Delphine sterben / Depression

Text

von  mrakkkk

Es ist nicht ungewöhnlich, dass eine Achtjährige irgendwelche neuen Erkenntnisse gewinnt.

So wie neulich, als sie mich fragte, ob sie beim Dönerladen um die Ecke vielleicht eine Fanta trinken dürfte, die würde es ja bald nicht mehr geben. Woher sie denn diesen Mist hatte, wollte ich wissen. Ja, das hätte sie halt bei Youtube gehört. Okay. Fake News. Ist doch toll, da kann man doch gleich bei dieser Gelegenheit mal das Konzept der Fake News und alternativer Realitäten erklären. Trotzdem überdenken, ob ich sie Youtube aussetzen sollte, auch wenn es bloß 15 Minuten täglich sind.

Heute kam sie aus der Schule und berichtete, dass sie es schon doof findet, dass Delphine elendiglich ersticken, weil sie in Ölteppichen auf dem Meer zum Luft holen auftauchen und dann ihr Luftloch – das war der Begriff, den sie verwendete – verklebt.

Diese dreckige Welt soll doch einfach brennen. Keine Fake News, keine Erklärung. „Diese dreckige Welt soll brennen“, das war meine Antwort. Was kann man schon antworten. Sie ersticken, weil ihr Luftloch verklebt. In beschissenem Öl.    



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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (02.03.23, 08:02)
Könnte man ein interessantes Familiendrama daraus stricken: Der Vater aggressiv-depressiv, die Tochter verblendete Aktivistin, die Mutter... usw.

 mrakkkk meinte dazu am 02.03.23 um 11:28:
Momentan sind es Fetzen, Momente aus dem Lebensfluss, die irgenwie hervorstechen, an die Oberfläche durchbrechen.
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