Der Alte braucht seine Brille #2

Gedanke zum Thema Allzu Menschliches

von  lugarex

Wie jeder Alte sass er hinter dem Fenster 

und guckte in die leere Landschaft wie ein schaubegieriger Trottel,

der nicht möchte, dass ihm auch ein nicht stattfindender Wunder entgeht.

Stets schmiedete er neue Pläne 

und es war ihm schon lange nicht bewusst, 

dass die Esse schon erloschen war.

Aber er gab nie auf. Es war ihm zwar bewusst, 

dass die Kraft nicht mehr da war in solcher Masse, 

wie gewünscht, wie er sich vorstellen könnte

und wie seine Erinnerungen waren.

Er dachte, wie es sein werde, wenn er endlich anfängt,

genau, 

wie auf diese Art zu denken pflegte seine ganze achtzig Jahren,

bis er schlussendlich am Fenster zu sitzen

geblieben war…

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Wer wartet, zu dem kommt nur ein Traum…





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Kommentare zu diesem Text


 Rosalinde (13.07.23, 09:51)
Hallo lugarex,

ein bisschen altenfeindlich dein Gedicht, meinst du nicht auch?
Ziemlich erbarmungslos dieses Urteil über einen alten Menschen,
dessen Lebenslauf den Autor nicht in seinem Urteil bekümmert.
Er sieht nur den alten Mann am Fenster, der in seiner Einsamkeit
noch ein wenig Leben auf der Straße mitbekommen will. Mir fehlt diesem Gedicht so ziemlich alles, was es sympathisch machen könnte.

Rosalinde

 lugarex meinte dazu am 14.07.23 um 11:14:

Liebste Rosalinde

Du erteilst falsch,
aber zum Glück sehr milde.
 Mir fehlt diesem Gedicht so ziemlich alles, was es sympathisch machen könnte.

Auch mir fehlt natürlich ziemlich alles!
Bessere Rente, stahlharte Gesundheit. Ausweis Auto wieder fahren dürfen - ärztliches Attest kostet CHF 1'500, ob positiv oder negativ.
Oder wenigsten neues Rollator!
Wieder Schreiben mit rechten Hand, auch ev. wieder mit Recht zeichnen können.
Wieder wie ein Gesunder zu ticken,
ab und zu nach Lust und Laune f..., fragen, Antworten haben.
Statt mit Stöcken frei laufen können.
 altenfeindlich dein Gedicht
Ist ja nur logisch, muss so sein! -- es handelt sich um mich selbst! (s. Autoportrait)
In elf Tagen bin ich Achtzig also schon ("ächt") (ACHT) ranzig...
elgö luga

 Rosalinde antwortete darauf am 14.07.23 um 13:53:
Lieber Elgö Luga,

das wollt ich nicht, entschuldige. Ich wusste ja nicht, dass das kein fiktives Gedicht ist, sondern autobiographisch. 
Vielleicht sollte man so etwas immer mitteilen. Das ist mir wirklich peinlich. Da sehe ich das Gedicht natürlich völlig anders. Das Gedicht ist in der 3. Person geschrieben, da habe ich natürlich gedacht, du bist in junger Spund und willst nicht alt werden. Aber um seine Rechte muss man auch oder gerade im Alter kämpfen. Ich hoffe, du hast jemanden, der dir zur Seite steht. 

Wir haben hier im Stadtbezirk ein Heim, in dem alte und kranke Leute, darunter auch verwirrte psychisch Kranke leben. Man kann sie öfter auf der Straße sehen, sie reden Vorübergehende an, manchmal betteln sie auch um einen Euro für Kaffee. Ich habe das Erschrecken in den Gesichtern der Straßenpassanten gesehen, wenn sie von ihnen angesprochen wurden, und oftmals gehen sie weiter,
als ob der Kranke sie belästigt hätte. Alt werden wolle alle, aber nur nicht alt sein. Sie wollen das Elend gar nicht sehen. Sie begreifen es und ahnen, dass es auch auf sie warten könnte. 

Ich wünsche dir viel Mut und Selbstbewusstsein, um mit
deiner Situation umgehen zu können. Und ich denke, das hast du, denn sonst würdest du keine Gedichte schreiben.

Lieben Gruß, Rosalinde
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