Ungebunden

Gedicht zum Thema Aufbruch

von  Janna


Ich war ein weißes Blatt Papier,
ganz glatt und unliniert.
Die ersten Jahre hat man mir
die Fläche zart verziert.
Man band mich in ein Buch hinein,
ich hatte Atemnot.
Sie sagten mir, das müsse sein,
so lautet das Gebot.
Selbst fremde Hände griffen mich
und blätterten mich um.
Ich fand sie derb und widerlich
und blieb doch meistens stumm.
Die Ecken wurden mir geknickt,
ein Stempel aufgedrückt.
Weil sich das für ein Blatt so schickt
hab ich mich meist gefügt.
Dann kam der erste Fluchtversuch:
Ich riss mich los und ließ mich treiben.
Zur Hölle mit dem fremden Buch,
ich will mich selber schreiben!



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Kommentare zu diesem Text


 uwesch (10.09.23, 09:09)
Ein aufschlussreiches Blatt-Werk. LG Uwe

 Janna meinte dazu am 14.09.23 um 16:42:
Vielen Dank, Uwe und liebe Grüße

Janna

 niemand (10.09.23, 11:13)
Dieses Gedicht, liebe Janna, ist Dir mal wieder, vom Titel, bis hin zum Ende
voll gelungen. Die Idee, das was andere mit einem machen möchten, wie sie einen gerne sähen, wie sie einen fortdauernd beeinflußen möchten, korrigieren
und in ihre Art der Betrachtung einbinden, die hast Du sehr gut mit einem Buch
verglichen, das letztendlich, so man sie weiter machen lässt und sich fügt, nicht mehr das eigene Werk bleiben kann. Da hilft letztlich nur eines, wie Du am Ende schreibst und zwar das "sich losreissen" und selber dorthin treiben (schreiben) wo man hin möchte. Das Ganze kann man sehr gut auf die gesellschaftliche, mitmenschliche Beeinflußung übertragen, wie auch auf die "dichterische", die Schreibende. Grade auf diesem Gebiet kommen immer mehr selbstherrliche Kritikaster auf, die mit konstruktiver Kritik wenig am Hut habe,
aber durch fortdauerndes Senfen ihre privaten Probleme gerne aufarbeiten möchten. Mit lieben Grüßen in Deinen Sonntag hinein, Irene :)

 Janna antwortete darauf am 14.09.23 um 16:46:
Vielen Dank, liebe Irene. Ich freue mich sehr, dass dir das Gedicht gefällt. Ja, es nimmt ja auch nie ein Ende. Eine wohlmeinende Kritik mag hilfreich sein, wenn sie ehrlich gemeint ist. Aber oft steckt ja auch der Versuch dahiner, andere runter zu machen, um sich selbst besser zu fühlen oder vermeintlich besser da zu stehen. Letzteres ist aber sehr durchschaubar.  :D

Ich wünsche dir einen schönen Abend!

Liebe Grüße

Janna

 diestelzie (10.09.23, 15:24)
Ein Neugeborenes ist wie ein weißes Blatt Papier. Was später daraus wird, liegt in unserer Hand.
Sehr schöne Idee, liebe Janna.

Liebe Grüße
Kerstin

 Janna schrieb daraufhin am 14.09.23 um 16:49:
Hallo Kerstin,

leider nicht immer. Ich denke da an Kinder, die so indoktriniert sind, dass sie wie Roboter funktionieren, bzw. bestimmte Mechanismen erst einmal entdeckt werden müssen. Sonst sicher.

Vielen Dank, Kerstin und liebe Grüße

Janna
Agnete (66)
(10.09.23, 18:56)
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 Janna äußerte darauf am 14.09.23 um 16:50:
<3

Dankeschön, liebe Agnete.

 Mondscheinsonate (11.09.23, 04:35)
Meisterlich!

 plotzn (11.09.23, 09:15)
Schönes Gleichnis über Vereinnahmung und Befreiung, liebe Janna.

Als Kind kann man sich noch nicht so gut dagegen wehren. Umso wichtiger, dass man es später dann schafft.

Herzliche Grüße
Stefan
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