Kitsch ist wenn...

Tagebuch

von  lugarex

Ich saß etwa eine Stunde im Auto und beobachtete das Leben in Basel. Es fühlte sich an, als wäre ich in einem Zoo, aber es befriedigte mich, weil es äussert interessant war. J'avais faim d'un peu de tendresse, habe auf Französisch gedacht, wir sind doch in Basel, die französische Grenze ist ein paar Tramstationen entfernt. Da fühlt man sich praktisch zu Hause. Nur die Menschen kamen mir irgendwie fremd. Natürlich bringt die Nähe drei Grenzen mit sich, dass hier viele Migranten aus allen Ländern sind. Aber das meine ich nicht. 

Ich konzentrierte mich auf die vorbeikommenden Frauen, ich wusste, dass ich mich nach ihnen sehnte, müde und verlassen, ohne Aussicht auf Zuneigung, Wärme.


Die Ernüchterung kam zu schnell! Zuerst wusste er nicht genau warum, aber dann habe ich begriffen: Sie sind, die Basler Frauen und eigentlich auch Männer, anders. Besonders abstossend und anziehend zugleich, eben wie in einem Zoo mit interessanten und zuweilen netten Tieren, oder Aquarium mit teuren Fischen.


Frauen mit weit hervorstehenden Brüsten. Riesige Ärsche, die die Fahrradsitze und die Augen des hartnäckigen Beobachters quälen, inspirieren und ihn gleichzeitig träumen lassen. Widerlich und anziehend in der gleichen Masse.


Greisinnen und betagte würdige Herren mit weissem Haar, eine Art Uniform? Insgesamt wird da viel geraucht, allmählich jedoch drückt die E-Zigarette die lieblichen Pfeifen oder gar Zigarren weg von der Strasse, die so zu den wohlhabenden Baslern passten. Wie einmal die Strassenkreuzer die Kutschen verdrängten, so drohe es mit den Autos zu werden. Was Beine hat, zwängt sich auf die elektrischen Fahrräder, wahrscheinlich um die Hysterie nach der Rettung des unschuldigen Klima zu üben, oder die oben erwähnten breiten, weich gepolsterten Hintern zu präsentieren.


Mit ambivalentem Gefühl fuhr ich endlich weiter. J'avais faim, Lust auf ein frisches Gipfeli.  Abstossend und anziehend zugleich, liebenswert jedenfalls. Menschen, die ihr Leben noch vor sich haben —  oder schon praktisch gelebt hatten — , aber wegen der zahlreichen Bäckereien und Konditoreien in Basel und Baselland…man kann nichts dagegen tun. Man wird das Leben ewig feiern.




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Kommentare zu diesem Text

Agnete (66)
(03.07.23, 19:49)
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 Tula (03.07.23, 22:41)
Hallo Luga
Bei solchen Damen muss ich unbedingt mal nach Basel  :D

LG
Tula

 Tula (03.07.23, 22:41)
Sorry, war doppelt

Kommentar geändert am 03.07.2023 um 22:42 Uhr

 AlmaMarieSchneider (04.07.23, 10:43)
J'avais faim, Lust auf ein frisches Gipfeli.
Ja, Hunger, klar aber was ist ein "Gipfeli". A Kipfla in fränkisch?

Man muss das Leben feiern. Dafür leben wir doch.

Schöne Geschichte.
Herzlichst
Alma Marie

 AchterZwerg (04.07.23, 12:20)
Ja, Luga,
Kipferl sind schon etwas extrem Leckeres. :) 
Mit denen gelangt man schnurstrack auf den Gipfel angenehmer Gefühle, und Berge hats ja auch rundherum.
Insofern ist "Gipferli" die einzig richtige falsche Bezeichnung! :P <3 

Lachende Grüße
der8.Zwergbaseler

 Moja (04.07.23, 17:45)
C'est la vie!  :D
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