Im Geisterwald von Broceliande

Gedicht

von  Beislschmidt

Im Geisterwald von Broceliande


Du bist so schön -
doch als dein letztes Hemd gefallen
und du warst nur noch Leinwand - Haut
wo Tiere aufeinanderprallen
geheimnisvolle Zauberbraut


besah ich lange deine Bilder
sprang tief durch deinen Stacheldraht
ein blutig Kochen - immer wilder
durch Runen - Schwerter - Kriegersaat


um deine Waden rankten Lilien
auf deinem Rücken kämpften Drachen
mit Horus’ Augen - gleich Fossilien
sah Wölfe - aufgerissne Rachen


ich zählte langsam deine Ringe
und schraubte auf den Labia Steg
als ob es um Verbotnes ginge
dann endlich - frei der Silberweg


hast mich fest umschlungen - Kreuz des Ankh
mit deinen grünen Schuppenbahnen
als ich nass auf deinen Körper sank
im Zauber keltischer Schamanen


wo waren wir - als Schmerz gleich Lust?
losgetreten im Dämonenbrande
gesäugt von Lupas Mutterbrust
im Geisterwald von Broceliande.

.

2012


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Kommentare zu diesem Text


 AlmaMarieSchneider (04.04.23, 23:35)
Wow, das hat mich umgehauen. Sehr mystisch. Für solche Texte bin ich sehr anfällig.

Liebe Grüße
Alma Marie

 Beislschmidt meinte dazu am 05.04.23 um 13:37:
Danke fürs Reinlesen, Alma Marie. Man fragt sich, wie kann das sein, dass ägyptische und nordische Mythologie aufeinandertreffen? 
Dazu meine Geschichte ...
Als ich mit meiner alten K 100 vor vielen Jahren in der Bretagne unterwegs war, landete ich auf den Spuren von Miraculix in dem Örtchen Paimont. Außer der alten Kirche gab's nicht viel zu sehen, wenn da nicht das office de tourisme gewesen wäre und Marie-Laure, die dort auch den Verkauf von Andenken inne hatte. Ich kaufte zwei Anhänger einer keltischen Fruchtbarkeitsgöttin und sie erzählte mir, dass es sie von Bouzonville nach Rennes verschlagen hätte, wo ihr Exmann ein Tatoostudio hatte. Nach der Scheidung nahm sie die Stelle in Paimont an, weil sie zweisprachig war. Mit ihrem Lothringer Akzent erzählte sie auch von ihren Führungen durch den Fôret der Bréceliande mit geheimnisvollen Seen und Kultstätten. Sie wohnte in einem Nachbargebäude der Notre Dame de Paimont und hatte neben Rouge und fromage ein kleines Museum mit Gegenständen aus aller Welt, die sie von ihren Reisen mitgebracht hatte. Prunkstück waren zwei riesige mongolische Trommeln. Marie-laure stellte sich in die Mitte des Zimmers und
ließ langsam ihr Leinenkleid fallen. Sie war am ganzen Körper tätowiert und ich ging langsam um sie herum und bewunderte das Gesamtkunstwerk. Ich bestand darauf zunächst die zwei Trommeln auszuprobieren. Die Töne waren so tief, dass die Fensterscheiben vibrierten. Nach etlichen Triolen legte sich Marie-Laure über den Tisch und ich trommelte auf ihr weiter. Die dicken Klöppel, die sie mit weichem Leder umwickelt hatte, tanzten nun über Drachenschuppen und Wölfe. Es schien ihr zu gefallen und ich konnte ihr summende Geräusche wie von einer Stimmgabel entlocken.
Es wurde eine längere Session und selbst spät in der Nacht sagte sie noch, "et le dessert?"
So oder so ähnlich könnte es gewesen sein.

Beislgrüße 

 AlmaMarieSchneider antwortete darauf am 05.04.23 um 14:23:
Lieber Beislschmidt,

solch ein Gedicht kann nur aus so einer Geschichte entstanden sein. Diese riesigen Trommeln gibt es in ganz Asien, auch Thailand, China usw.
Sie sind einfach irre. Werden sie geschlagen und das können die, versetzt es mich regelmäßig in eine andere Welt. Alles vibriert.
Danke für Deine Geschichte und was war dann mit dem Nachtisch? quelque chose avec des cerises?

Liebe Grüße
Alma Marie

 Beislschmidt schrieb daraufhin am 05.04.23 um 15:26:
Hallo Alma Marie,
bien sûr, eau de vie de cerises ou mirabelle?.. Sait pas. :D
Beislgrüße

 AlmaMarieSchneider äußerte darauf am 05.04.23 um 16:52:
Je n' ai pas encore essayé Mirabelle. 

Liebe Grüße
Alma Marie

 Beislschmidt ergänzte dazu am 17.06.23 um 09:30:
Diese Woche hab ich's endlich geschafft. Ich bin in Paimpont gewesen und habe sogar im Relais de Brocéliande übernachtet. Ich habe die Menhire in Monteneuf besucht und habe gehofft, dass etwas von dem Fluidum dieser 6500 Jahre alten Opferstätte (?) Zu spüren ist. Aber da war nichts, nur Steine. Ich habe wohl zuviel erwartet.
Beislgrüße

Antwort geändert am 17.06.2023 um 09:39 Uhr
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