Ode an das Blei - (Periodensystem Poesie)

Werbetext zum Thema Wissenschaft

von  Gabyi

Schau dich nur um
schwer - plump - Plumbum
höre den Schrei - graues Blei
du machst aggressiv und dumm

In Farben als Bleiweiß
in Bleistiften dereinst
selbst die Gutenberg-Stiftung
begann mit Bleivergiftung

Denn die Buchdruckkunst
brauchte der Bleilettern Gunst
Setzkästen mussten her
jeder Buchstabe wog schwer

Orakel des Bleigießens künden überall
du schimmerst in Bleiglanz und Bleikristall
stumpf bist du im Pulver und im Schrot
und in Munition - schwarz wie der Tod

Auf bleiernen Füßen schleppst
du dich durch dein Leben
doch vielleicht lebte keiner mehr
hätt' es kein Blei gegeben

Mit Dichte und 1/r zum Quadrat verschmäht
Blei weder Röntgen-Strahlen noch Radioaktivität
Du rettest damit viele Leben
d'rum soll es dich Blei immer geben



von Claude Le Heurteur in der LE 2004 inspiriert, ein weiteres Blei-Gedicht zu verfassen



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Kommentare zu diesem Text


 Rosalinde (13.07.23, 09:24)
Hallo Gabyi,

wie jedes Ding auf der Welt hat auch das Blei zwei Seiten, eine, die nützlich ist und die du beschreibst, die andere, die schweres Leiden schafft, die du aber nicht erwähnst. So starben Menschen bis ins 19. Jahrhundert an Bleivergiftung wegen bleierner Wasserrohre, und Ärzte kamen erst sehr spät auf diese gehäufte Todesursache.
Wenigstens aber erwähnst du den Einsatz von Blei als Munition.

Nun stufst du dein Gedicht als Ode ein. Eine Ode ist ein feierliches Gedicht, in einer sehr gehobenen Sprache. Nun gehört ausgerechnet das Gebiet der Wissenschaft nicht zu den Themen, denen eine Ode zukommt. Oden kann man in die Gebiete Liebe, Natur, Gott und auch Vaterland usw. einordnen, also neben der Sprache auch "gehobene" Themen. Du hast es versucht, aus dem angestammten Themenkreis der Ode auszubrechen, der Mut zumindest ist anerkennenswert. 

Was das Sprachliche angeht, so kann ich eine gehobene Sprache nicht eigentlich erkennen, und auch metrisch scheint mir nicht alles durchgehend eingehalten. Nenn deine Ode ein Gedicht, dann geht sie für mich durch, wenn du auch die Dialektik der zwei Seiten nicht beachtet hast. Du weißt, wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten, und zum Lob gehört auch immer ein Pferdefüßchen, erst dann bekommt ein Ding Ernsthaftigkeit und Würde wegen der Wahrhaftigkeit. Plumbum gehört für mich zu jenen unbedichtbaren Materialien, von denen ich meine, darauf müsse man erst mal kommen, auf es eine Ode zu schreiben, denn dann könnte man auch die Vorzüge eines Fensterriegels bedichten, besonders dann, wenn man parterre wohnt. 

Insgesamt werte ich das obige Gedicht als Versuch, der aber noch einige Überarbeitungen verdient.

Rosalinde

 LotharAtzert meinte dazu am 13.07.23 um 09:49:
Eventuell hülfe Plumbum metallicum D12?

Lothar

 Gabyi antwortete darauf am 13.07.23 um 11:21:
@Rosalimde
glaube, wir hatten schon einmal das Vergnügen ;)
Schön, dass du dich so ausführlich an meiner sogenannten Ode abgearbeitet hast. Wenn ich nichts anderes in deinem Portrait gelesen hätte, würde ich glatt glauben, du seist eine Lehrerin. Aber nun gut.
Ich hingegen bin zertifizierte Naturwissenschaftlerin (Diplom, Diss.) und weiß, wovon ich rede. Habe auch mal 3 Semester Germanisti studiert und fand das komplett überbewertet.
Das nur zur Info.
Der Text stand übrigens unter der Rubrik Werbung.

Gabyi 
(setzt sich zusammen aus den Elementen Gallium, Bor, Yterbium und Iod.)

Antwort geändert am 13.07.2023 um 11:23 Uhr

 Gabyi schrieb daraufhin am 13.07.23 um 11:25:
danke lugarex für die Empfehlung :)

@Lothar: du weißt doch, Homöopathie gehört verboten.

danke minimum für deine Empfehlung :)

Antwort geändert am 13.07.2023 um 12:01 Uhr

 Rosalinde äußerte darauf am 13.07.23 um 12:32:
Gabyi, na ja, als diplomierte Naturwissenschaftlerin tut man sich mit der popligen Lyrik schon ein bisschen schwer. Ich aber habe meine Ansicht aber nicht zu deinem Diplom geäußert, sondern zu deinem Gedicht bzw. zu deiner Ode. Was die Werbung angeht - was hat dein Text mit Werbung zu tun? Sollen sich die Leute heute jede Menge Blei in den Keller stapeln, sozusagen auf Vorrat? Allerdings, die Zeiten sind schlecht, es geht abwärts. Sehr vorsorglich, in Krisenzeiten ist alles brauchbar, da gilt es, an die noch schlechtere Zukunft zu denken. Und wenn du sogar noch in die Germanistik reingerochen hast, dann weißt du ja, was da für ein Müll gelehrt wird. Bis zur Ode hast du es offensichtlich nicht geschafft? Aber der Prüfstein ist immer die Praxis.

Rosalinde

 Gabyi ergänzte dazu am 13.07.23 um 14:22:
popelige Lyrik würde ich nie sagen. Habe die Ode (20 Jahre alt) nur hervorgeholt, um eine Diskussion mit einem KV-Mitglied über die 4.Gruppe zu untermauern. Es ist dieselbe Gruppe, in der Kohlenstoff und Silizium stehen. In Germanistik hörte ich übrigens nach der Zwischenprüfung (langweilig) auf, um fortan, aber das sagte ich ja bereits...
Mein Großonkel starb übrigens an Bleibvergiftung. Dazu passt dann auch der Text: Der alte Mann und sein Zimmer ;)
Und auch die Bedeutung von Begriffen (Ode) kann sich im Laufe der Zeit mal ändern.
Gabyi

 Graeculus meinte dazu am 13.07.23 um 14:30:
Ich (Nicht-Germanist) möchte auf die Bezeichnung "Ode" nicht so viel Wert legen ... zumal hier die Genres oft ironisch und völlig bedenkenlos gewählt werden.
Was mir sehr gefällt, ist diese Idee, die chemischen Elemente poetisch vorzustellen. Sowas habe ich noch nie gelesen, das erscheint mir sehr originell.

 Graeculus meinte dazu am 13.07.23 um 14:34:
Mir fällt auf, daß der Beruf des Schriftsetzers wohl weitgehend ausgestorben sein dürfte. Die hatten ihren eigenen Humor: "Der Schriftsteller darf sitzen, der Schriftsetzer muß stehen."

Die Bleikammern in Venedig kennst Du? Bleivergiftung als Hinrichtungsart.

Kannst Du das einem Laien kurz erklären, warum Röntgen- und radioaktive Strahlen nicht durch Blei gehen?
(Die Bleischürze bei Röntgenaufnahmen kenne ich.)

 Gabyi meinte dazu am 13.07.23 um 14:51:
Mein Bruder hat den Beruf des Schriftsetzers erlernt (um danach eine Kunsthochschule zu besuchen). 
Die Bleikammern in Venedig kannte ich noch nicht. Als Hinrichtungsmethode - gruselig.
Als Physikochemikerin sollte ich in der Lage sein, deine Frage zu beantworten. Schicke dir eine PN dazu
Im Internet findet man auch dazu einiges.

Danke für deine Empfehlung *freu* :)

Antwort geändert am 13.07.2023 um 14:54 Uhr

 Dieter Wal meinte dazu am 14.07.23 um 08:04:
Was mir sehr gefällt, ist diese Idee, die chemischen Elemente poetisch vorzustellen. Sowas habe ich noch nie gelesen, das erscheint mir sehr originell.
@Graeculus, Gabyi: Unbedingt davon, ob die Gedichte im Einzelnen immer 100% gelungene Meisterwerke sein mögen oder weniger.  Allein der Plot ist bereits lobenswert. Den dürfte es so bisher noch nie sonst gegeben haben. Vielleicht bemüht sich die Autorin ja um einen seriösen Verlag, in dem sich ein Lektor findet, die oder der mit ihr die Texte lektoriert? Sie dürften dabei sehr gewinnen.

 Gabyi meinte dazu am 16.07.23 um 13:50:
Hallo Dieter Wal, 
das haben schon einige zu mir und über meine Periodensystem-Texte gesagt. Ich habe gezögert, weil ich keine Lust hatte, mit Lektoren über Naturwissenschaft zu debattieren. Ich kenne sowohl Germanisten als auch Naturwissenschaftler. Zu Letzteren habe ich ein eher entspannteres Verhältnis. Vielleicht könnte ich es dennoch probieren. Der Grund übrigens, warum ich das alles geschrieben hatte, war die Beobachtung, dass die Presse ca. 2002 schrieb, dass Helium brennt. Stimmt aber gar nicht. Es waren nur Fake News, die eine bestimmte Absicht verfolgten. So schrieb ich "Helium".
Danke für deine Einschätzung.

LG Gabyi

 Graeculus meinte dazu am 16.07.23 um 14:50:
Wenn die Deutschen an Helium gekommen wären, wäre die "Hindenburg" nicht in Brand geraten. Aber sie mußten sich mit Wasserstoff begnügen.
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