Ich mag Lyriker

Prosagedicht

von  Epiklord


lasse mich aber
nicht auf sie ein,
halte Abstand,
denn sie versprühen
allzu häufig eine
Lyrik wie einen Duft
der Stinktiere, aus
2-Buten-1-thiol,
nach Erbrochenem,
aus überschäumender
Hirngalle, und ich
habe Angst, es könnte
etwas an mir haften
bleiben, nachhaltig.

Und haben Dichter
nicht diese kleinen
Meisen in ihren Köpfen,
welche bei Minusgraden
im Februar, beim ersten
Sonnenstrahl, ihre
Liedchen singen, so
eindrucksvoll, als
wollten sie den Frühling
herbei zwingen,
versuchen es immer
wieder - und scheitern.

Manchmal geht aber
ein Geruch von ihnen
aus, durch die Blume,

dem man sich
nicht entziehen kann,
dezent, charmös, weise
oder erfrischend,
begleitet einen
ein Leben lang.


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Kommentare zu diesem Text


 Redux (10.04.23, 19:34)
Wie einen Duft der Stinktiere: zuerst dachte ich, moment mal, aber dann: ja vielleicht doch...

 Epiklord meinte dazu am 10.04.23 um 21:31:
Ja, ich habe mir Gedichte vorlesen lassen aus dem Jahrbuch der Lyrik 2021. Video "Lange Nacht der Lyrik"

Ich füge in meiner ersten Strophe mal zu:
nach Erbrochenem,
aus überschäumender
Hirngalle,


denn die meisten Texte haben sich in ihrem aufgeblasenen Wortsalat erschöpft, ohne Nutzen
für den Leser, ohne einen Zugang zur Realität,

die gute Lyrik mir etwa in einem anderen Licht präsentiert, aus einer überraschenden Perspektive heraus.



 A.Reditus (11.04.23, 10:01)
Das wusste schon Ludwig Uhland: "Stinke, wem Gestank gegeben!" Oder frei nach Zappa: "Poetry is not dead, it just smells funny!" Der Dichter dieses Werkes macht seinem Namen aber alle Ehre. Dicht ist das nicht.
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