Einst zog es einen Kaufmannssohn
magnetisch zum Theater -
er wollte mehr als Handelslohn...
“Mein Gott!”, entfuhr's dem Vater,
“du setzt des Lebens Sicherheit
in würdigem Beruf,
der uns bisher noch jederzeit
solide Einkunft schuf,
im Drang der Jugend leicht aufs Spiel
für brotloses Vergnügen
an Bühnenkunst - ist das dein Ziel
und wird es dich nicht trügen?!
Mein Streben, das wohl Ehren wert,
scheint dir sogar zuwider,
da es dich herzlich wenig schert
wie ich bin, brav und bieder?!
Es schickt sich kaum für unsereins
ein höheres Verlangen
und Glück, oh Junge, so wie meins,
kann das an Worten hangen?!”
“Ach Vater, meine Leidenschaft”,
sprach der drauf, “die ich hege,
führt mich vielleicht nicht ungestraft
auf künstlerische Wege.
Doch spür' ich schon so manches Jahr,
wie eng des Bürgers Leben,
das mich, nicht ohn' Ertrag obzwar,
kaum bilden konnt', erheben.
Die Bühne zieht mich mächtig an
und sie entdeckt mir Welten,
von denen ich viel lernen kann,
selbst wenn sie dir nichts gelten!
Des Menschen Tun mag nützlich sein,
das Werken seiner Hände,
nur zweifle ich, dass je allein
er so zum Wesen fände.
Drum steht nach Schönheit mir der Sinn -
sie lässt mich beben, glühen,
und da ich Mensch im Werden bin,
gilt ihr mein ganzes Mühen!”...
So ging sein Leben seinen Gang,
der ihm auch Liebe schenkte -
woran das junge Herz je hang,
viel Kunst war's, die es lenkte...
Oh wenn des Dichters Zauberfeder
in weit're Welten uns entführt,
ist dann ein Mensch nicht und fast jeder,
der etwas von der Fülle spürt
- dank bunter Vielfalt der Figuren,
wie sie das Schauspiel präsentiert,
samt ihren wechselhaften Spuren,
wo Bosheit brandmarkt, Tugend ziert -
die unsres Alltags Fesseln sprengt,
der Geist und Herz zutiefst beengt
und dem wir schwer entkommen?!
Oh Kunst sollt allen frommen -
dort kann, wie nicht an jedem Ort,
ein Mensch sich voll entfalten:
Sein Sehnen mag als Ton und Wort
und Bild hold in ihr walten!...