Knecht Ruprecht hat die Schnauze voll...

Gedicht zum Thema Fantasie

von  harzgebirgler

Der Alte schimpft im Winterwald -
Mitternacht ist es und eiskalt –
auf sein Los als Gabenbringer...
Väterchen Frost kühlt ihm die Finger
trotz vorsorglicher Fausthandschuh´:
Auch dies´ Jahr hat er keine Ruh´
und muß mit einem Sack voll Gaben,
an denen Kinder Freude haben,
gemeinsam mit Sankt Nikolaus
in Stadt und Land von Haus zu Haus.

Knecht Ruprecht hat die Schnauze voll,
weil gar nichts so läuft, wie es soll.
Ja, seine Wut zu nächt´ger Stund
hat wahrlich einen trift´gen Grund:
Sein Schlitten wurde ihm gestohlen –
der Teufel soll die Diebe holen!
Nun muß er gar auf Schusters Rappen
durch Finsternis und Kälte tappen,
Gabenlasten auf dem Rücken,
die ihn tief und tiefer drücken!

Dem Handlanger vom Nikolaus
geht folglich bald die Puste aus,
sein Atem keucht, sein Schritt wird schwer,
der Alte spürt, er kann nicht mehr,
bis ihn ad hoc der Hafer sticht
und er sich sagt: „Ich armer Wicht!
Ich placke mich hier tierisch ab –
Sankt Nikolaus hält mich auf Trab!
Der soll mal sehen, wie es ist,
wenn einer seine Pflicht vergisst!“

Er schmeißt den Sack ins Unterholz
mit Schwung und auch nicht ohne Stolz
auf diese forsche Mannestat,
die allerdings noch Folgen hat.
Erst einmal ledig seiner Last,
gönnt sich Knecht Ruprecht eine Rast,
setzt sich bequem auf einen Stein,
läßt alle fünfe gerade sein
und kramt flugs eine Cognac-Flasche
sowie sein Pfeifchen aus der Tasche.

Ein kräft´ger Schluck wärmt ihm den Bauch,
des schwarzen Tabaks würz´gen Rauch
schmeckt er genüsslich auf der Zunge –
doch schon naht Ärger, alter Junge!
Denn so ein Streik, so ein Boykott,
erbost zutiefst den lieben Gott,
der solche Flausen gar nicht liebt
und prompt Knecht Ruprecht Saures gibt.
Gott packt den armen Kerl am Kragen –
mit Donnergroll´n hört er ihn sagen:

„Nimm ja den Sack, tu´ Deinen Job,
sonst werde ich gleich richtig grob
und schicke Dich, Du Einfaltspinsel,
per Eilpost auf die Pfefferinsel -
dort kannst Du dann beim Strändefegen
noch weit´re Schnapsideen hegen!“
Knecht Ruprecht bebt zwar voller Zorn
und schiebt sein Kinn empört nach vorn.
Doch Gott zu reizen tut nicht gut,
kocht in den Adern auch das Blut.

Der Herr des Himmels und der Erden
kann nämlich höllisch böse werden,
wenn Dienstvolk einen Aufstand probt –
dann wird er rücksichtslos und tobt.
Da das auch der Knecht Ruprecht weiß,
legt er halt seine Wut auf Eis.
Er schleppt den schweren Gabensack
mit Flüchen auf den Nik´laustag
mürrisch und müd´ von Haus zu Haus
und sieht vollkommen lustlos aus.

Mühsam erklimmt er jedes Dach
und macht dabei nicht wenig Krach,
schmeißt durch Kamine !rums! die Sachen,
die Kindern große Freude machen.
Wer frech war, guckt bloß in die Röhre –
egal, ob Bengel oder Göre:
Knecht Ruprecht sorgt mit weid´ger Rute
schnell für Besinnung auf das Gute
und kurz bevor der Tag erwacht,
hat er sein Mammutwerk vollbracht.


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Kommentare zu diesem Text


 TassoTuwas (03.12.21, 14:00)
Der Ruprecht hat die Schnauze voll
weil er ein schlimmer Knecht sein soll
man will ihn in die Wüste schicken
da scheinen welche falsch zu ticken
es kriegt doch nur was mit der Rute
der Freche Ungezogne - nie der Gute
und das ist recht und soll es bleiben
kann der Gutmensch sich dran reiben 

Herzliche Grüße
TT

 harzgebirgler meinte dazu am 03.12.21 um 17:02:
der gutmensch ist eh meist ein aas
das nie im rat der weisen saß
denn er ist moralinsauer
bestenfalls ein bauernschlauer.

herzliche dankesgrüße
harzgebirgler
Agnete (66) antwortete darauf am 03.12.21 um 21:34:
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 harzgebirgler schrieb daraufhin am 04.12.21 um 16:21:
vor göttern fällt man auf die knie
und bietet ihn' kein paroli.

herzliche dankesgrüße
harzgebirgler
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