücklege“
sprach ed zu ben „vor all'm bei sonnenschein -

doch ohne bäume kann es wald kaum geben
und zehn bis zwanzig reichen da nicht hin
die hochwachsend zum sonnenlichte streben
ein wald macht nur mit bäumen wirklich sinn!“

„er bleibt vor lauter bäumen auch verborgen
bisweil'n - der blick fürs ganze wird verstellt
durch einzelheiten um die wir uns sorgen

und deren wust meist mehr ins auge fällt“
gab ben ergänzend schön noch zu bedenken
weil viele dinge gern vom kern ablenken...


*


das tännchen stand im nadelwald
und sagte stolz „ich werde bald
bestimmt ein toller weihnachtsbaum!“
die lärche ätzt „das glaub' ich kaum

dein nadelkleid ist viel zu licht
und so was wirkt ganz einfach nicht
wenn's dichter würde könnt's schon sein
doch tritt der fall nur selten ein!“


*


am waldrand stand ein scheues reh
„wenn ich“ dacht' es „hier kurz nur steh'
und mich ein klein wenig verschnauf'
fällt das bestimmt groß keinem auf!“

ein jäger sah's und drückte ab
doch er verfehlte es ganz knapp
das scheue reh floh in den wald
während der flintenschuss verhallt'

kam auch nie wieder an sein' rand
wo es ansonsten gern mal stand
so schoss der jäger es auch nie
sondern sich kürzlich selbst ins knie...


*


"der wald steht schwarz und schweiget" -
sagt ja auch sonst nicht viel
was selbst wenn er's denn könnte
ihm schwerer als uns fiel'

ganz ohne mund und lippen
und zudem stimmbandlos
so kann kein sprechen klappen -
die hürden sind echt groß

es gibt zwar schul'n für bäume
doch sprechen lernt ein baum
samt lesen schreiben rechnen
dort jemals eher kaum...


*


es saß mal wer im regenwald
der merkte auch: es regnet bald!
drum stand er auf und ging hinaus
und schnurstracks in das gästehaus

am rand des walds wo regen fiel
als man ihm schon beim kartenspiel
weil sein vertrauen ihn oft trog
das fell über die ohren zog...


*


im wald saß mal ein jägersmann
und nahm sich seiner büchse an
doch biss dabei total ins gras
weil auch der schuss aus ihr voll saß


*


es bietet noch der wald ein tristes bild
mit matsch'gen wegen und entlaubten bäumen
und sicherlich ist selbst bereits das wild
von warmen grünen tagen voll am träumen

es macht dem winter diebisches vergnügen
sich länger hinzuziehen als uns lieb
mitunter scheint's er läg' in letzten zügen
obwohl sein abgang wiederum verblieb

jung lenz ist dieser starrsinn zwar zuwider
doch zwingen läßt sich der herr winter schwer
und legt sich auf die welt mit kälte nieder

denn unser unmut der gefällt ihm sehr -
auf frühling ist er eh stets schlecht zu sprechen
so frech wie der ihm raubt sein eis von bächen...


*


der oberförster freute sich
denn durch das fernglas sah er dich
oh holde maid im unterholz
total auf seine tarnung stolz -
was er dabei nur übersah:

du warst nicht ganz alleine da
gott amor nämlich tat sein teil
schoss voll ins herz ihm einen pfeil
weshalb er seine frau verstieß
und sich von dir verführen ließ...


*

in grünem kleid zeigt sich der wald
wo kuckucks ruf recht laut erschallt
der scheue vogel trägt gern grau

ist gut getarnt und ziemlich schlau
legt glatt sein ei in fremdes nest
und dumme piepmätz tun den rest...


*


zwei jäger gingen auf die jagd
anfangs durchaus noch unverzagt
doch schoss der zweite gott weiß wie
den ersten tot und sich ins knie


*


ein jäger hatte bock auf elefant
träumend von ner trophäe an der wand
als dann jedoch ein bulle vor ihm stand
drei meter hoch die ohr'n weit aufgespannt
der jagd auf sich nun gar nicht prickelnd fand

nein drohend scharrte im savannensand
offensichtlich schon leicht wutentbrannt
warf er von schrecken völlig übermannt
ins korn die flinte quasi kurzerhand
und ist hals über kopf davongerannt


*


die limmericke war im wald am äsen
und ich der sie bei sah ich fress 'n besen
wenn was die ricke äste äste war'n
nein feenhaar war's und auch kein seemannsgarn


*


der waldwachtmeister storch dreht seine runde
und sieht den frosch beim kühlen bad im teich
was nicht erlaubt - ein schild gibt klar von kunde
dem fröschlein ist das aber ziemlich gleich

es zetert, regt sich auf, spuckt gift und galle
weil waldwachtmeister storch ermahnend spricht
“das baden ist verboten hier für alle
nur du kümmerst dich kackfrech darum nicht!”

er läßt jedoch noch gnade mal ergehen
vor recht denn ihm ist selbst ja ziemlich heiß
und sieht die dreistigkeit an als versehen

des kleinen froschs der's halt nicht besser weiß
in zukunft gilt's sich aber dran zu halten
sonst wird ein gendarm seines amtes walten...


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...der waldwachtmeister storch bewahrt die ruhe
und regt sich übern kaakhalsfrosch auf nicht
“sei froh, frosch, daß ich dir nichts weiter tue
denn frösche sind ja doch mein leibgericht!”

denkt er bei sich und läßt den klein' gewähren
kein zacken fällt ihm aus der krone drum
er tut ihn nur als amtsperson belehren
nimmt ihm auch sein gezeter nicht groß krumm

würd' selbst gern baden bei der bullenhitze
doch nie im dienst und gar mit uniform
“kein aas ahnt wie ich darin öl' und schwitze

das klärchen heizt uns ein heut' echt enorm!” -
so dreht er schwitzend seine aufsichtsrunde
und freut sich auf die feierabendstunde...


*


ed geht im wald spazier'n und sieht auch stämme
die aufgestapelt sind am wegesrand
“und wenn ich”, weiß er, "das gehölz durchkämme
geht mir die reduktion von baumbestand

durch harvester mit meterbreiten reifen
auf jeden fall ganz tierisch gegen' strich
die auf des bodens schonung glattweg pfeifen

und spuren hinterlassen - widerlich!”

drum ähnelt echt der wald an vielen stellen
durchaus fast einem panzerübungsplatz
es ließen sich zwar bäume anders fällen

doch geht's um wirtschaft nur und holzumsatz
mit kostensparenden monstermaschinen -
die kann ein einz'ger mann locker bedienen...


***





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